Donnerstag, 31. Januar 2013

Gangster Squad



oder:
The Mob, The Cop, The Fleischer

Zombieland war für viele Zuschauer die legitime, amerikanische Antwort auf Shaun of the Dead. Der Titel blieb dem Publikum im Kopf, der Name des Regisseurs nicht zwangsläufig. Ruben Fleischer. Seine Filmografie unterscheidet sich von denen der Zelluloidriesen. Er produzierte nicht einen Blockbuster nach dem anderen, sondern machte ein bisschen in Werbung (McDonald`s, Burger King, etc), produzierte Musikvideos, zwischendurch zwei Kurzfilme und lieferte dann 2009 mit Zombieland sein gefeiertes Debüt ab. Nach der Boxoffice-Gurke 30 Minuten oder weniger haben ihn die Produzenten an eine Film Noir Thematik mit hochkarätigem Cast gelassen. Mit Josh Brolin, Ryan Gosling und Emma Stone haben wir Mainstreamsternchen, Sean Penn darf als Zugpferd herhalten und Nick Nolte plus Robert Patrick beweisen, dass man auch mit Doppelkinn und Bierbauch seinen Zenit nicht zwangsläufig überschritten haben muss. Basierend auf dem Buch Tales from the Gangster Squad inszenierte Fleischer den Versuch eines Film Noir mit Action Ästhetik. Für meine Lieblingsleser habe ich mich in Ultra-Slow-Motion in einen Kinosessel geworfen. PENG!


Story

Mickey Cohen (Penn), aufstrebendes Berufsekel in der Unterwelt des Los Angeles der 40er-Jahre, ist nahezu unantastbar und ein geduldeter Dorn im Auge der korrupten Polizei. Einzig und alleine der Dinosaurier Chief Parker (Nolte) will nicht tatenlos sein und beauftragt Sergeant John O`Mara (Brolin) mit der Zusammenstellung einer verdeckten Spezialeinheit um dem Gangsterboss an den Kragen zu gehen – ohne Fragen, ohne Abzeichen.


Review

Schwer! Ein ganz famoses Vorhaben hatte Fleischer da. Film Noir mit Pulp-Anstrich. Spätestens seit Sin City ist diese Mischung salonfähig. Nach den ersten 15 Minuten hat man keine Zweifel mehr: JA – dieser Film wird großartig. Brutal, rau, dreckig und unzählige andere Adjektive lassen sich finden. Hier und da mal eine Ultra-Zeitlupe mit Close Up. Jawoll. Das ist es. Rezension fertig? Weit gefehlt – leider. Nach dem Erfolg der ersten gelungenen Sequenzen wird der Streifen etwas zu übereifrig. Man könnte meinen Ruben Fleischer hat sich so sehr über die ersten gelungenen Bilder gefreut, dass er gesagt hat „Mehr Zeitlupe, mehr Sprüche, MEHR, MEHR, MEHR!“ Schnell noch Ryan Gosling und Emma Stone eine Affaire ins Buch geschrieben – hat ja schließlich schon bei Crazy Stupid Love funktioniert – und schon ist es eine runde Sache. Denkste. Gangster Squad will retro sein, aber auf Hochglanz poliert – düster, aber mit Pointen – hardboiled, aber verschmust. Man erwartet einen Fleischer, bekommt aber einen Zuckerbäcker. Die Optik wird ein Punkt sein bei dem sich die Geister scheiden. Freunde des artifiziellen Looks werden sich freuen über die CGI gestützte Inszenierung und Kulissen, welche etwas zu modern anmuten als dass sie tatsächlich aus den 40er Jahren stammen könnten. Die Kostüme sind nett anzusehen und fügen sich stimmig in das Setting. Wer allerdings die MakeUpEffects für Sean Penn inne hatte, gehört abgemahnt und zwar gehörig. Filme wie Gangster Squad ziehen ihren Reiz zumeist daraus dass man sich mit mindestens einem der Charaktere identifizieren kann. Ob Mission: Impossible, A-Team, S.W.A.T., The Expendables oder auch jüngst The Avengers – das Muster ist schablonenartig und lässt sich fast mühelos auf die meisten dieser Fillme legen. Protagonist A vs. Antagonist B. A bekommt es alleine nicht hin und stellt daraufhin ein Team zusammen. Jedes Mitglied hat besondere Eigenheiten, Fähigkeiten, Macken, etc., so dass auf jeden Fall für jeden Zuschauer etwas dabei ist. Auch der hier vorliegende Gangster Squad arbeitet nach diesem Muster, ohne neue Ideen einzubringen. Die Motivation der Figuren bleibt oberflächlich, oder noch schlimmer: fadenscheinig. Goslings Charakter Jerry Wooters bekommt eine Sinnkrise weil der Lieblingsschuhwichsjunge hopps geht, Abhörexperte Conwell Keeler (Giovanni Ribisi, u.a. Ted) ist einfach patriotisch und begibt sich deshalb in die Höhle des Löwen und Robert Patricks Revolverheld Max Kennard hat nichts mehr zu verlieren. GÄHN. Leider kommt der Film über die Summe seiner Bestandteile nie hinaus und verliert sich in Selbstgefälligkeiten – zelebriert sich also selbst so sehr, dass die berühmte Magie des Kinos so weit entfernt scheint wie Griechenland von der Schuldenfreiheit. Schade. Hätte doch die verruchte Welt des Gangsterbosses viel Stoff hergegeben.


