oder:
Fick
Disch Drehbuch. Isch ess Pick Up.
Nach
diversen Schmunzelschmonzetten von Schweighöfer & Co. und feuchtfröhlich experimentierenden Analfissurfummeleien, freut sich
die Kinogemeinde nun auf einen ganz anderen Film. Der Trailer
verspricht derbe Jugendsprache, knaller Slapstickeinlagen und einen
Cast aus gängigen TV- und Leinwandnasen. Auf vielfachen Wunsch - und mit
der stillen Hoffnung von einer deutschen Komödie mal
wieder entertaint zu werden - drängelte ich mich vorbei an
Teeniecliquen und Elyas M`Barek – Fan-Schwadronen. Mit
dem Gedanken "Bin ich der Älteste hier?" ließ ich mich in den Sessel
meines Stammkinos plumpsen. Und deswegen, ne, kann isch auch krasses
Zeug berischten, ey. Fack Ju Göhte!
Story
Zeki Müller, Bankräuber,
Frauenschwarm und abgebrühter als ne Bockwurst im Dampfkessel (Elyas
M´Barek) wird aus dem Gefängnis entlassen. Als er nun das Geld
seines letzten Coups ausfindig machen will, stellt sich heraus, dass
eben dieses unter der Turnhalle der Goethe – Gesamtschule liegt.
Kurzerhand übernimmt er eine Stelle als Aushilfslehrer, buddelt
einen Tunnel, baggert an seiner Kollegin Lisi (Karoline Herfurth)
herum und rundet das Bauvorhaben dadurch ab, dass er die Klasse 10b –
eine Art Lümmel von der ersten Bank 2.0 – mit seinen
eigenwilligen Lehrmethoden wieder auf eine gerade Bahn schubst. Und das alles mit einem Vokabular, dass Omi der Wirsing aus dem Topf springt.
Review
Es ist regelrecht knuffig wie sehr
Fack Ju Göhte anfangs aufdreht, wie stark die Charaktere
überzeichnet werden und wie sehr overgeactet wird um einen eigenen
Stil zu etablieren, nur um im letzten Drittel zu bemerken, dass man ja
schließlich eine deutsche Komödie ist und noch ein Happy End benötigt. Schwupps, verbiegt das
Skript auch schon das größte Arschloch und die prüdeste Henne zu
paarungstauglichen RomComFiguren, irgendwo im Leinwandmittelmaß und zaubert damit der weiblichen Zahnspangenfraktion ein funkelndes Grinsen ins Gesicht.
Ein Drehbuch, löchriger als das Beinkleid der Horizontalbeauftragten Charlie (Jana
Pallaske), sei dem angenommenen Umstand geschuldet, dass der Film
getreu dem Motto arbeitet: "ALLES FÜR`N LACHER – ohne
Rücksicht auf Verluste". Es musst nicht hinterfragt werden, wie
der Bengel mit Knautschfresse in den Snackautomaten gelangt ist –
Generation YouTube lacht einfach trotzdem. Rein faktisch handelt es
sich bei dem neuen Film von Bora Dagtin (Türkisch für
Anfänger) um eine Sketchparade - unterbrochen durch Musikmontagen.
Vielen Musikmontagen. Musikmontagen die vergleichbar sind mit
Brustimplantaten: Der Besitzer erhofft sich einen aufhübschenden
Effekt, vergisst aber, dass weniger manchmal mehr ist. Durch diese
Sequenzen haben die jugendlichen Hirne, welche bei YouTubeClips von
mehr als 10 Minuten gerne überfordert sind, wenigstens genug Zeit
sich zu erholen, bevor die nächste Kalauerei beginnt.
Die Dialoge sind knackig, pointiert und lassen SELBSTVERSTÄNDLICH jedwede Subtilität vermissen,
spiegeln die Jugendsprache aber immerhin besser wieder, als andere
Produktionen. (Man denke an die gestelzten Dialoge in Die Welle.)
Paintball an Kopf? Scheiße an der
Türklinke? Selbstmordversuch aus dem ersten Stock? Alles kein
Problem. Alles lustig. Eine Anklage? Mitnichten. Man könnte auch von
'zeitgemäß' sprechen. Filme sind im Endeffekt für Zuschauer
gemacht – nicht für Kritiker. Die aktuelle Jugend bekommt gerne
den Spiegel vorgehalten. Sie erkennen sich gerne wieder - egal
wie hässlich die Realität auch sein mag.
Fazit
Eine
romantische Komödie in Anarchoverkleidung versteckt sich hinter
diesem überlangen Pick Up
– Werbespot. Weniger innovativ als die U18 - Kids vielleicht glauben,
aber für Freunde von derben Sprüchen und Holzhammerhumor
sehr zu empfehlen. Wer jetzt noch über die offensichtlichen, gulligroßen
Löcher in der Story hinwegsehen kann, wird mit ziemlicher Sicherheit
gut unterhalten werden.
...und
jetzt wollen wir mal den Meckermodus abschalten:
Eingesperrte
Knautschfresse im Snackautomaten ist schon witzig.
In
diesem Sinne,
chantalschwängerndes Cheerio und
viel Spaß bei Eurem nächsten Film
Euer Robert
Trailer
Fack Ju Göhte
118 Minuten
FSK 12
Deutschland, 2013
Spätestens jetzt werde ich mir den Film ansehen!
AntwortenLöschenAnna