Donnerstag, 22. Mai 2014

X-Men - Zukunft ist Vergangenheit

OT: X-Men: Days of Future Past | 131 Minuten
FSK 12 | Twentieth Centuy Fox of Germany GmbH
oder:
Dieser neue Hugh Jackman-Film in dem er Strähnchen hat

Das neue Spektakel für große und kleine Nerds von 12 bis 12½ ist seit dem 22. Mai im Kino. Regisseur Bryan Singer kehrt zum Franchise zurück und mit ihm die Figuren aus der Originaltrilogie. Die Frage, warum Patrick 'Prof. X' Stewart irgendwie nicht älter wird kann leider auch diesmal nicht beantwortet werden – von allen offenen Fragen des Films ist das aber auch die am wenigsten störende. Für meine eifrigen Leser habe ich mich in die zukünftige Vergangenheitszukunftsvergangenheits!“§$%&/()=? begeben und weiß nun dystopisches zu berichten...


Story
Anno knipps in einer dystopischen Zukunft haben findige Drehbuchautoren den Himmel aus Matrix nachgeschrieben und machen Paraplegikern Hoffnungen auf fliegende Rollstühle. Riesige Kampfroboter sehen aus wie der Destroyer aus Thor und gewinnen dank Mystiques Gestaltwandler-DNS alle Nahkämpfe mit Mutaten. Kein Schwein versteht warum Roboter zu Eis werden können, nicht mehr aus Metall sind und warum Zeitreisen plötzlich so normal sind wie der Gang zum Supermarkt. Das ist an diesem Punkt übrigens nicht mehr wichtig. Prof. X, Magneto und noch ein paar Mitglieder der diesjährigen Mutantenparade beschließen Hugh Jackman (alias Logan; alias die dicksten Adern der Welt) alias Wolverine in die Vergangenheit zu schicken und den Bau der Sentinel genannten Kampfroboter zu verhindern... pew pew pew...

Review
Viele Köche verderben den Brei“ ist sicherlich eine abgedroschene Phrase aber was bei drei Drehbuchautoren – von denen Simon Kinberg X-Men: Der letzte Widerstand verbrochen hat – schief gehen kann ist ein offenes Geheimnis: inhaltsleere Effektspektakel, welche die Faust mit Stachelhandschuhen und Anlauf metertief in den Arsch der Comic-Fans rammen. Das liest sich jetzt drastisch, ist aber die Wahrheit und nichts als die Wahrheit – zumindest wenn es nach den besagten Comic-Fans geht. Im Comic-Multiversum von Marvel gibt es eine Storyline mit dem Titel Days of Future Past. Der Originaltitel suggeriert den Fans selbstverständlich eine Nähe zum Quellmaterial: nee! Deutsche Zuschauer fragen sich eher was die deutsche Division von 20th Century Fox geritten hat, aus dem wirklich eingängigen OT plötzlich Zukunft ist Vergangenheit zurechtzuzimmern.

Doch was ist X-Men: Zukunft ist Vergangenheit eigentlich? Sequel, Prequel, Assholequel? Die Antwort ist: Reboot, mehr oder minder. Und hier liegt eines der Hauptprobleme der Story. Die zahlreichen Paradoxa von Zeitreisegeschichten werden durch Erklärungen vorweggenommen. Es scheint als hätte Bryan Singer präventiv das Gemeckere umgehen wollen. Touchè: nur den Geist eines Mutanten in die Vergangenheit zu schicken ist geschickt. Zitat: „Solange du schläfst existieren beide Zeitlinien parallel. Erst wenn du aufwachst...“ usw. Die Geschichte wirkt nicht organisch. Zwanghaft wird uns Zuschauern eine Erklärung mit einem breiten Schild aufs Gesicht gehauen damit wir uns gar nicht erst den Kopf drüber zerbrechen. Konflikte wirken konstruiert. Rückblicke und Cameos haben oft einen faden Beigeschmack. Natürlich freuen wir uns über die angekündigten Auftritte von Famke 'I fucked Wolverine' Janssen, Rogue, Kelsey Grammar als Beast und anderen Charakteren der Original-X-Men-Trilogie. Bedenklicher ist es eigentlich zu welchem Preis dieser stattfindet. Ach ja und Cyclops trägt eine Brille die von Wolfgang Joop persönlich stammt oder aus dem Faschingsbedarf.