Fazit

Trial & Error am bewegten Bild. Einiges funktioniert, vieles nicht. Wer völlig ohne Erwartungen in Gangster Squad geht erlebt einen durchschnittlichen Film. Man wird am Ende nicht seinem Geld hinterher weinen, aber unter Umständen weiß man fünf Minuten nach dem Abspann nicht mehr was man eben eigentlich geschaut hat.

Meine Empfehlung: Männerabend mit Popcorn und Bier...viel Bier.


In diesem Sinne,
mittelmäß...ach Ihr wisst schon, Cheerio und viel Spaß bei Eurem nächsten Film

Euer Robert


Trailer zum Film


Gangster Squad
113 Minuten
FSK 16
USA, 2013

Donnerstag, 17. Januar 2013

Django Unchained

oder:
South America – Wo Foxx und Waltz sich gute Nacht sagen

„The New Film By Quentin Tarantino“ ist für einen Rezensenten Fluch und Segen zu gleich. Tarantino ist Kult, zweifelsohne. Er ist ein eigenes Genre, ein Terminus welcher nahezu exakt definiert ist. Das macht es schwer objektiv zu bleiben. Der Regisseur/Autor/Fan ist eine fleischgewordene Hommage an die Zelluloid-Dinosaurier der Filmgeschichte. Heist-Movie, Gangsterfilm, Martial Arts, Exploitation, Nazisploitation und in fast jedem seiner Filme immer ein Hauch Western. Diesmal wurde aus dem Hauch ein wahrer Sturm. Das CinemaxX Magdeburg lud am 17. Januar zur Vorpremiere von "Django Unchained".
Ich war für Euch da.
Ein Italowestern im Südamerika des Jahres 1858 – ein Southern!
Ein Filmreview im Magdeburg des Jahres 2013 – ein Eastern?


Story

Der Sklave Django (Jamie Foxx) wird von Dr. King Schultz (Christoph Waltz) befreit, um dem Kopfgeldjäger zu zeigen wo sich Schultz` nächsten Ziele, die Brittle Brüder, befinden. Django hilft ihm, hat ungeachtet dessen aber ein weiteres Ziel. Er will seine Frau Broomhilda (Kerry Washington) aufspüren und ebenfalls aus der Sklaverei befreien. Mit schnellem Colt, viel Kunstblut und dem Support durch King Waltz...ähm...Schultz bahnt er sich einen blutigen Weg zu Broomhildas Besitzer Calvin Candie (Leonardo DiCaprio) und dessen Plantage Candieland.


