OT: X-Men: Days of Future Past | 131 Minuten FSK 12 | Twentieth Centuy Fox of Germany GmbH |
oder:
Dieser
neue Hugh Jackman-Film in dem er Strähnchen hat
Das neue Spektakel für große und kleine Nerds von 12 bis 12½ ist
seit dem 22. Mai im Kino. Regisseur Bryan Singer kehrt zum Franchise
zurück und mit ihm die Figuren aus der Originaltrilogie. Die Frage,
warum Patrick 'Prof. X' Stewart irgendwie nicht älter wird kann
leider auch diesmal nicht beantwortet werden – von allen offenen
Fragen des Films ist das aber auch die am wenigsten störende. Für
meine eifrigen Leser habe ich mich in die zukünftige
Vergangenheitszukunftsvergangenheits!Ҥ$%&/()=? begeben und
weiß nun dystopisches zu berichten...
Story
Anno
knipps in einer dystopischen Zukunft haben findige Drehbuchautoren
den Himmel aus Matrix nachgeschrieben und machen Paraplegikern
Hoffnungen auf fliegende Rollstühle. Riesige Kampfroboter sehen aus
wie der Destroyer aus Thor und gewinnen dank Mystiques
Gestaltwandler-DNS alle Nahkämpfe mit Mutaten. Kein Schwein versteht
warum Roboter zu Eis werden können, nicht mehr aus Metall sind und
warum Zeitreisen plötzlich so normal sind wie der Gang zum
Supermarkt. Das ist an diesem Punkt übrigens nicht mehr wichtig.
Prof. X, Magneto und noch ein paar Mitglieder der diesjährigen
Mutantenparade beschließen Hugh Jackman (alias Logan; alias die
dicksten Adern der Welt) alias Wolverine in die Vergangenheit zu
schicken und den Bau der Sentinel genannten Kampfroboter zu
verhindern... pew pew pew...
Review
„Viele
Köche verderben den Brei“ ist sicherlich eine abgedroschene Phrase
aber was bei drei Drehbuchautoren – von denen Simon Kinberg X-Men:
Der letzte Widerstand verbrochen hat – schief gehen kann ist
ein offenes Geheimnis: inhaltsleere Effektspektakel, welche die Faust
mit Stachelhandschuhen und Anlauf metertief in den Arsch der
Comic-Fans rammen. Das liest sich jetzt drastisch, ist aber die
Wahrheit und nichts als die Wahrheit – zumindest wenn es nach den
besagten Comic-Fans geht. Im Comic-Multiversum von Marvel gibt es
eine Storyline mit dem Titel Days of Future Past. Der
Originaltitel suggeriert den Fans selbstverständlich eine Nähe zum
Quellmaterial: nee! Deutsche Zuschauer fragen sich eher was die
deutsche Division von 20th Century Fox geritten hat, aus
dem wirklich eingängigen OT plötzlich Zukunft ist Vergangenheit
zurechtzuzimmern.
Doch
was ist X-Men: Zukunft ist Vergangenheit eigentlich? Sequel, Prequel,
Assholequel? Die Antwort ist: Reboot, mehr oder minder. Und hier
liegt eines der Hauptprobleme der Story. Die zahlreichen Paradoxa von
Zeitreisegeschichten werden durch Erklärungen vorweggenommen. Es
scheint als hätte Bryan Singer präventiv das Gemeckere umgehen
wollen. Touchè: nur den Geist eines Mutanten in die Vergangenheit zu
schicken ist geschickt. Zitat: „Solange du schläfst existieren
beide Zeitlinien parallel. Erst wenn du aufwachst...“ usw. Die
Geschichte wirkt nicht organisch. Zwanghaft wird uns Zuschauern eine
Erklärung mit einem breiten Schild aufs Gesicht gehauen damit wir
uns gar nicht erst den Kopf drüber zerbrechen. Konflikte wirken
konstruiert. Rückblicke und Cameos haben oft einen faden
Beigeschmack. Natürlich freuen wir uns über die angekündigten
Auftritte von Famke 'I fucked Wolverine' Janssen, Rogue, Kelsey
Grammar als Beast und anderen Charakteren der
Original-X-Men-Trilogie. Bedenklicher ist es eigentlich zu welchem
Preis dieser stattfindet. Ach ja und Cyclops trägt eine Brille die
von Wolfgang Joop persönlich stammt oder aus dem Faschingsbedarf.
