Freitag, 3. April 2015

GENRENALE3 | Teil 2 - There's no Budget like Low-Budget!


Der Deutsche Genrefilm lebt! ...also wenigstens atmet er... mit Hilfe und Händchen halten

[ Prolog | Einige Leser haben sich schon gefragt, wo denn nun der zweite Teil des Berichts zur Genrenale bleibt. Eine plausible Antwort wäre jetzt der Hinweis auf "genügend Abstand, um sich nochmal differenziert mit dem Thema auseinander zu setzen - weißte? Das is nämlich total wichtig, auch vom menschlichen Aspekt, so ein komplexes Filmwirtschaftliches Thema eben doch vorsichtig und frei von Emotionen zu betrachten, ne?" Tatsächlich ist es so, dass die Schreiberei viel Zeit in Anspruch nimmt und ich so einen Text auch nicht einfach so auf die Tasten niesen möchte. Um unser aller Willen. Die Ausrichter der Genrenale haben das nicht verdient, ich liefere ungerne schlechte Texte ab und viel wichtiger: Ihr hättet keinen Spaß mehr beim Lesen. Vielleicht würdet Ihr auch das Kopf & Kino-Logo nehmen und es als Dartscheibe benutzen. Das alles lässt sich vermeiden, wenn man sich einfach etwas Zeit nimmt. Die Überarbeitung eines Drehbuchs ist jetzt gerade fertig, für Ferkelseiten ist es zu früh am Tag und ein frischer Kaffee hat gerade seinen Weg aus der Kanne, direkt in meine Tasse gefunden.]


"Der deutsche Genrefilm ist tot!" Das hauen einem das Feuilleton, Filmkritiker und die meisten Filmproduzenten selbst ausgiebig um die Ohren. Paul Andexel und Krystof Zlatnik - ihres Zeichens Gründer der Genrenale und selbst Filmschaffende - sind da etwas optimistischer. Müssen sie vermutlich auch, um dieses wunderbare Nischenfestival zu betreiben. Was es mit der Genrenale auf sich hat und wie ich die Veranstaltung ganz persönlich erlebt habe, erfahrt Ihr im Text  GENRENALE3 | Teil 1 - Glamour, Glanz und Gratis-Donuts.

In diesem Beitrag erwarten Euch das Interview mit den Machern Paul und Krystof. Außerdem gibt es die filmischen Tops & Flops der Genrenale 3 und natürlich Clips und Trailer zu den besprochenen Filmen, sowie die Gewinner der Genrenale 2015. GO!



Interview mit Paul und Krystof (Audio)
Paul Andexel und Krystof Zlatnik sind nicht nur die Gründer der Genrenale, sondern sind auch Mitbegründer des Neuen deutschen Genrefilms. Am zweiten Tag der Genrenale 2015 ergatterte ich ein Interview mit den beiden, oder sagen wir mit 75% des Duos, denn die eifrige Genre-Drohne Krystof schwirrte immermal wieder durch die Räume der Veranstaltung. Aus dem Rohmaterial hab ich Euch was hörbares zusammengeschnitten. Ihr erfahrt, welches die Highlights der beiden waren, woher mich Paul vorher schon kannte - ja, das musste jetzt sein -, wo sie den deutschen Genrefilm derzeit sehen und weshalb Krystof einen Kinderfilm mit ins Programm geholt hat. Ohren auf, für das Hörstück VON Kopf & Kino, FÜR Euch, ÜBER die Genrenale 3, MIT Paul & Krystof...



Wer jetzt denkt, dass der gute Rob da ziemlich aufgeregt klingt und den Verdacht hat, dass ich im Originalmaterial stellenweise stammliger bin als ein Gangsterapper beim Rezitieren des Zauberlehrlings, liegt absolut richtig. Selbstverständlich seid Ihr jetzt neugierig auf die angesprochenen Filmtitel. Deswegen habe ich Euch die Trailer - sofern möglich - verlinkt.

Trailer zu Schnee in Rio


Kirschen & Rosenkohl: Tops & Flops der Genrenale
Auch wenn ich persönlich nicht alle Filme sehen konnte, waren es doch einige. Darunter waren süße Kirschen - reif, saftig und die Spitze auf filmischen Eisbechern. Es gab aber auch Zelluloid-Rosenkohl - grobes Gemüse, welches den ersten Frost noch nicht abbekommen und deshalb einen bitteren Beigeschmack hatte. Nachfolgend gibts quasi die Kopf & Kino SHORTS im Microformat - quasi Tangas!? 


Alien Tampon (Trailer)
Tricky: Der Kurzfilm dient als Trailer. Oder dient der Fake-Trailer als Kurzfilm? Regisseur Jan Zenkner und Drehbuchautor Hanno von Contzen haben Bock auf saftige Unterhaltung. Ein Mädel führt sich blindlings einen Taschenstaudamm ein, welcher vorher in Alien-Glibber gelegen hat. Pfui! Das Einfuhrprodukt verwandelt das Girl anschließend in ein Species-Rip-off. Rollbestuhlte Nerds, Simon Gosejohann und viel Menstru... Herzblut machen Alien Tampon zu einem WTF-Grinsebackenerlebnis für Trashfans - national und international. Bleibt zu hoffen, dass wir den Adult-Flubber zeitnah als Feature genießen dürfen. Bonus: Die Story kommt ohne mutierte Haie aus.