Review

Christoph Waltz IST der Film. Ohne falsche Lobhuddelei. Tarantino ist so vernarrt in den Deutsch-Österreicher, dass er Ihn in jeder Minute Screentime feiert. Er schießt schneller, ist kultivierter, witziger, smarter, hat coolere Sprüche und schickere Unterhosen als ALLE anderen in diesem Streifen. Wurde Quentin Tarantino bisher ein Fußfetisch nachgesagt, zeigt er sich spätestens seit Inglorious Basterds eher germanophil. Wie viele Neugeborene in den kommenden Jahren wohl King Schultz getauft werden? We´ll see! Und Hauptdarsteller Jamie Foxx? Der DARF auch dabei sein. Sein Django teilt sich außer dem Namen nur noch die Coolness mit Franco Neros Charakter des selben Namens (Django, 1966) – am besten zu sehen während eines Cameoauftrittes des Italieners. An den schauspielerischen Leistungen ist aber auch bei dem kritischsten Blick einfach nicht zu rütteln - selbst wenn man es wollte. Tarantino inszenierte einen Comic in Fleisch und Blut. Da kann man den Darstellern kein Overacting ankreiden. Und generell – das gebe ich ungern zu – gibt es recht wenig zu bemeckern. Der Film dürfte dem Mainstreampublikum etwas zugänglicher sein als beispielsweise Death Proof – Todsicher – ein Film, der ungekürzt ähnlich leicht zu ertragen war, wie eine Darmspülung mit kochendem Wasser. Bei „Django Unchained“ wurde das Maß der, teilweise unerträglich langen, belanglosen, künstlich aufgeblähten, nervenzerreißenden, banalen, nichtssagenden – aber doch so tarantinotypischen - Dialoge merklich herabgesetzt. Der zweite Grund ist der bitterböse Humor, der bisweilen etwas an die deutsche Bullyparade erinnert und den Rahmen von „Django Unchained“ als flappsiger definiert als es das Thema vielleicht verdient hätte. Beispielsweise wenn ein Rotte von Rassisten, angeführt von Big Daddy (Don Jonson) feststellt dass „die Idee mit den Säcken über dem Kopf ganz nett war“, das nächste Mal aber eine richtige Verkleidung genommen würde. Folgerichtig handelt es sich dabei um die fiktive Entstehungsgeschichte des rassistischen Geheimbunds Ku-Klux-Klan. Zumindest lachte das Publikum an den dafür vorgesehenen Stellen und das ist ja erstmal schön. Political Correctness wird sowieso überbewertet – nur eben nicht hier. Dafür durfte sich Tarantino bereits die eine oder andere Standpauke abholen. Regisseur Spike Lee (u.A. Malcom X) gab zu Protokoll: „American Slavery was not a Sergio Leone Spaghetti Western […].“ Glück gehabt dass „Django Unchained“ ein SPIEL- und kein Dokumentarfilm ist. Der gleichen Meinung war offensichtlich auch die FSK und verpasste dem Streifen ein mildes 16er Rating. Glückwunsch. Man traut jetzt den ganzen Hauptschul-Kevins und -Chantals zu, selbst zu erkennen dass Mord nicht cool und Rassismus kein Spaß ist. MUTIG! Appropos mutig. Tarantino war auch mutig und entschied diesmal, sich ohne Kapitel, dafür in einer linearen Erzählstruktur (sogar nach klassischem Drei-Akt-Schema!) zu bewegen. Good choice. Die Ästhetik bleibt aber gewohnt retro. Flashbacks mit blaustichigem Farbfilter, unruhige Zooms und Schwenks bei denen dem Zuschauer die Feder aus der Mütze springt. Alles schreit nach den Sixties. Der Soundtrack, mit Tracks von Altmeister Enio Morricone bis Hip Hop von Jamie Foxx selbst, ist wie immer ungewöhnlich aber genauso Stilmittel wie der zehn Liter Blutverlust nach einem Schusswechsel. Die Laufzeit ist mit 165min hart am Limit. 20 Minuten weniger hätten es auch getan. Mit dem Auftauchen von DiCaprio und Jackson verliert die Inszenierung im letzten Drittel etwas an Fahrt macht aber immer noch zu viel Spaß um sich jetzt drüber auszukotzen. Das Finale ist fulminant und entlässt den Zuschauer mit einem befriedigenden Gefühl – nämlich dem dass Cowboys jetzt wieder cool sind.

