OT: The Amazing Spider-Man | 136 Min | FSK 12 VÖ: bereits erhältlich (DVD / BD/ VOD) ©Sony Pictures |
Es war im Jahre 2007 als ein nicht ganz so überzeugender letzter Film einer Spider-Man-Trilogie über die Leinwände flackerte. Spider Man 3 hieß das Filmchen und wurde, wie seine beiden Vorgänger, von Sam "Evil Dead" Raimi inszeniert. Schon bei diesem Film war der Fan geneigt zu sagen "er war stets bemüht". Zu sehr schien hier künstlich eine düstere Atmosphäre etabliert werden zu wollen und zu sehr wurde dazu auf Effekte und eine unausgegorene Story gesetzt. Als dann für 2012 ein Reboot angekündigt wurde (Sam Raimi und Sony wurden sich nicht mehr einig) ging ein Aufschrei der Empörung durch die Masse der Fans. Mit Raimi war schließlich ein echter, nein ein WASCHECHTER Spidey-Fan hinter der Kamera, dem man die Begeisterung für den Stoff in jeder Filmminute anmerkte. Sony Pictures gab bekannt das sich der neue Film - wie der Titel schon andeutet - näher an der gleichnamigen Comicvorlage bewegen werde. Zum Beispiel würde Peter Parker sich nun nicht mehr an körpereigenen Fäden durch die Skyline schwingen, sondern wieder per obercoolem Fadenschussdingens...bummens – hier Armbanduhr mit Schwingfunktion. Jetzt, im Jahre 2012, kam eben dieser Film in die Kinos. Ich hab mich für euch in die Sessel des hiesigen Kinos gequält, mir die 3D-Brille übergestülpt und darf euch nun meine Eindrücke zu The Amazing Spider-Man näherbringen.
Story
Der gut frisierte Semi-Pro-Skateboarder und Wissenschaftsnerd Peter Parker (Andrew "The Social Network" Garfield) wird als kleines Kind von seinen Eltern bei seinem Onkel und seiner Tante abgeladen. Die ehemals Erziehungsbeauftragten müssen nach einem Telefonat Hals über Kopf aufbrechen und waren ab da nicht mehr gesehen.
Auf der Highschool ist Peter Parker zwar DER Streber schlechthin, wird dafür aber regelmäßig von Oberproll Flash Thompson, samt Gang, vermöbelt. Zu allem übel verguckt sich unser Klettermaxe auch noch in dessen Freundin, die wissenschaftlich begabte und immer in kurzen Röcken herumlaufende Schönheit, Gwen Stacy ("Zombieland" Emma Stone). Deren Vater ist nicht nur ein äußerst hohes Tier bei der Polizei - sondern hat für maskierte Verbrechensbekämpfer auch so garnichts übrig. Nachdem Peter nun im Keller eine Tasche seines Vaters entdeckt, dort Hinweise auf einen Dr. Conners und den Konzern OSCORP findet und sich SELBSTVERSTÄNDLICH dort einschleust wird er zwischendurch von einer manipulierten Spinne gebissen und entwickelt daraufhin...(siehe Spider-Man)...
Review
Ich bin kein Rezensent der schon im Voraus mit großen Vorurteilen in einen Film geht. Sicherlich bin ich ein Fan der Sam Raimi - Version. Das rührt aber auch daher, dass man den Filmen einfach anmerkt dass Sie von einem wahren Liebhaber gemacht wurden. Aber eine Neu-Interpretation - NOCH näher an der Comic-Vorlage - reizte mich durchaus. So war ich openminded für Marc Webbs Versuch, das Franchise einer Frischzellenkur zu unterziehen. Plötzlich erschien der erste Trailer. Aus der Egoperspektive war man hautnah dabei wie der neue Spiderman über Häuserschluchten sprang und aus dem Fadenschussgerät (..was denn? Da gibt´s keinen coolen Namen für!) die Fäden für seine Maneuver schoss. Guter erster Eindruck! Nun sitze und warte ich gespannt was mir die nächsten zwei Stunden bringen.
