Donnerstag, 20. Dezember 2012

Sinister





...oder:  
Homevideos sind scheiße! - Part 26


Die kalte Jahreszeit bringt dieses Jahr, neben dem vorweihnachtlichen üblichen Schmus, eine handvoll Horrorfilme ins Kino. "Paranormal 4ctivity", "The Apparition" [Review folgt!], "Possession" und eben auch den hier beschworenen "Sinister". Seit "SAW VII - Vollendung" hat sich das Torture-Porn-Genre wieder in den Heimvideomarkt verkrümelt und auf der Leinwand stellt das fröhliche Abtrennen von Extremitäten nicht mehr DIE Definition von Horror dar. So weit so gut. Interessant das ausgerechnet der Vater ebengenannter "Ich will ein Spiel spielen..." - Filmreihe, James Wan, mit "Insidious" den klassischen Grusel / Haunted House - Film reanimierte und gleichzeitig bewies dass ein Genrefilm ohne Blut, Jumpscares oder diverse Körperflüssigkeiten auskommt. Eine, im Rahmen der Thematik, intelligente Geschichte, authentische Figuren, ein Gänsehaut-Soundtrack und ein einfallsreicher Plottwist am Un-Happy End. Schöner Film. Punkt! Ausgehend davon ist natürlich der Aufmacher "From The Producer Of 'Paranormal Activity' And 'Insidious'" [Anm.: Jason Blum] geschickt gewählt, waren doch beide Filme ein Garant für feuchte Hände, nasse Sitze und volle Kassen. Auch ein Ethan Hawke ist per se nie eine schlechte Wahl, bewies er von der Vampirapocalypse in "Daybreakers" über das Milieu-Drama "Brooklyn`s Finest" bis hin zu der TV-Miniserie "Moby Dick", dass er im Prinzip überall zu hause ist. Seine Darstellung brillieren dabei nie, reichen wohl aber immer zu diesem gewissen "Der war doch auch schon bei..." - Effekt. Seit vor vielen Wochen die ersten Teaser und Trailer zu "Sinister" auftauchten war ich Feuer und Flamme für diesen Film. Sofort strahlte er diese unheimliche Atmosphäre aus, welche mir auch bei "Insidious" schon von Anfang an eine Erpelpelle verpasst hatte. Für Euch habe ich mich auf Spurensuche begeben, nach dem Wer, Wie und vorallem dem WAS!


Die Story

True Crime - Autor Ellison Oswalt (Hawke) zieht mit seiner Familie in ein Haus, in dem die Vorbesitzer wenige Monate zuvor ein grausamer Tod ereilte. Frau und Kinder erweisen sich recht schnell als ziemliche Meckergestalten und so sucht Ellison des nächtens Inspiration auf dem Dachboden. Die dort gefundenen Super 8 - Homevideos welche, neben beschaulicher Familieidylle, auch direkt noch die Hinrichtung der Familie beherbergen, verschaffen dem Autor neben der erhofften Inspiration auch noch eine übersteigerte Obsession. Unser Protagonist trifft während der manischen Suche nach der Wahrheit, über den Verbleib der einzelnen Kinder, auf eine seltsame Gestalt die offensichtlich in Zusammenhang mit den Morden steht. Mehrere Skype-Sessions mit dem Pummelchen-Professor Jonas (Vincent D`Onofrio) später weiß man dann auch dass es sich um die heidnische Gottheit "Bughuul" - eine Art Gothic-Ronald McDonald mit Vorliebe für Kinderseelen - handelt, welche in ihren eigenen Abbildungen lebt. Ab da wird auch Oswalts Familie von Bughuul heimgesucht und auch Ellison selbst verändert sich - in bester Shining-Referenz - von Tag zu Tag mehr.