P.s.: Wer sich für Trinkspiele interessiert, hier ein Vorschlag: Immer wenn im Film das Wort „Nigger“ fällt wird ein Tequila getrunken. Nach 30min seid ihr straff wie die Seemänner.


Fazit

Django Unchained“ ist ein filmisches 7-Gänge-Menü, welches sein einziges Manko in der trüben Suppe zwischen Hauptgang und Dessert hat. Der Leinwand-Gourmet wird dafür mit einer schwarzhumorig-überdrehten Hommage an frühe Italowestern, einem grandiosen Cast und soviel Kunstblut belohnt dass man hinterher in eine Zelluloid-Fressnarkose fallen wird.

Tarantinofans werden begeistert sein. Neulinge laufen Gefahr angefixt zu werden. Anschauen!


In diesem Sinne,
südstaatenbeschämendes Cheerio und viel Spaß bei Eurem nächsten Film

Euer Robert


Trailer zum Film


Django Unchained
165 Minuten
FSK 16
USA, 2012

Freitag, 11. Januar 2013

The Man with the Iron Fists



oder:
The RZA with the Iron Trash

Directed by RZA. Written by The RZA. Soundtrack by The RZA. Starring RZA. Verschlumpft by RZA. Catering by RZA. Klobürsten by RZA. Present by ...*TUUUT*...Quentin Tarantino. Der gab seinen Namen nämlich nur zu gerne für diese Produktion her. Und mit diesem Namen verkauft sich ja doch die eine oder andere Kinokarte, Blu-Ray und DVD mehr – man erinnere sich nur an die vermaledeiten Fortsetzungen von „From Dusk Till Dawn“. Auch auf diesen leuchtete damals das Siegel „Quentin Tarantino presents...“ und durchaus gab es Lemminge welche in diese Schlucht sprangen. Ursprünglich sollte „The Man with the Iron Fists“ im selben Filmuniversum spielen wie Tarantinos neuester Flic „Django Unchained“. Daraus wurde zwar nichts, aber ein anderer Tarantino-Spross, Eli Roth („Hostel“) durfte die Produktion übernehmen und das Skript mitschreiben. Eine Hommage an die großen Kung Fu – Klassiker der Shaw Brothers aus den 70ern sollte es sein, garniert mit einem Schuss Hip Hop. Dieses Konzept funktionierte schließlich schon bei dem Erfolgsanime „Afro Samurai“ hervorragend. Warum also das ganze nicht auf einen Live-Actioner übertragen? Klang gut, wurde produziert und läuft seit dem 2. November, letzten Jahres vereinzelt in deutschen Kinos. Für meine Leser habe ich mich zwischen die Fronten begeben.


Story

Jungle Village. In dem kleinen chinesischen Dorf, entbrennt ein furchtbarer Kampf zwischen verschiedenen Clans um eine Ladung Gold. Nicht nur der Lion Clan lässt sich zum bevorstehenden die Waffen beim örtlichen Schmied runderneuern, auch der Sohn des ermordeten Gold Lion, Zen Yi alias X-Blade bestellt beim hammerschwingenden Ex-Sklaven neue Waffen. Da dieser aber in Verzug kommt entschließen sich die verbleibenden Mitglieder dem Schmied seine Unterarme auf äußerst unschöne Art und Weise zu amputieren. Vom Ganoven Jack Knife (Russel Crowe) gerettet, sinnt der Blacksmith auf Rache und lässt sich die titelgebenden Krawall-Prothesen anfertigen.


