OT: Chappie | FSK 12 | 120 Min ZA, 2014 | VÖ: 05.03.15 © Sony Pictures |
Wenn ich mir einen Ort auf der Welt aussuchen dürfte, an dessen Grenzen ich "Betreten auf eigene Gefahr"-Schilder aufstellen lassen darf, würde ich zweifelsfrei "JO-FUCKING-HANNESBURG" kreischen, während meine Augenbrauen aussähen wie kleine Räupchen auf Achterbahnfahrt. In dieser Stadt hat Regisseur Neill Blomkamp es erneut geschafft, einen seiner Kurzfilme als Feature produziert zu bekommen. Den passenden Short Tetra Vaal habe ich Euch unten eingebunden. Chappie gehört zu dem, was ich aus einer Laune heraus den Jo'Burg-Zyklus taufe. Das Problem mit allen Sachen/Personen, die Zyklen haben, ist ja die schnöde Langeweile des Verlaufs. Alle Beteiligten wissen: Ah, es geht wieder los. Und auch unsere liebliche Robo-Promenademischung CHAPPiE macht da keine Ausnahme. Blomkamps Amalgamation bekannter Robo-Stoffe hat auf den ersten Blick wieder den sozialkritischen Zeigefinger erhoben. Da sehen wir Unterschichten-Milieus, haben einen christlich-fanatischen Gegenspieler (Friseuropfer: Hugh Jackman) und die Ausgrenzung eines schwarzen Schafes. Auf den ersten Blick haben wir eine technoide Version von District 9. Dann allerdings ziehen wir den sozialkritischen Zeigefinger aus dem Hintern und entdecken was Chappie wirklich ist: Ein heimliches Remake von Nummer 5 lebt!
Die Effekte sind - wie übliche bei Blomkamp - erste Sahne. Vermutlich ist es Neill Blomkamp zu verdanken, dass ich mir mittlerweile weniger Sorgen um die Live-Action-Adaptionen von Ghost in the Shell oder Akira mache.
Chappie macht zumindest nicht den Fehler, erklären zu wollen, was da gerade auf dem Bildschirm wie, warum, wegen wem funktioniert. Unnötiges Wissenschaftsgeblubber kann einen Film gnadenlos unsympathisch werden lassen ... oder wie bei Interstellar dank Nolan-Bonus trotzdem mit Lob zugeschissen. Der Film ist kurzweilig. Die Besetzung mit Ninja und Yolandi Nisser, als Ninja und Yolandi Nisser ist speziell, funktioniert aber. Auch wenn Johannesburg sicherlich schöne Ecken zu bieten hat, könnte ich jetzt nicht meine Hand dafür ins Feuer legen, dass der Film nicht doch in der Uckermark oder irgendwo bei Brandenburg gedreht wurde. Obwohl dann statt Vodacom und Red Bull sicherlich Telekom und Vitacola als (unerträglich oft bemühtes) Product Placement auftauchen würden. Auch wenn wir es niedlich finden, wenn Chappie sich wie ein kleines Kind vor Milchtüten erschrickt und mit Handfeuerwaffen und Wurfsternen hantiert (vermutlich doch eher Brandenburg), will der Film nicht recht rund wirken. Zusammengestoppelt. So als ob Neill Blomkamp das Buch durch ein Sieb gegossen hätte. Die Eyecatcher hat er herausgepickt. Spannungsbogen und Logik ließ er abtropfen und spülte sie mit einem Ghost-in-the-Shell-esken Ende völlig den Abfluss runter.
Fazit
Chappie ist keine Geldverschwendung im eigentlichen Sinne. Im besten Sinne des Wortes erleben wir hier eine Art Shyalamanisierung. Der Film kann uns nicht mehr überraschen. Wir wissen, was wir bekommen plus einem Ende, so hingerotzt, dass sich ein findiger Autorenpraktikant sogar noch ein Sequel aus dem Bürzel ziehen könnte. Freunde von District 9 und Elysium greifen herzhaft zu und alle anderen hoffen in der Zeit einfach (vielmehr 'beten') dafür, dass Ellen Ripley in Alien 3.2 nicht irgendwo in Johannesburg abstürzt.
In diesem Sinne,
Wall-EMitChappieUndNr5Zusammenlötendes Cheerio und viel Spaß bei Eurer nächsten Roboterinvasion.
Trailer zu Chappie
Die Effekte sind - wie übliche bei Blomkamp - erste Sahne. Vermutlich ist es Neill Blomkamp zu verdanken, dass ich mir mittlerweile weniger Sorgen um die Live-Action-Adaptionen von Ghost in the Shell oder Akira mache.
