Montag, 5. Januar 2015

John Sinclair Reloaded: Darum braucht der Geisterjäger eine zweite Chance

Titelbild von Michael Whelan
Geisterjäger John Sinclair #84
Das Buch der grausamen Träume
©Bastei-Lübbe
oder: Böses RTL, ganz ganz böses RTL - pfui!

Wir kennen die ultrahippen Gebrüder Schmunzelgrins a.k.a. Sam und Dean Winchester mit ihrem schwarzen Impala und der kreischenden Supernatural*-Fan-Gemeinde. Sie jagen CGI-Geister und knobeln morgens drum, wer denn diesmal zum Staffelende in die Hölle muss. Mittlerweile ist uns auch John Constantin alias Hellblazer ein Begriff - der schnittige Comicheld, Tabaksympathisanten und Sting-Look-a-like mit Exorzismus-Ausbildung, Trenchcoat und eigener Privatdetektei. Dieser wackelte in Gestalt von Keanu Reeves bereits über die große Leinwand (Constantine*). Das US-amerikanische Fernsehen hat die Figur nun auf den heimischen Bildschirm geholt - wohl etwas näher am Quellmaterial (Constantine [TV]). Auch Produktionen wie Buffy, Angel oder auch die kürzlich gestartete Groschenhefthommage Penny Dreadful* zeigen, dass durchaus ein Interesse an den klassischen Gruselstoffen besteht.

Und nun schauen wir mal ins eigene Land. In unserer Verlagswelt schlummert seit 1973 ein Goldschatz des Pulp. Eine Serie, die nach über 2550 Ausgaben mehr Figuren mit Kultpotential hervorgebracht hat als The Walking Dead, Supernatural und Buffy zusammen. Eine Serie, die seit Jahrzehnten Hörspielstudios und Hörspielregisseuren die Ein-Zimmer-Wohnungen bezahlt.  

Geisterjäger John Sinclair hat eine schlimme Bewegtbild-Vergangenheit. 1997 gerät die Romanserie in die zwielichtigen Schattengewölbe des Medienbordells RTL. Dort wird die gutgläubige Reihe gezwungen sich in Form eines billig produzierten Fernsehfilms zu prostituieren - Die Dämonenhochzeit. Hölzerne SchauspielUNkunst, Fremdschäm-Effekte plus ein Drehbuch, welches die Vorlage ignoriert und liebgewonnene Charaktere wegfallen lässt bzw. komplett entstellt, beferkeln das Gewissen der tapferen Groschenheftchen. Fans sind enttäuscht, Kritiker irgendwie auch und die Drahtzieher hoffentlich beschämt.

Computerspiel: Geisterjäger John Sinclair - Evil Attacks
©Bastei-Lübbe
1998 erscheint das Computerspiel John Sinclair - Evil Attacks, und schafft es, das Traumata des Fernsehfilms zu übertreffen. Ruckeliges Gameplay, Audioeffekte auf dem Stand von Achselhöhlenfurzgeräuschen und eine Grafik von Annoknipps enttäuscht die eingeschworene Gemeinde der Sinclairianer. Mancherorts berichten die Medien von Spielern, welche sich mit glühenden Löffeln die Augen ausbrennen und zufrieden angeben "Jetzt ist es besser."

John Sinclair bekommt keine Zeit sich zu erholen. Im Jahr 2000 zerren die knochigen Klauen des Medienmolochs RTL das Franchise wieder auf die Bildschirme. Nachdem man die erste Fernsehproduktion genau studiert hat, tauschen die Macher den kompletten Cast aus, lassen weiterhin Figuren wie Suko oder Jane Collins weg, lassen John Sinclair sprechen wie Klaus Kinski nach drei Gin-Tonic und skizzieren den toughen Reporter Bill Conolly als weichgespülten Milchbubi mit Dreitagebart-Bestrebung. Notgeile Daueronanisten schalten allenfalls noch ein, weil sie hoffen, ein bisschen Haut von Jana Hora als Sekretärin Glenda Perkins zu erhaschen. Die letzte Episode wurde im TV nie ausgestrahlt.  Schmerzfreie Trash-Afficionados erstehen natürlich die Sammelbox mit allen TV-Verbrechen im Pappschuber.

Eine schriftliche Anfrage an den Bastei-Verlag blieb bisher leider erfolglos. Allerdings ist einer Pressemeldung vom 12. April '14 zu entnehmen, dass ein Ausbau der Marke John Sinclair geplant ist. Ich persönlich drücke die Daumen, dass John Sinclair-Fans diesmal mit exklusiver Kost verwöhnt und nicht mit Zelluloid-Fast-Food zum Würgen gebracht werden.

Titelbild von Vicente Ballestar
Geisterjäger John Sinclair #34
Dracula gibt sich die Ehre
©Bastei-Lübbe
Ich will endlich Figuren wie den Schwarzen Tod, Tokata, Asmodina, Dr. Tod und Dracula II sehen.Goldene Pistole, das Silberne Kreuz oder den Würfel des Unheils sollen endlich hochwertig in Szene gesetzt werden und nicht aussehen, als ob meine Cousine die aus dem Ypps-Heft ausgeschnitten hat. Ich will keine Comedy a la Jerry Cotton. Ich will das, was mir die Hefte und Hörspiele schon seit Jahren geben: die perfekte Mischung aus Grusel, Krimi, ab und an mit Splatter- und Horroramplituden. Wenn etwas wie The Walking Dead* mit so wenig Story so einen Hype generieren kann, sollte John Sinclair die Film- und Serienwelt in NullKommaNichts erobern können.
Waffen wie die

Wir brauchen Autoren, die erkannt haben, dass es nichts bringt nur die Namen zu schmettern und damit Fans abzugreifen. Ich finde die Zeit ist reif für die John Sinclair-Verfilmung, auf die wir seit Jahren warten. So. reicht jetzt auch... AEBA

In diesem Sinne,
BuchDerGrausamenTräumeLesendes Cheerio und AUM!

Euer Rob

P.S. Etwas fürs Auge gibt es auch noch. Die Roman-Cover für die alten John Sinclair-Hefte, gezeichnet vom Spanier Vincente Ballestar sind ein wahrer Genuss. Hier gehts zur Galerie.

P.P.S. Bastei hat sich gegenüber Kopf & Kino geäußert. Was dabei herauskam lest Ihr in dem Beitrag Geisterjäger John Sinclair #0815.

*Affiliate-Link: Kauft Ihr über diesem Link etwas, entstehen Euch keinerlei Nachteile dadurch. Kopf & Kino erhält lediglich eine kleine Provision. So unterstützt Ihr meine Arbeit. Danke.
 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

TopBlogs.de das Original - Blogverzeichnis | Blog Top Liste