Review

Ein Film, so irrsinnig wie nahezu alle Projekte, bei denen Wu Tang Rapper RZA kollaborierte. Ich sah den Trailer, war begeistert und freute mich wie ein Kind als es endlich soweit war. Schon der Cast war eine Freude für Fans. Lucy Liu, Gordon Liu, Russel Crowe, Pam Grier, The RZA, Jamie Chung, dazu der Koloss David Bautista. Die großen Kung Fu Klassiker (z.B. "Die 36 Kammern der Shaolin" ) standen Pate und versprachen eine einzige pathetische Blutorgie in Fernost-70er-Style. Nicht nur bei der Musik prallen Ost und West aufeinander. Auch die Ästhetik bedient sich einem Mix aus den Genretypischem (bsp. Drähte, durch die Kämpfe realisiert werden, welche provozierend jedwede Physik mit Füßen tritt und CGI-Fights, die dem Film permanent einen artifiziellen Look verpassen.) Hastige Schwenks und Zooms sind SELBSTVERSTÄNDLICH an der Tagesordnung. Das Intro wird von Freezeframes begleitet. Weiße Langhaarperrücken, markante Namen, absurde Waffen. All diese Sachen und viele Details mehr finden sich in "The Man with Iron Fists" wieder. Doch jetzt, während ich diese Review tippe, merke ich wieder was für ein Chaos in dem Film herrscht, wie überfrachtet er ist und wie chaotisch. Es schwer eine Struktur hinein zu bekommen. Das Drehbuch wirkt zu löchrig. So wie bei "Mission Impossible: II" seinerzeit, könnte man fast glauben RZA und Eli Roth hätten das Skript um die blutigen Kampfsequenzen herum aufgebaut. Schema: Kampf - cooler Dialog - Kampf - Kampf - Hand ab - Hand ab - sülziger Dialog - Prothesen die durch bloßen Willen kontrolliert werden (!) - Finale. Hätte unser Protagonist die Personalunion aufgelöst und wenigstens Regie oder Hauptrolle abgegeben - ja es HÄTTE etwas kultiges daraus werden können. Vorallem die Wahl den Schmied selbst darzustellen war etwas unglücklich - ach Butter bei den Fischen: Seine Schauspielleistung ist *#!§%߀. Er eifert seinen Vorbildern nach, hat aber permanent einen Gesichtsausdruck wie die Kifferraupe aus "Alice im Wunderland". Außerdem scheint er auf einem Egotripp gewesen zu sein. Die Selbstdarstellung durch Kamerafahrten, Splitscreens, etc. welche allesamt nur seine Screentime, nicht aber den ästhetischen Nährwert erhöhen, hinterlassen das eine oder andere Mal einen leichten Fremdschämreiz. Russel Crowe hingegen - mittlerweile ohne Gladiator-Figur - spielt Jack Knife mit sichtlicher Freude. Die markigen Oneliner flutschen nur so aus ihm heraus und zusammen mit seinem Timing bleibt diese Figur sicherlich eher im Gedächtnis als der Schmied. Lucy Liu darf sich, wie schon in "Kill Bill", als blutdürstige Wölfin im sexy Schafspelz präsentieren. Gastauftritte von Gordon Liu und Pam Grier sind nett anzuschauen, erfüllen aber lediglich Selbstzwecke - ähnlich wie Chuck Norris` Anwesenheit bei "Expendables 2". Jamie Chung ("Dragon Ball Evolution") ist eine Augenweide, leider ist ihre Figur Lady Silk dermaßen oberflächlich angelegt, dass man ihr nicht einmal Gelegenheit gibt zu überzeugen. Über die schauspielerischen Fähigkeiten eines Batista reden wir nicht. Von einem Pudding verlange ich nicht eine Kartoffel zu sein, von einem Batista ebenso wenig überzeugend zu spielen. Seine Figur Brass Body, mit der Fähigkeit seinen gesamten Körper zu Gold werden zu lassen, streckt die Story nun endgültig nieder. Der finale Fight zwischen dem Schmied und eben jenem Brass Body bewegt sich dann auch erwartungsgemäß auf dem Level von "Dragon Ball: Evolution", DEM Paradebeispiel für schlechte Live-Action-Umsetzungen. Wenn der Abspann beginnt hat man vermutlich fünfzig Prozent der Handlungsstränge vergessen und außer den markanten Fights verebbt der Film in Belanglosigkeit.


Fazit

Hochwertig ausgestattete Hommage an das Genre, welche ihr Potential durch das poröse Skript und die schwache darstellerische Leistung des Hauptdarstellers verschenkt. "The Man with the Iron Fists" möchte auf den Tarantino-Berg klettern, erreicht dabei nie den Gipfel und verendet schlussendlich im Tal Ahnungslosen.