Chappie macht zumindest nicht den Fehler, erklären zu wollen, was da gerade auf dem Bildschirm wie, warum, wegen wem funktioniert. Unnötiges Wissenschaftsgeblubber kann einen Film gnadenlos unsympathisch werden lassen ... oder wie bei Interstellar dank Nolan-Bonus trotzdem mit Lob zugeschissen. Der Film ist kurzweilig. Die Besetzung mit Ninja und Yolandi Nisser, als Ninja und Yolandi Nisser ist speziell, funktioniert aber. Auch wenn Johannesburg sicherlich schöne Ecken zu bieten hat, könnte ich jetzt nicht meine Hand dafür ins Feuer legen, dass der Film nicht doch in der Uckermark oder irgendwo bei Brandenburg gedreht wurde. Obwohl dann statt Vodacom und Red Bull sicherlich Telekom und Vitacola als (unerträglich oft bemühtes) Product Placement auftauchen würden. Auch wenn wir es niedlich finden, wenn Chappie sich wie ein kleines Kind vor Milchtüten erschrickt und mit Handfeuerwaffen und Wurfsternen hantiert (vermutlich doch eher Brandenburg), will der Film nicht recht rund wirken. Zusammengestoppelt. So als ob Neill Blomkamp das Buch durch ein Sieb gegossen hätte. Die Eyecatcher hat er herausgepickt. Spannungsbogen und Logik ließ er abtropfen und spülte sie mit einem Ghost-in-the-Shell-esken Ende völlig den Abfluss runter.
Fazit
Chappie ist keine Geldverschwendung im eigentlichen Sinne. Im besten Sinne des Wortes erleben wir hier eine Art Shyalamanisierung. Der Film kann uns nicht mehr überraschen. Wir wissen, was wir bekommen plus einem Ende, so hingerotzt, dass sich ein findiger Autorenpraktikant sogar noch ein Sequel aus dem Bürzel ziehen könnte. Freunde von District 9 und Elysium greifen herzhaft zu und alle anderen hoffen in der Zeit einfach (vielmehr 'beten') dafür, dass Ellen Ripley in Alien 3.2 nicht irgendwo in Johannesburg abstürzt.
In diesem Sinne,
Wall-EMitChappieUndNr5Zusammenlötendes Cheerio und viel Spaß bei Eurer nächsten Roboterinvasion.
Trailer zu Chappie
Kurzfilm Tetra Vaal
2004 veröffentlicht Blomkamp den Kurzfilm Tetra Vaal, welcher sich inhaltlich und ästhetisch kaum von Alive in Joburg unterscheidet. Auch die entsprechenden Features behalten später die Mischung aus Nachrichtensendungen, Securitycams und klassischer Kinematik bei.
Extra: Die trauigste Robo-Szene aller Zeiten
Wenn Ihr bis hierher gelesen und geschaut habt, sind Eure Augen eh schon wund. Da stört es dann auch nicht mehr, wenn sie verheult aussehen. Als kleines Kind schaute ich die beiden Filme Nr. 5 lebt! und (noch besser) Nr. 5 gibt nicht auf Besonders der letzte bringt mich an einer bestimmten Stelle noch heute zum Heulen. Musik, Schnitte, Schauspiel. Alles schreit "80's", aber in dieser Sequenz stimmt einfach alles. Das lässt Kinder weinen, Erwachsene heulen und mich plärren. Jawohl! Viel Spaß damit...
Gibt es auch noch ein spannendes Thema mit Robotern und deren Verhältnis zu Menschen? Ich meine, die Themen Emotionalität und Künstliche Intelligenz wurden ja nun schon vor 50-60 Jahren literarisch behandelt. Und eigentlich auch schon tiefer als die meisten Filme es vermocht haben.
AntwortenLöschenAber vielleicht bin ich zu anspruchsvoll, denn Literatur ist ja nicht jedermanns Sache. Da ist so ein Kinofilm natürlich breitenwirksamer.
Ich glaube, dass das sehr subjektiv ist. Es ist mutig prinzipiell davon auszugehen, ein Buch wäre per se tiefsinniger als ein Film. Besonders bei einem Thema, welches die Ängste einer digitalen Welt zusammenfasst, denke ich persönlich, dass es eben eher abstrakt ist, sich der Thematik NUR mittels eines analogen Mediums zu nähern. Kaum jemand wird bestreiten wollen, dass Autoren wie Clarke und Asimov literarische Grundsteine gelegt haben. Aber die Magie des Bildes, des Films, aber mittlerweile auch wieder des Hörspiels lässt sich doch da nicht einfach abwerten.
LöschenAbgesehen davon hab ich nicht die Erfahrung gemacht, dass ein Thema nicht mehr verarbeitet werden kann, nur weil es vor 60 Jahren schon in einem Kunstwerk Ausdruck gefunden hat. Fritz Langs METROPOLIS ist ein Meilenstein. Deswegen gucke ich ehrlicherweise den gleichnamigen Anime von 2010 dennoch einmal mehr.
Am Ende ist das Thema KI / Mensch komplex und tief. Für mich als Filmenthusiasten sind Filme wie 2001, Des Teufels Saat oder Ghost in the Shell einfach gute Unterhaltung mit Tiefgang. Das heißt nicht, dass ich nicht jedem empfehlen würde, sich mal einen alten Schinken aus der Bibo zu holen, aber ich würde eben jedem nicht weniger empfehlen, sich die Mangas von Ghost in the Shell, Akira oder Spriggan mal anzutun.
Unabhängig von all dem:
Vielen Dank für deinen Kommentar. Da kommt mal richtig Leben in die digitale Bude ;)
Grüße,
Rob