Montag, 3. September 2012

TEKKEN

OT: Tekken |88 Min | FSK 18 (Uncut)
VÖ: bereits erhältlich (DVD / BD / VOD)
©Splendid
oder: Beat down a Beat`em up 101

Live Action Movie. Das ist für jeden Filmrezensenten (oder generell Filmfreund) erstmal böse. Böse deshalb, weil dies meistens heißt, dass es für den zu schauenden Film eine erfolgreiche Videospiel-, Comic-, Anime- oder sonstwie gezeichnete, gerenderte oder animierte Vorlage gab die nicht IMMER durch ihre Story besticht. Gerade bei Videospielen ist es natürlich besonders raffiniert, die zockenden Fans mit dem Titel ihres Lieblingsgames in die Säle zu locken. Das Problem dabei ist oft, dass die Erwartungen der Fans nicht eingehalten werden können. Die ursprüngliche Story wird nicht berücksichtigt, heißgeliebte Spielfiguren bleiben unbeachtet oder, oder, oder. Die Gründe sind mannigfaltig, das Ergebnis ist es oft nicht. Gerade im Bereich des klassischen Prügelspiels ("Beat`em up"), in dem es primär darum geht, extravagante Charaktere mit ausgefallenden Moves gegeneinander antreten zu lassen, kommt es in der Filmwelt immer wieder zu Irritationen. Hanebüchene Plots werden um die Figuren herumgebastelt, damit aus der Polygonen-Vorlage großes Drama wird . Dwight H. Little, Regisseur von Filmen wie "Halloween IV" und "Free Willy 2", hat sich diesmal an eine Videospielverfilmung gewagt. Mutigerweise hat er sich direkt den heiligen Gral des digitalen Gekloppes vorgenommen: Tekken. Der Grund vieler schlafloser Nächte und kaputter Haushaltsgegenstände. Ich hab mir für euch die DVD besorgt und mich selbst in den Sessel geprügelt, um euch von Folgendem zu berichten...


Story
Tekken! In einer dystopisch anmutenden Zukunft hat die Welt die einzelnen Territorien unter verschiedenen Gesellschaften aufgeteilt. Eine davon ist die Tekken-Corp (!) in Tekken-City (!!). Das Volk wird vom Tekken-Broadcasting (!!!) bespaßt, welches regelmäßig die Tekken-Open-Cell-Kämpfe (!!!!) überträgt, während durch die Straßen die Tekken-Jackhammers (!!!!!) patroulieren. Während unser angehender und fast ausgewachsener Protagonist Jin Kazama durch die kontrastarmen, farbgefilterten Straßen läuft und seinem rebellischem Drang nach Schmuggel-Schoki und Tekken-Dollars (!!!!!!) in Dauer-Slo-Mo nachjagt, wird dessen Mutter aus dem Skript totgeschrieben. Der olle Lausebengel nimmt also am offenen Kampfabend in der Stamm-Eck-Kneipe teil, besiegt den Dauerchampion Marshall Law und wird kurzerhand von Ex-Box-Profi Steve Fox (Teilzeit-Sänger "Luke Goss") protègiert. Er nimmt am "Iron Fist" (jap.: TEKKEN !!!!!!!) teil und trifft allerhand kautzige Gestalten, die ihm alle an die Wäsche wollen - inklusive einer Dame namens Christie Monteiro, die dort auch wirklich rankommt.

Review
Schlumpf! Würde man das Wort "TEKKEN" gegen "Schlumpf" austauschen, hätte der Film zwei Vorteile. Erstens: Die Story würde wieder Sinn machen. Zweitens: Es wäre angenehmer anzuschauen. Natürlich werden die Zelluloid-Liberalen sagen: "Naja - wenn ich eine Videospielverfilmung schaue, darf ich eben nicht zu viel erwarten!" Und da gehe ich selbstverständlich konform und gebe mein "Dito". Als ich mir damals die Live-Action-Gurken Street Fighter - Die entscheidende Schlacht und Mortal Kombat angesehen habe musste ich mehr schmunzeln als alles andere. Zu drollig waren Van Damme, Kyle Minogue (Ja DIE!) und der grunzende Hulk-Verschnitt alias Blanka in ihren Street Fighter-Rollen. Alles roch in diesem `94er Streifen nach Trash. Ausstattung, Dialoge und die unausgesprochene Gewissheit, dass man sich selbst nicht zu ernst nahm.

Mortal Kombat hatte vorallem engagierte Darsteller. Christopher Lambert schaffte es, selbst einer Videospieleverfilmung wie dieser seinen silberblickigen Stempel aufzudrücken. Die Macher klammerten sehr an den Original-Figuren, aber eben so rührend bemüht, dass zumindest die Fans des Spiels ununterbrochen einen Aha-Moment gehabt hatten. Dazu kam die Musik. OH MEIN GOTT war die heiß (- unten findet Ihr das Theme ^_^). Die schmetternd-technoesken Sounds zu dem "MOORTAAAAAL KOOOMBAAAAAAT" machten immer wieder Lust auf den Film und die Games. Und im Endeffekt ist es doch das Beste, wenn man nach dem Film auch wieder Lust auf die Vorlage bekommt.