Fans von "Afro Samurai" und "Kill Bill" könnten mit einem Augenzwinkern sogar ihre Freude an diesem Experiment haben. Freunde des typischen "The RZA" - Sounds sollten sich die Kinokarte sparen und zum OST greifen.

In diesem Sinne,
metallhändeschüttelndes Cheerio und viel Spaß bei eurem nächsten Film

Euer Robert


Trailer zum Film

Freitag, 4. Januar 2013

Der Hobbit - Eine unerwartete Reise

(The Hobbit - An Unexpected Journey)

oder:
Der laufende Meter – Ein unerwartet lange Reise, um den heißen Brei


Ein Ring Sie zu knechten...“ , Merchandising abzusetzen und Umsatz zu machen. So unendlich viel, dass es eine gute Idee zu seien schien, das literarische Quasi-Prequel „Der kleine Hobbit“ auch auf die Leinwand zu bringen. Leider ist eben dieses nur ein dünnes Kinderbuch – kein Problem für das Autorenteam rund um Peter Jackson, welches es schaffte das Kleinod auf eine Trilogie auszuweiten. Glückwunsch dazu. Die Geldmaschine läuft wieder. Im Dezember lief der erste Teil „Eine unerwartete Reise“ in den deutschen Kinos an und lockte bereits am Startwochenende 1,08 Millionen Besucher ins Auenland. Während einer düsteren Wetterphase und nach Abhandenkommen aller sonstigen Zeitvertreibmöglichkeiten, verirrte auch ich mich nach Prequelhausen und weiß nun von gar wunderlich Dingen zu berichten.


Story

Bilbo Beutlin, Onkel von Elijah – äh Frodo Beutlin offtextet sich durch seine Wohnung und macht dem Zuschauer klar, dass ja noch längst nicht alle Geschichten erzählt wurden. Hobbitseidank schreibt er Sie gerade nieder und lässt alles sehr bildlich vor seinem geistigen Auge Revue passieren.
Der junge Bilbo Beutlin – ruhig und tomatenzüchtend – bekommt unverhofft Besuch von Gandalf dem Grauen, der unseren Protagonisten zu einem Abenteuer überreden will. Nachdem dieser jedoch ablehnt rennen ihm am selben Abend eine Horde Zwerge die Bude ein, fressen die Speisekammer leer und benehmen sich wie drei Tage Rütlischule. Zauberhut Gandalf erklärt unterdessen dass Bilbo die Expedition zum verlassenen Reich der Zwerge begleiten wird, um eben dieses zurückzuerobern.


