Montag, 1. Juli 2013

Man of Steel


oder:
Superbeschissene Kindheit – Die Story von Karl L.

2006 flog ein blau-rotes Pomadenzäpfchen über die Leinwand. Mit Superman Returns, inszenierte X-Men-Regie-Fetischist Bryan Singer eine geistige Fortsetzung zum 1980 erschienen Superman II – Allein gegen alle (mit Kräuselschnute Christopher Reeve). Finanziell und bei vielen Kritikern floppte der Film. Dies kann viele Gründe haben, hatte aber tatsächlich wahrscheinlich nur einen: Er war pottenlangweilig. Superman vs. Lex Luthor. Kryptonit ist scheiße – jetzt wussten wir es auch. Danke! Das Zauberwort für das angeknackste Franchise hieß – wie heutzutage üblich – Reboot. Das tapfere Zac Snyderlein nahm auf dem Klappstuhl platz während The Dark Knight – Regisseur Christopher Nolan als Pizza Funghi...pardon, als Produzent fungierte. Ob bei diesem Gespann überhaupt was schief gehen kann? Um das zu klären habe ich meine blauen Superman-Gedenkboxershorts angezogen und bin in die kryptonischen Sessel geflogen.


Story

Ein stinknormaler Tag auf Krypton. Russel Crowe (alias Jor-El) steht vor dem Ältestenrat und sozialkritisiert gerade, dass dank der Ausbeutung des Planeten, dessen Kern kurz vorm Zerbröseln steht. Beim Schlussplädoyer randaliert General Zod (Michael Shannon) plötzlich herum, gibt Jor-El aber wenigstens so viel Screentime um seinem frischgeborenen Spross Kal-El die Gendatenbank des gesamten Planeten einzupflanzen und unter lautem wuuusch und kaschremml Richtung Erde zu schießen. Zod und seine Schergen werden unterdessen festgenagelt und in die 'Phantomzone' verfrachtet. Pünktlich zum Filmstart kommen sie zum Glück wieder frei und wollen auch direkt auf der Erde herumterraformen...doch da hat Kal-El alias Clark Kent alias Superman alias Henry Cavill noch ein Wörtchen mitzureden.


Review

Normalerweise würde der Reviewteil anfangen mit einer Phrase wie "Es sind große Fußstapfen in die die Macher da steigen" – doch um ehrlich zu sein, stimmt das gar nicht. Man of Steel versucht erst gar nicht an andere Supermanfilme anzuknüpfen, irgendwem zu huldigen oder dergleichen. Drehbuchautor David S. Goyer, der auch schon an The Dark Knight Rises mitgeschrieben, aber auch Ghost Rider: Spirit of Vengeance verbrochen hat entwarf ein Original-Szenario für den Stählernen und macht ihn, ähnlich wie bei dem Dunklen Ritter, greifbarer als jemals zuvor - auch wenn uns hier defakto ein Story-Hybrid aus Star Trek, Spider-Man und Independence Day kredenzt wird. 'Mit großer Macht...', ihr kennt den Rest. Doch zunächst ein kurzer Schwenk zurück zur Technik.

Pompös und gigantomanisch wartet der Film mit allerlei digitalem Killefitz auf – und das in einem Maße, dass einem der eine oder andere Gesichtszug entgleisen wird. Schön das Zac Snyder nun auch Lensflare für sich entdeckt hat und Wackelkameras mit Spontan-Zooms die Authentizität zu steigern versuchen (DANKE, STAR TREK!). In der Montage war man da ebenso riegeroß und hatte offensichtlich die Auswahl zwischen einer Supertotalen und einem Close-Up. Dazwischen kommt nicht viel. Die Kameraarbeit bewerte ich ungerne bei diesem Grad an Postproduction, in welchem auch – wie erwähnt – Schwenks und Zooms digital erzeugt wurden.

Appropos erzeugen (genialer Übergang!). Mit Hilfe der sprunghaften Erzählstrategie erzeugt der Film einen deutlich melancholischeren Grundtenor als seine Vorgänger. Vorbei scheinen die Zeiten des Saubermanns. Hier wird uns ein von Selbstzweifeln geplagter und durchaus angreifbarer Kryptonier präsentiert, welcher ganz offensichtlich ob Hitzblick und Möglichkeit zum Superquickie die Mütze gestrichen voll hat von seinem Leben. Cavill selbst steckt sattelfest in der Rolle. Manchmal zu pathetisch im Cape – das liegt vielleicht aber in der Natur der Rolle selbst. Auch die hübscheste Stubsnase der Leinwand, Amy Adams alias Lois Lane, passt sich wunderbar ein ins Gesamtgefüge und ist dabei tough aber weniger rührseelig als Heulboje Kate Boshworth 2006 und 1000 Mal sympathischer als das zickige Flintenweib Margot Kidder in der 1970er Variante. Dass die TV – Lois Lanese...Lanzen...Lanisten...also Erica Durance (Smallville) und Teri Hatcher (Die Abenteuer von Lois und Clark) ihrerzeit ständig dem eigentlichen Helden die Show stahlen fand ich persönlich schon immer aufdringlich. Zurück zu Man of Steel wissen hier hingegen auch die Nebenrollen zu überzeugen. Laurence Fishburne als Perry White (!) spielt so als würde er gleich wieder irgendwem die rote oder blaue Pille empfehlen und auch Christopher Melonis (Law & Order: SVU) Stirnrunzeln gibt dem kernigen Colonel Hardy den gewissen Schliff. Auf der gegnerischen Seite begegnet uns Michael Shannon als Kinnbartträger mit Lokalpatriotismus General Zod und Antje Traue (das Böse ist wieder deutsch) als dessen rechte Hand mit Dominaattitüde Faora. Ach und da waren noch Kevin Costner und Diane Lane als Adoptiveltern. SOLIDE!

Ich für meinen Teil weiß nun zumindest, wie man aus einem Phantomwandler einen Hyperantrieb bastelt und das Hitzestrahlen aus den Augen arschweh tun müssen.


Fazit

Neben zahlreichen Eastereggs, welche die Zukunft des Franchises ankündigen (LexCorp, Wayne Enterprises) gibt es einen physisch greifbaren Superman (der so übrigens genau einmal im Film genannt wird). Für alle Denkfaulen wird jede Kleinigkeit nochmal filmisch beschildert (Warum, wieso, weshalb). Die Story wirkt, obwohl sie originär ist, abgekupfert. Daran werden sich wohl aber nur Puristen stören. Wer sich sechs Euro sparen möchte, dem sei durchaus die 2D-Version angeraten.

Wem jetzt noch nicht das Höschen tröpft, der darf sich immerhin darauf freuen Russel Crowe zu sehen, der als Hologramm kryptonische Soldaten verarscht.


In diesem Sinne,
weltenwandelndes Cheerio und viel Spaß bei Eurem nächsten Film

Euer Robert


Trailer zum Film

Man of Steel
143 Minuten
FSK 12
USA, 2013

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