Zum
Thema Charaktere muss hier der Name Quicksilver alias Pietro
Maximoff (Evan Peters) fallen. Fanliebling, überzeugende
Darstellung, comic relief, mit Überschallgeschwindigkeit eine
potentielle Hilfe. Es liegt förmlich auf der Hand diesem Charakter
nur ein paar Szenen zuzugestehen. Die Gefahr ist einfach zu hoch,
Charaktere zu erleben welche nicht im 3-Minuten-Rythmus weinen und
verkrampfte Blicke austauschen. Es ist ein Rätsel wie Avengers
überhaupt ein Erfolg werden konnte. Viel angenehmer ist es doch,
nach dem äußerst amüsanten Ausbruch Magnetos (Michael Fassbender)
mit Hilfe Quicksilvers wieder zur gewohnten X-Men-Routine
zurückzukehren.
Das
schöne bei gefühlten 20 Figuren, welche alle etwas Beachtung
erhaschen wollen, ist ja für den Rezensenten, dass wir Rezensenten
das Thema gepflissentlich umgehen könn(t)en. James McAvoy als junger
Professor Xavier ist hochdramatisch und zeigt diesen einen
Gesichtsausdruck den jeder ungesunde Mann hat wenn er wieder zwischen
Telepathie und Querschnittslähmung wählen muss – kein Witz,
schaut es euch an. Hugh Jackman zeigt das was er zeigen muss,
Muskeln, seltsame Frisur und einen ironischen Gesichtsausdruck wenn
das Drehbuch wieder daran erinnern muss wie cool unser Wolverine doch
ist. Auch Darsteller wie Jennifer Lawrence, Michael Fassbender oder
Patrick Stewart sind nicht besser oder schlechter als sonst, es ist
uns aber einfach scheißegal. Zu unwirklich, zu ungreifbar geht das
Drehbuch mit den Charakteren um. Nichts an ihnen wirkt organisch.
Jeder Querverweis auf frühere Filme wirkt schlussendlich wie ein
Farce.
Effekttechnisch
ist X-Men: Zukunft ist Vergangenheit auf dem neusten Stand.
EnergieBlitze, Tele-Party, ständige Verwandlungen, Riesenroboter und
ein fliegendes Stadion verleihen dem Film das Kopf & Kino
Prüfsiegel BOAH EY mit Zusatzqualifikation FACEPALM. Wie schon bei
The Amazing Spider-Man 2 scheint 3D hier der Vorwand für
inflationäre Ultra-Zeitlupen gewesen zu sein. Das Kamerateam um
Newton Thomas Sigel muss froh gewesen sein. Da der Film nur
zwei Einstellungen, nämlich die Halbtotale und das Closeup, kennt
hielt sich der Aufwand in Grenzen nehme ich an.
Fazit
X-Men,
eure Zukunft ist unsere Vergangenheit. Ein Film wie er egaler nicht
sein könnte. Würde Bryan Singer einige Szenen aus dem Anfang, der
Mitte und dem Ende einfach als Bonus auf die DVD von X-Men: Erste
Entscheidung packen, die Wirkung wäre keine andere. Am
glücklichsten sind vermutlich die Zuschauer welche vorher noch
keinen einzigen Film dieses Franchises gesehen haben. Wer auf die
70er steht, in den alles so aussieht wie in den 90ern und Logiklöcher
groß wie Meteoritenkrater, ist mit diesem Film gut beraten.
Lausbübische Freude kommt allerdings auch auf, wenn wir mitansehen
wie Spitzendarsteller von einem knuseligen Drehbuch dazu geknechtet
werden immerzu Luftlöcher zu erstarren!
2016
steht übrigens die nächste Fortsetzung X-Men: Apocalypse auf
dem Plan – angesiedelt in den 80ern. Ihr wartet diesbezüglich
bitte den Abspann ab. Neuzugang Fan BingBing verriet, dass sie einen
Vertrag über insgesamt fünf Filme unterschrieben hat. Wir freuen
uns darauf Hugh Jackman auch mit Gehhilfe als unsterblichen Wolverine
zu begrüßen.
In
diesem Sinne,
JenniferLawrenceBlauAnmalenUndDabeiRotwerdendes
Cheerio und viel Spaß bei eurem nächsten Film
Euer
Rob
Trailer
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