Review

Nein, ich bin kein Hardcorefan vom „Herr der Ringe“-Franchise. Ich schaue die Filme gerne - aber nicht gern genug um mir alle Eigennamen, Beweggründe, Ahnenreihen, etc. zu erarbeiten. Aber ich mag durchaus gutes Kino und diesbezüglich konnte man an der Trilogie kaum rütteln. Peter Jackson weiß wie man das Publikum fängt. Diesmal auch? Ich habe das Büchlein nicht gelesen und bin der Meinung dass die Bilder auf der Leinwand selten mit den Bildern in den Köpfen der Leser übereinstimmen werden. Vorliegender Film soll deswegen nicht an der Vorlage gemessen werden. Meine ersten Zeilen, in diesem Abschnitt, widme ich zumeist der Technik. Regelmäßige Leser wissen dass ich den diesen Part gerne etwas stiefmütterlich behandele – vielleicht auch weil ein verkappter Filmnostalgiker in mir schlummert. Diesmal allerdings darf ich hier einmal ein Lob aussprechen. Peter Jackson hat offensichtlich erkannt dass „3D“ kein Selbstzweck sein muss. Tatsächlich bringt die Gaukelei den Film – besonders in Establishern und Schärfe-Unschärfe-Spielereien – nach vorne. Hier möchte man den Effekt nicht missen. Von eben genannten Bildgrößen gibt es übrigens reichlich. Reichlich episch. Episch, selbst wenn ein CGI-Igel – süß wie Toblerone – gerade seinen letzten fiepsigen Atemzug hüstelt, dürfen das Orchester, die choralen Gesänge und drei Kamerafahrten um das kleine Ding nicht fehlen. „Herr der Ringe“ hat es erfolgreich vorgemacht. Warum also mit alten Gewohnheiten brechen? Anders wäre es ja auch gar nicht möglich das Schweizer Käse-löchrige Skript zu füllen. Im selben Maße wie „Der Hobbit“ seine technischen Möglichkeiten ausschöpft, hat Peter Jackson an Gespür für Timing eingebüßt. Ernste Ansprachen wechseln sich gerne mit Slapstickeinlagen und peinlichen Onelinern ab. Passt meistens ungefähr so gut wie eine Clownsnase auf einer Beerdigung und verführt hier und da zum Fremdschämen. Angenehm hingegen ist das Spiel von Martin Freeman (junger Bilbo) der schon bei „Per Anhalter durch die Galaxis“ durch seinen natürlichen Charme punktete und den ich hier einfach mal als britisches Pendant zu Steve Carell (Jungfrau, 40, männlich sucht...) benennen darf. Hugo Weaving, Cate Blanchet, Ian Holm und Ian McKellen spielen ihre Rollen gewohnt gut und überzeugen. Richard Armitage (zuletzt bei „Captain America“) spielt Zwergenanführer Thorin Eichenschild (!) motiviert, wenn auch manchmal pathetischer als ein Mel Gibson – Film je sein könnte. „Der Hobbit“ als Ableger des „Herr der Ringe“ - Franchises wird die Gemüter spalten. Wer mit der Materie vertraut ist wird keine Probleme mit Gnomen, Elben, Halblingen, Steinriesen, Zwergen, Trollen, Orks und dem Rest des mittelerdischen Getiers haben. Neulinge hingegen fühlen sich hier und da eventuell außen vor. Vergleichbar mit der Situation wenn man in einen neuen Freundeskreis stößt und nur verhalten mitlächeln kann, wenn DER eine Insiderjoke hervorgekramt wird. Einige Sinnlosigkeiten werden vermutlich vom Buch diktiert, fallen aber im Endeffekt nur dem genauen Betrachter auf. Mittelerde ist eine Fantasywelt und muss eben auch als solche betrachtet werden. Niemand würde sich anmaßen zu fragen weshalb TV-Koch Jamie Oliver wie angehackt, sinnlos mehrmals zum Kühlschrank läuft, anstatt alle Zutaten mit einem Mal hervorzuholen – es ist eben seine Küche, auch eine Fantasywelt voller unverständlicher Eigenheiten und fremd klingenden Eigennamen. Niemand stellt deshalb in Frage das Gandalf der Coole jedes Mal mit dem Schwert kämpft, wenn er offensichtlich nur kurz mit seinem Pürierstab wedeln muss um unsere Helden vor dem sicheren Tod zu bewahren. Stichwort „Tod“. Ob CGI oder Animatronic. Hier wird ordentlich geschnetzelt, zwangsamputiert, gefressen und gestorben. Ein Wunder dass unsere FSK diesmal so locker war.


Fazit

Der Hobbit ist wie ein Erstbesuch im Fitnessstudio. Während der ersten Viertelstunde quält man sich und überwindet den inneren Schweinehund, der einem ins Ohr grunzbellt zu fliehen. Danach folgen knapp drei Stunden mit Höhen und Tiefen, Punkten an denen das Ende so nah und doch so fern erscheint. Wenn die Zeit herum ist, freut man sich durchgehalten zu haben, aber auch darauf endlich entlassen zu sein. Man geht gerne zur nächsten Session, solange Sie nicht nächste Woche stattfindet.

Inhaltsarmes Spektakel mit berauschend guter Optik, soliden Darstellern und epischem Soundtrack. Fans der Reihe werden sich nicht satt sehen können – bei Neulingen stellt sich schnell ein Völlegefühl ein.


In diesem Sinne,
ringklauendes Cheerio und viel Spaß bei Eurem nächsten Film

Euer Robert


Trailer
 
Der Hobbit – Eine unerwartete Reise
169 Minuten
FSK 12
Neuseeland, USA, GB, 2012
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