Mehr Infos + Trailer zum Projekt gibt's auf der Website zu Alien Tampon.

Anti Cupido
Tja, wenn Du nachts aufwachst und so ein Leder-Otto Dich mit einer Armbrust bedroht um Dir ein Gespräch mit Deiner Alten aufzudrücken - welche direkt daneben liegt - bist Du bedient. Logisch. Anti-Cupido  = filmische Libido. Regisseur und Drehbuchautor Andreas Pakull liefert ein ganz eigenwilliges Plädoyer für die Liebe ab ... und für Ganzkörper-Latexanzüge... und für bezahlte Überfälle. Mehr zum Film und wann Ihr das schnuckelige Kleinod das nächste Mal sehen könnt, erfahrt Ihr vornehmlich auf Facebook

Und hier gibt's noch einen Ausschnitt aus Anti Cupido.

Autobahn
Marc Vogel schrieb und inszenierte den Mystery-Short sicherlich in bester Absicht. Da gibt es einen unheimlichen Bauarbeiter, einen öffentlichen Pisspott, der sich für langsame Kamerafahrten anbietet. Doch so sehr Vogel Spannung aufbaut, scheint weder ihm noch wem anders des Teams klar zu sein, was den Protagonisten eigentlich verfolgt oder was ihm blüht. Da fährt die Kamera close auf eine Armbanduhr zu, da wird angedeutet, dass IRGENDWAS auf dem Rücksitz ist und da steht plötzlich eine Uhrzeit an der Kachelwand. Alles legitim, aber ohne Leitfaden und festen Rahmen reizlos.

Au Pair
Boom! Und da ist doch mal die Ausnahme! 25 Minuten Spannung, professionelle Kameraarbeit und eine geile Story. Nach diesem Film gehe ich zwar in kein Restaurant mehr, welches die Worte "Blue" oder "Dragon" im Namen trägt, Au Pairs beschäftigt oder Mafia-Essen organisiert, aber dann ist halb Berlin im Prinzip für mich gesperrt. Au Pair Joline ('Nasenpiercings sind legitim' Pia Slomczy) is(s)t neu im Restaurant 'Blue Dragon'. Betreiberin Frau Zhou ('Bitchfight in 3...2...1' Yvonne Yung Hee) überspringt das Mobbing und beginnt direkt mit Psychoterror par excellence. Augen, Ohren und alles andere bleibt einem offen stehen und jede Faser meines cinephilen Herzens schreit "FEATURE. SOFORT. BITTE MEHR!"

Hier gibt's den Mood-Trailer zu Au Pair. Mehr über das Team und Regisseur / Drehbuchautor / Cutter Marc Schießer, sowie über das Projekt Points of View erfahrt Ihr auf pointsofview-film.de

Der Jackpot
Die schwarze Komödie in Hessisch ist ein Paradebeispiel für einen Kurzfilm. Nein, wir wollen keinen Langspielfilm sehen. Die überzeichneten Charaktere halten uns für 11 Minuten+Abspann bei Laune. Irgendwo zwischen Tarantino und Badesalz schrammelt Der Jackpot an vielen Türen des Genres, macht mal ein bisschen auf Krimi, Komödie, twisted das ein oder andere Mal und lässt uns mit der guten Gewissheit zurück, dass es tatsächlich nicht auf die Länge ankommt ... sondern auf das Kaliber.

Und hier kommt für Euch der Teaser-Trailer zu Der Jackpot.

Fuck
Der Name ist Programm. Fuck ist Rosenkohl vom Feinsten. Effekte irgendwo bei RTLs John Sinclair (Artikel) und Charaktere aus dem Malbuch der Drehbuchlehre - so überzeichnet, dass wir durchaus einige Sympathien hegen und sei es nur für die kiffende Omi oder den wortkargen Machete-Verschnitt. Aber dann quillt grün angestrahlter Disco-Nebel ins Bild und wir fragen uns, ob das nun eine gewollte Hommage an solch hitverdächtige Pro Sieben-Eigenproduktionen wie Gonger sein soll oder sich selbst damit wirklich als Mystery versteht. Regisseur / Drehbuchautor / Produzent Michel Guillaume ist kein Unbekannter im deutschen Filmbusiness. Soko 5113 kommt nicht ohne Guillaumes 'Theo Renner' aus. Die Idee von fünf Freunden, die in einem Gruselhaus heimgesucht werden, ist so originell, wie ein Ratingsystem auf Lebensmitteln aufzubauen...

