OT: Tschick | 93 Min | FSK 12 | R: Fatih Akin | DE 2016 VÖ: 12.09.17 (Kino) / 09.03.17 (BD/DVD/VOD) Extras: Div. Featurettes, Outtakes, Interviews, u.a. © Studiocanal |
Nach Kritikererfolgen wie Gegen die Wand* und Soul Kitchen* (ach diese Pokerpartie) inszeniert Kritikerliebling Fatih Akin einen Kritikerf ein Coming-of-Age-Movie, dass leider einfach nur gut ist und überzeugt: Tschick. Und anlässlich der Heimkinoauswertung, darf ich Euch hier, neben der Kurzkritik, auch noch eine kleine Verlosung anbieten, PR-Agentur sei dank.
Die Pflichtlektüre an Schulen ändert sich. Neben Fifty Shades of Grey [Review] für den Werkunterricht, gehört das 2011 im Rowohlt-Verlag erschienene Jugendbuch Tschick von Wolfgang Herrndorf, mittlerweile auch zur Pflichtlektüre. Gut so, verfickt nochmal! Oh, pardon, jetzt hatte ich gerade so 'ne rebellische Emotion. Bei der Verfilmung sollte übrigens David Wnendt die Regie übernehmen. Der hatte wohl auch ne rebellische Emotion und verließ das Projekt kurz vor knapp. Wegen "künstlerischer Divergenzen", erzählt Akin mal der Berliner Morgenpost. Warum erzählt'n der denen immer sowas und mir nicht? Shame on you, erfolgreicher Regisseur-und-Produzent-mit-ruhiger-Erzählweise-und-einem-Händchen-für-Charakterzeichnung, Fatih Akin! Shame. On. You.
Review
Wenn deine Mutter säuft und dein Vater mit dem Büroflittchen vögelt, nennt man das RTL. Maiks Leben ist gerade so richtig RTL, fast schon RTL2. Da erscheint der neue Mitschüler Andrej Tschichatschow, "Tschick!", gerade richtig - mit seinen zerfetzten Schuhen, der Plastiktüte und einem Pegel wie Harald Junke. Ein zwei coole Kennenlern-Montagen später, steht der Bub mit einem geklauten Lada - Gibts eigentlich andere? - vor Maik. Ein Roadtrip durch Deutschlands Provinzkosmos beginnt.
Die Gefahr bei Kritiken zu solchen Filmen wie Tschick liegt bei der Lobhuddelei. Eigentlich wäre es sinnvoll, wenn ich an dieser Stelle nur sagen würde: "Mensch, das ist'n dufte Film. Schließ den YouPorn-Tab, pack den Lurch / die Lurchin mal für 90 Minuten in die Hose und guck Tschick, verdammt nochmal!"
[Dirk Knipphals schrieb in seiner Besprechung auf taz.de: "Man merkt, diese Besprechung eiert herum." Ja man, tut sie. Tun übrigens viele Besprechungen zu Tschick - auch in der Welt, dem Spiegel und, und, und. Woher kommt denn dieser Drang, in dreiseitigen Rezensionen die Handlung des Films zu beschreiben und dazwischen ausversehen mal so etwas wie eine Wertung abzugeben. Diese Unart, in schlimmster Selbstverliebheit auszukotzen, dass man das Quellmaterial kennt, mit dem Regisseur gesprochen hat, etc. pp. wtf., DAS liebe Kulturkritik, genau DAS ist jene überhebliche Art und Weise, die mich am Ende wieder in die Blogosphäre zieht. Auch Antje Wessels hat eine sehr ausführliche Kritik zu Tschick abgeliefert. Aber woher kommt es, dass ich hier das Gefühl habe, es mit einer distanzierten, aber begeistert geschriebenen Kritik zu tun zu haben und nicht mit drei Seiten Füllmaterial?]
So, sorry, jetzt bin ich etwas abgekommen. Geht weiter. Tschick funktioniert vor allem wegen seiner Protagonisten. Bei den Jungschauspielern Tristan Göbel (Maik) und Anannd Batbileg (Tschick) stimmt die Chemie. Die Chemie stimmt, wenn sie zum Sternenhimmel schauen und über Aliens philosophieren, aber auch, wenn sie unkontrolliert, mit dem Lada durch ein Maisfeld krachen - begleitet von klassischer Musik. Der kompletten Riege an Nebenfiguren schrammt indes knapp an der Karikatur vorbei. Ein Zugeständnis an das Genre? Schließlich kann man das auch den Supports in Stand By Me - Das Geheimnis eines Sommers* bescheinigen. Stören wird das allerdings die wenigstens Menschen.
Vermutlich deswegen nicht, weil diese Überzeichnung auch wieder nur die jugendliche Sicht auf ihre Umwelt unterstreicht. Regisseur Fatih Akin erlaubt es dem älteren Publikum ein wenig zu träumen und macht es einem jüngeren Publikum einfach, sich mit Aspekten dieses Roadtrips zu identifizieren - und wenn es nur der Drang nach Abenteuer und Freiheit ist. Oder einem hübschen Mädchen auf einer Müllkippe zu begegnen.