Zum Thema Charaktere muss hier der Name Quicksilver alias Pietro Maximoff (Evan Peters) fallen. Fanliebling, überzeugende Darstellung, comic relief, mit Überschallgeschwindigkeit eine potentielle Hilfe. Es liegt förmlich auf der Hand diesem Charakter nur ein paar Szenen zuzugestehen. Die Gefahr ist einfach zu hoch, Charaktere zu erleben welche nicht im 3-Minuten-Rythmus weinen und verkrampfte Blicke austauschen. Es ist ein Rätsel wie Avengers überhaupt ein Erfolg werden konnte. Viel angenehmer ist es doch, nach dem äußerst amüsanten Ausbruch Magnetos (Michael Fassbender) mit Hilfe Quicksilvers wieder zur gewohnten X-Men-Routine zurückzukehren.

Das schöne bei gefühlten 20 Figuren, welche alle etwas Beachtung erhaschen wollen, ist ja für den Rezensenten, dass wir Rezensenten das Thema gepflissentlich umgehen könn(t)en. James McAvoy als junger Professor Xavier ist hochdramatisch und zeigt diesen einen Gesichtsausdruck den jeder ungesunde Mann hat wenn er wieder zwischen Telepathie und Querschnittslähmung wählen muss – kein Witz, schaut es euch an. Hugh Jackman zeigt das was er zeigen muss, Muskeln, seltsame Frisur und einen ironischen Gesichtsausdruck wenn das Drehbuch wieder daran erinnern muss wie cool unser Wolverine doch ist. Auch Darsteller wie Jennifer Lawrence, Michael Fassbender oder Patrick Stewart sind nicht besser oder schlechter als sonst, es ist uns aber einfach scheißegal. Zu unwirklich, zu ungreifbar geht das Drehbuch mit den Charakteren um. Nichts an ihnen wirkt organisch. Jeder Querverweis auf frühere Filme wirkt schlussendlich wie ein Farce.

Effekttechnisch ist X-Men: Zukunft ist Vergangenheit auf dem neusten Stand. EnergieBlitze, Tele-Party, ständige Verwandlungen, Riesenroboter und ein fliegendes Stadion verleihen dem Film das Kopf & Kino Prüfsiegel BOAH EY mit Zusatzqualifikation FACEPALM. Wie schon bei The Amazing Spider-Man 2 scheint 3D hier der Vorwand für inflationäre Ultra-Zeitlupen gewesen zu sein. Das Kamerateam um Newton Thomas Sigel muss froh gewesen sein. Da der Film nur zwei Einstellungen, nämlich die Halbtotale und das Closeup, kennt hielt sich der Aufwand in Grenzen nehme ich an.

Fazit
X-Men, eure Zukunft ist unsere Vergangenheit. Ein Film wie er egaler nicht sein könnte. Würde Bryan Singer einige Szenen aus dem Anfang, der Mitte und dem Ende einfach als Bonus auf die DVD von X-Men: Erste Entscheidung packen, die Wirkung wäre keine andere. Am glücklichsten sind vermutlich die Zuschauer welche vorher noch keinen einzigen Film dieses Franchises gesehen haben. Wer auf die 70er steht, in den alles so aussieht wie in den 90ern und Logiklöcher groß wie Meteoritenkrater, ist mit diesem Film gut beraten. Lausbübische Freude kommt allerdings auch auf, wenn wir mitansehen wie Spitzendarsteller von einem knuseligen Drehbuch dazu geknechtet werden immerzu Luftlöcher zu erstarren!

2016 steht übrigens die nächste Fortsetzung X-Men: Apocalypse auf dem Plan – angesiedelt in den 80ern. Ihr wartet diesbezüglich bitte den Abspann ab. Neuzugang Fan BingBing verriet, dass sie einen Vertrag über insgesamt fünf Filme unterschrieben hat. Wir freuen uns darauf Hugh Jackman auch mit Gehhilfe als unsterblichen Wolverine zu begrüßen.

In diesem Sinne,
JenniferLawrenceBlauAnmalenUndDabeiRotwerdendes Cheerio und viel Spaß bei eurem nächsten Film

Euer Rob

Trailer

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