Review

Schema F könnte ich jetzt sagen. Haus, Familie, Pappa und Gespenster. Seit vielen vielen Jahren funktionieren eine Vielzahl an Grusel- und Horrorfilmen nach diesem Aufbau. Kubricks "Shining", Hoopers "Poltergeist", Wans "Insidious", Zemeckis´ "13 Geister" oder eben in neuerer Zeit auch Oren Pelis "Paranormal Activity", welcher nebenbei noch eine wahre Kaskade an Found Footage - Horrorschrott nach sich zog. Sie alle funktionieren - mal mehr, mal weniger gut - nach dem oben genannten Schema. "Sinister" versucht dabei nicht sich von seinen geistigen Vorgängern abzugrenzen. Doch kommen wir vorher zur Pflichtübung, der Technik. Und dabei bleiben wir kurz und bündig. Die Farben sind gedeckt, das Bild ist einwandfrei. Auch die Homevideos wirken authentisch alt und tragen die Stimmung des Films zu einem großen Teil. Der Schnitt ist stimmig Andererseits kann der Cutter nicht allzuviele Freiheiten gehabt haben. Die meisten Szenen beginnen mit Ethan Hawke der einen Raum betritt - mit einem Baseballschläger, einem Super 8 Film oder einem seiner zwei Blagen. Die Kamera ist überwiegend statisch. Kamerafahrten gibt es kaum, dafür scheint Regisseur Scott Derrickson ein Fan von Close Ups zu sein. Das Anknipsen des Projektors, das Sichten der Unterlagen, das Wandgemale des Nachwuchses - bei allem ist die Kamera so nah dran dass man dem Darsteller problemlos in der Nase bohren könnte. Ab und an gönnt man dem Publikum eine Halbtotale zum Luftholen. Ansonsten ist die Inszenierung solide und gewohnt. Die Geisterkinder tauchen immer mal hier und da auf, haben SELBSTVERTÜRLICH schwarze Augenringe und sehen alles in allem ungesund aus. Standbilder bewegen sich plötzlich und wenn irgendwas anderes außer dem Frühstück passiert kann damit gerechnet werden dass ein passender Scream-Geräuscheffekt den Schreckmoment begleiten wird - so weiß der doofe Zuschauer wenigstens genau wann man sich gruseln darf! Rein soundtechnisch darf man keine großen Sprünge erwarten. Knister-, Knack- und Keuchgeräusche wechseln sich mit einem 0815 - Score und Trommelgesängen ab. Wer Letzteren in ausgerechnet diesem Film haben wollte weiß ich nicht, aber auf seinem/ihrem Kopf würde ich auch gerne Trommel spielen. Trotz allem hatte die Ausgangsbasis durchaus Potential. Das Drehbuch ist das einzige was dem Ganzen Steine in den Weg legt. Die Figuren bräuchten die Sympathie des Publikums - bekommen Sie aber nicht. Den Sohn möchte man nach 20 Minuten nur noch mit dem Kochlöffel bearbeiten, die Tochter bekommt zu wenig Screentime um ihr den Twist am Ende zu widmen und die Frau ist wie immer die Zicke für Kind und Herd. Stereotype par excellence. Dazu kommt dass man sich nicht richtig entscheiden konnte auf was man nun den Focus legt. Die Snuff-Filme, die psychische Veränderung des Vaters, Bughuul der Seelenfresser oder wird das ganze vielleicht doch suspense, wenn die toten Kinder HINTER dem Vater herumtoben? Der Film schafft es bis zum Schluss sich auf vielen Wegen gleichzeitig zu verlaufen. Dabei schafft er es seine Figuren - bis auf den Protagonisten - so stiefmütterlich zu behandeln dass einem deren Verbleib am Ende auch einfach egal ist. Respekt! Öffnet ein Film so viele Türen, sollte er sich nach Hälfte des Films entscheiden durch welche er laufen möchte. Stattdessen wählt er die abstruseste Variante und flieht durch das Fenster hinaus in die Mittelmäßigkeit.


Fazit:

Sinister stellt tatsächlich eine Mischung aus "Insidious" und "Paranormal Activity" dar. Hounted House meets Found Snuff Footage. Nette Idee mit solider Inszenierung und einem engagierten Ethan Hawke, dafür mit blassen Nebendarstellern (und damit sind nicht die toten Kinder gemeint!) und einigen Plotschwächen.

Nicht DER neue Impuls fürs Genre, aber für Freunde von Grusel-Schonkost durchaus mal den ermäßigten Preis einer Kinokarte wert.

In diesem Sinne,
Seelenfressendes Cheerio und viel Spaß bei Eurem nächsten Kinofilm.

Euer Robert


Trailer zum Film: 
 

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