Fazit
Tschick ist schlichtweg ein gutes Stück deutscher Kinounterhaltung. Inszeniert als Momentaufnahme, aber getrieben von zeitlosen Themen der Jugend. Die Jugend mit all ihrem Konfliktpotential und der inneren Unruhe, die sie bei den Heranwachsenden verbreitet, wurde in den letzten Jahren oft filmisch abgebildet. Aber Tschick beweist eines: Deine jugendlichen Darsteller dürfen Angst vor dem Leben haben, vor der Zukunft und mit sich selbst im Unreinen sein, aber manchmal ist loslachen einfach wirkungsvoller als losheulen.
In diesem Sinne,
LadaUmlackierendes Cheerio und viel Spaß beim Erwachsenwerden/sein
Euer Rob
Tschick & Maik: Partyhengste | © Studiocanal |
[Dirk Knipphals schrieb in seiner Besprechung auf taz.de: "Man merkt, diese Besprechung eiert herum." Ja man, tut sie. Tun übrigens viele Besprechungen zu Tschick - auch in der Welt, dem Spiegel und, und, und. Woher kommt denn dieser Drang, in dreiseitigen Rezensionen die Handlung des Films zu beschreiben und dazwischen ausversehen mal so etwas wie eine Wertung abzugeben. Diese Unart, in schlimmster Selbstverliebheit auszukotzen, dass man das Quellmaterial kennt, mit dem Regisseur gesprochen hat, etc. pp. wtf., DAS liebe Kulturkritik, genau DAS ist jene überhebliche Art und Weise, die mich am Ende wieder in die Blogosphäre zieht. Auch Antje Wessels hat eine sehr ausführliche Kritik zu Tschick abgeliefert. Aber woher kommt es, dass ich hier das Gefühl habe, es mit einer distanzierten, aber begeistert geschriebenen Kritik zu tun zu haben und nicht mit drei Seiten Füllmaterial?]
So, sorry, jetzt bin ich etwas abgekommen. Geht weiter. Tschick funktioniert vor allem wegen seiner Protagonisten. Bei den Jungschauspielern Tristan Göbel (Maik) und Anannd Batbileg (Tschick) stimmt die Chemie. Die Chemie stimmt, wenn sie zum Sternenhimmel schauen und über Aliens philosophieren, aber auch, wenn sie unkontrolliert, mit dem Lada durch ein Maisfeld krachen - begleitet von klassischer Musik. Der kompletten Riege an Nebenfiguren schrammt indes knapp an der Karikatur vorbei. Ein Zugeständnis an das Genre? Schließlich kann man das auch den Supports in Stand By Me - Das Geheimnis eines Sommers* bescheinigen. Stören wird das allerdings die wenigstens Menschen.
Rechts: Die Königin der Müllkippe, Isa (Mercedes Müller) © Studiocanal |
Vermutlich deswegen nicht, weil diese Überzeichnung auch wieder nur die jugendliche Sicht auf ihre Umwelt unterstreicht. Regisseur Fatih Akin erlaubt es dem älteren Publikum ein wenig zu träumen und macht es einem jüngeren Publikum einfach, sich mit Aspekten dieses Roadtrips zu identifizieren - und wenn es nur der Drang nach Abenteuer und Freiheit ist. Oder einem hübschen Mädchen auf einer Müllkippe zu begegnen.
Fazit
Tschick ist schlichtweg ein gutes Stück deutscher Kinounterhaltung. Inszeniert als Momentaufnahme, aber getrieben von zeitlosen Themen der Jugend. Die Jugend mit all ihrem Konfliktpotential und der inneren Unruhe, die sie bei den Heranwachsenden verbreitet, wurde in den letzten Jahren oft filmisch abgebildet. Aber Tschick beweist eines: Deine jugendlichen Darsteller dürfen Angst vor dem Leben haben, vor der Zukunft und mit sich selbst im Unreinen sein, aber manchmal ist loslachen einfach wirkungsvoller als losheulen.
In diesem Sinne,
LadaUmlackierendes Cheerio und viel Spaß beim Erwachsenwerden/sein
Euer Rob
Verlosung [beendet]
So, wehe, jetzt ist einer extra hierher gesprungen! Der Verleih Studiocanal stellt mir zur Verlosung einmal die DVD zu Tschick* in der tschicken Limited Edition zur Verfügung und dazu noch den gleichnamigen Roman von Wolfgang Herrndorf*.
Läuft alles ganz simpel. Frage beantworten, Mail schreiben, abwarten. En Detail:
In der Kopf & Kino-Kritik zu Tschick hat sich ein Tier versteckt. Welches?
- Email mit Lösungswort an kopfundkino(at)gmx.de / Betreff: "Tschick Verlosung"
- Einsendeschluss ist Sonntag der 16.04.2017 - 23:59 Uhr
- Gewinnbenachrichtigung erfolgt per E-Mail
- Der Versand erfolgt ausschließlich innerhalb Deutschlands
- Die Namen des Gewinners / der Gewinnerin werden auf dieser Website veröffentlicht
- Persönliche Daten werden nicht zu kommerziellen Zwecken weitergegeben
- Der Rechtsweg ist ausgeschlossen
*Affiliate-Link: Kauft Ihr über diesem Link etwas, entstehen Euch keinerlei Nachteile dadurch. Kopf & Kino erhält lediglich eine kleine Provision. So unterstützt Ihr meine Arbeit. Danke.
Disclaimer: Die Verlosungsmaterialien wurden mir vom Verleiher Studiocanal zur Verfügung gestellt. Dieser Text wurde nicht gesponsert und gibt ausschließlich meine eigene Einschätzung des Films wieder.
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