Nun, das Selbe passiert zwar auch bei der Tekken-Verfilmung - aber leider eher aus post-traumatischen Gründen. Nach dem Abspann willst Du zitternd und geschockt, von soviel filmischer Abart, einfach nicht glauben, was da eben gelaufen ist. Lieber flüchtet man sich wieder in die gewohnten Welten der Vorlage zurück. Dabei gab es gute Vorraussetzungen für den hier vorliegenden Streifen. Die Vorlage bot, mittlerweile sechs Teile (+diverse Ableger u. Crossover) umfassend, ausreichend Storyfutter für die Schreiberlinge. Die angeheuerten Schauspieler sind allesamt keine Oscarpreisträger, in der B-Movie-Szene aber durchaus bekannt. Auf der Besetzungscouch...ähm...Liste stehen unter anderem Cary-Hiroyuki Tagawa (Shao Khan aus Mortal Kombat), Capoeira-Liebling Lateef Crowder und Ian Anthony Dale (nebendarstellert sich aktuell durch die Crime-Serienlandschaft). Nicht zu vergessen, einen Experten für günstige "Auf die Fresse hau"-Filmchen Gary Daniels (u.a. The Expendables). Warum also konnte aus diesen ganzen guten Zutaten ein Film werden, der weder Mensch noch Über-Mensch begeistern kann? Im Prinzip ist die Antwort einfach: Wenn Du ein Haufen Erdbeeren hast - VERSUCH KEINEN APFELKUCHEN ZU MACHEN! Und genau das scheint TEKKEN versucht zu haben. Der Streifen ist zwar ein Meister darin, ständig irgendwelche Namen in den Raum zu werfen und dem armen Zuschauer videospielartige Ankündigungen vor den Latz zu knallen, doch mehr als eben Diese kommen dann leider doch nicht zustande. So scheint Bryan Fury ein Cyborg zu sein - zu sehen bekommen wir leider nix.

Lieblings-Samurai Yoshimitsu wird knackig introduced, um nach drei Minuten Screentime eines unwürdigen Script-Todes zu sterben. Überhaupt scheint man die Figurenauswahl eher danach getroffen zu haben, welche Spielcharaktere man am attraktivsten besetzen könnte. Charaktere wie Anna & Nina Williams, welche bei Gamern auf Grund ihres betont effektiven Kampfstils so beliebt sind, dürfen hier kurz ihre engen Suits in die Linse halten und fertig. Christie Monteiro, im Game Capoeira-Champi[g]non, darf hier treten und schlagen wie -und das soll nicht sexistisch klingen- ein Mädchen. Schade. Genau DIE extravaganten Charaktere, welche Tekken seinen Charme verleihen, fehlen leider zur Gänze. Da wartet der geneigte Knöpfchendrücker auf prügelnde Pandas und kickende Kängurus, Arnie-artige Androiden und listige Luchadores mit Puma-Maske und bekommt ca. sechs austauschbare Gestalten, die für einen durchschnittlich guten Martial-Arts-Film zu tuckig angezogen und für das vorliegende Projekt einfach zu lahm in Szene gesetzt worden sind.

Um überhaupt noch an das Fanchise anknüpfen zu können, werden Selbstverständlichkeiten als Eye-Catcher präsentiert. 10 Minuten lange Sequenzen über Powerhandschuhe und Jogginghosen, nur um zu rechtfertigen dass unser Jungchen nicht mit dreckigen Klamotten in den Ring stiefelt. Dem Film hätte es bestimmt gut getan, wenn man statt diesem Pseudo-Drehbuch den Darstellern einfach die Booklets der Spiele zu lesen gegeben hätte. Wie üblich heutzutage ist rein technisch nichts auszusetzen. Bildqualität, Schnitt und Musik sind ordentlich ... ordentlich standart. Die Ausstattung ist überraschend gut. Das Setting passt dann auch zu dem übrigen Film. Ungewollt komisch, unpassend düster und wo man auch hinschaut zu große Löcher in der Fassade!

Fazit
TEKKEN-Fans wird hier ordentlich ins Gesicht geschlagen. Alle Kenner des Franchises werden enttäuscht sein - denn außer den Namen stimmt hier nichts überein. Kampfsport-Freunde verzweifeln an den kurzen, zu inszeniert wirkenden Kampfeinlagen, die wie der Rest des Flics mehr Schein als Sein sind. Ein kurzer Tip von mir an den Cutter: Close-Ups bitte nur einsetzen, wenn es Sinn macht - sonst geht`s schnell auf den Sack, gerade bei Battles.

Wer gerne alles im Schrank hat, was den Namen Tekken trägt, sei dazu angehalten drei Monate zu warten, dann nämlich sollte der Silberling für`n paar Mark Fuffzig beim Discount um die Ecke in der Grabbelbox liegen.

In diesem Sinne,
PowerFistendes Cheerio und viel Spaß bei Eurer nächsten Klopperei

Euer Rob

Trailer zu Tekken


Mortal Kombat Theme

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