Schlafwandler
Nicht ganz sicher bin ich mir bei Schlafwandler. Der 30-Minüter um einen Mann, der zusehends in den  Wahnsinn abdriftet, Traum nicht von Realität unterscheiden kann und dadurch einer persönlichen Tragödie auf der Spur ist, ist Kirsche und Rosenkohl zugleich. Der Topos ist zeitlos. Verwirrspiele mit der Realität tauchen seit Caligaris Zeiten immer wieder auf. Und das zu Recht. Regisseurin Ricarda Axthelm versteht ihr Handwerk und die Bilder von Kameramann Felix Baermann sind sauber und ausgewogen komponiert. Aber das rechtfertigt leider immernoch keine 30 Minuten. Zweifelsfrei war es die Intention, einen ruhigen Film abzuliefern; spannend und eindringlich zugleich. Aber wenn die Rolle Toilettenpapier aufgebraucht ist, nützt es niemandem das benutzte Papier wieder aufzuwickeln. Der Stoff hat seinen Zweck erfüllt. Fertig. Schlafwandler unterschätzt sein Klientel und neigt dazu, die Story zu "beschildern" - zu erklären was dort gerade passiert. Das macht den Film zäher, als er sein müsste. Einen Blick lohnt sich trotzdem, auch wenn er unter der hauchdünnen Genre-Hülle ein Drama vom Reißbrett präsentiert. Informiert bleibt Ihr über die Facebookseite von Schlafwandler.

Leben
...gehört zu den (Vampir)Filmen, deren Macher das Werk vermutlich etwas verbissen ernst sehen. Zwei Diebe entdecken bei ihrem aktuellen Bruch ein Mädchen. Ein Vampirmädchen, dass gerne die Sonne spüren will. Die Idee ist weniger innovativ, als sie uns Regisseur Duc-Thi Bui gerne verkaufen will. Sie berührt den Zuschauer für einen Moment und zerreißt dem geneigten Dark-Drama-Genießer kurz mal das Herz.


Das Millionengrab*
...liefert überspitzte Dialoge, Schnurrbärte, schwere Waffen und Charaktere aus Lethal Weapon. Gebäude werden in Schutt und Asche gelegt, geheime Verschwörungen ziehen uns in einem Sumpf aus Kunstblut, Schmiergeld und Politik. *Hust* UndDieHauptDarstellerSindAlleKinderEinerHamburgerSchule.

Der Trailer zu Das Millionengrab gibt den Ton an und ehrlich gesagt, ist dieser Film weitaus pointierter als die Kinoversion zu Der Clown und spannender als jede Folge Cobra 11 mit Tom Beck. Auch dieses Projekt findet Ihr natürlich auf Facebook.


Radio Silence - Der Tod hört mit*
Für diesen leckeren Genrehappen existiert bereits ein (Wunsch)Review auf Kopf & Kino. SAW trifft Edgar Wallace. Jawoll!






Gewinner der Genrenale 3
Richtig: Kein Genrefilmfestival ohne Genrefilmfestivalpreise, vergeben von einer Genrefilmfestivalpreisjury in passendem Rahmen einer Genrefilmfestivalpreisjurypreisverleihung. Und weil Ihr mittlerweile sicherlich tränende Augen habt, halte ich mich kurz ... and the Winners are:
Quelle: http://genrenale.de/genrenale3/preistraeger-2015/

  • Best Film (Bester Film) – FREE MONKEY
  • What the Fuck (Überraschendster/mutigster Film) – ANTI CUPIDO
  • Killer Performance (Beste Schauspielerin) – Yvonne Yung Hee in AU PAIR
  • Killer Performance (Bester Schauspieler) – Butz Buse in GUMMIFAUST
  • Tele 5 Anti-Mainstream Preis 2015DER JACKPOT
  • The Boll (Der von Uwe Boll gewählte beste Film) – BERLIN TROIKA


Fazit
Ja, es gibt 'Genre made in Germany'. Nein, es ist nicht rentabel - jedenfalls noch nicht. Aber die richtigen Impulse existieren und sie existieren bisweilen in einer Qualität, dass es international mitspielen kann. Au Pair kann ohne Zweifel im Ausland gespielt werden, ohne dass der Zuschauer sich augenrollend über 'die Deutschen' auslässt. Der jüngst gestartete German Angst spielt mit seiner Herkunft, wird international aber wohlwollend aufgenommen. Und bekloppt-schöne Beiträge wie Alien Tampon, aber auch der klammheimlich produzierte Sky Sharks beweisen, dass Deutschland genauso schlecht sein kann, wie Asylum, Sharknado (Review) & Co. Es wäre der falsche Schritt, anzunehmen, der Neue Deutsche Genrefilm dürfe nur Highclass-Horror oder Dark-Drama abliefern. Zu Genre gehört Noir, Crime, Sci Fi, Action und dazu jeweils der Trash. Ich persönlich freue mich auf die nächste Genrenale und ... noch mehr Obst und Gemüse in Filmratings.

Die finanziellen Mittel sind knapp, aber unter Druck entstehen Diamanten und...
There is no Budget, like Low-Budget.

In diesem Sinne,
DrehbuchFürFliegendeZombieAffenPitchendes Cheerio und viel Blut bei Eurem nächsten ... was auch immer Spaß macht

Euer Rob

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Bildquelle "Kirsche" - Marauthe


Website des Neuen deutschen Genrefilms: genrefilm.net 

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