The Amazing Spider-Man beginnt. Plötzlich: Ein Deja Vu! Die wichtigen Namen werde entlang eines riesigen, stilisierten Netzes eingeblendet. Das Intro kenne ich doch. Schon hier liegt mir das erste Mal "dreist" auf der Zunge. Teenieschwarm Garfield betritt die Leinwand und sofort schießt mir ein Gedanke durch den Kopf: "DAS DA AUF DER LEINWAND IST NICHT PETER PARKER". Vielleicht war ich durch Tobey Maguire schon verwöhnt, aber dieser Teenieschwarm dort ist einfach nicht Peter Parker. Er spielt solide. Das was in dem Drehbuch stand hat er zweifelsfrei umgesetzt. Das gilt im Übrigen für alle Schauspieler. Darsteller wie Sally Field und Martin Sheen, Embeth Davidz und Rhys Ifans spielen alle das was in dem Drehbuch vorgegeben wird. Eine schlechte Darstellung kann man Ihnen nicht vorwerfen. Das Problem ist vielmehr das Drehbuch, das uns einen Peter Parker verkaufen will der immerzu zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt schwankt; entweder eine nervtötend große Klappe hat oder eine Trauermine, dass einem direkt alles vergeht. Er verkörpert einen Menschen dem man es nach spätestens einer Stunde nicht mehr gönnt diese Gabe zu besitzen. Obwohl das im Prinzip egal ist, da man sich nach einer Stunde sowieso erstmal fragt ob man hier wirklich ein Ticket für Spider-Man gezogen hat oder für eine RomanticComedy a`la Crazy,Studid,Love. Ständig verfallen Garfield und Stone in nerviges Pseudogeplänkel in dem ganz klar wird auf welches Publikum dieser Film abzielt.
Dazu steht im krassen Gegensatz der Versuch The Amazing Spider-Man ähnlich düster zu gestalten wie seinerzeit Batman Begins. Doch ein Film wird nunmal nicht düsterer wenn man ständig `ne flackernde Beleuchtung und einen finsteren Himmel in das Setting integriert. Comicverfilmungen wie "Kick Ass" wirken im Gegensatz dazu authentisch. Appropos Authentizität. Unserem Klettermaxe scheint auch nach knapp 90 Minuten noch nicht aufgefallen zu sein dass Dr. Conners nicht mehr alle Schuppen beisammen hat. Dieser fängt schon kurz nach Filmbeginn an über Echsen zu philosophieren und den Mad Scientist heraushängen zu lassen. Aber Peterchens Irrfahrt tut dies keinen Abbruch und so rätselt er bis kurz vor Ende wer denn dieses mysterlöse Echsenwesen (!) sein könnte welches da mit Vorliebe durch Kanalisationen schleicht, kurz nachdem Dr. Lurchi auf unerklärte Weise verschwunden ist. Selbstverständlich gibt es genug Slowmo`s und Ultra-Slowmo`s damit der 3D-Effekt gerechtfertigt wird.
Leider beschränkt sich die 3D-Technik auch in The Amazing Spider-Man nur darauf den Protagonisten mal einen Faden in Richtung Publikum schießen zu lassen. Schade. Bei den Totalen hätte sich angeboten etwas mehr mit räumlicher Tiefe zu arbeiten. 12,50 € statt 7,- €. Schade drum. Die Effekte sind selbstverständlich auf höchstem Niveau. Freunde von Special Effects kommen hier also nicht zu kurz - das alleine kann aber nicht das Reboot einer Filmreihe rechtfertigen. Schon deswegen weil es bei den Vorgängern auch schon kaum optische Mängel gab. Der Vorgänger hatte hingegen den Vorteil dass die Figuren, in dem Universum in welches sie hineingeschrieben wurden, hinein passten. Es gab kaum unschlüssige Szenen weil Raimi es verstand die Comicvorlage, mit eigenen Ideen angereichert, treu zu adaptieren. Webb inszenierte den Film so wie die zahlreichen Musikvideos seiner Karriere. Dieser MTV Look tut dem Film selten gut - bringt aber bei den Actionszenen den Saal zum beben.
Nachdem das Finale dann durch ist, endet der Film mit einer verregneten Friedhofsszenerie und Andrew Parker...ähm...Peter Garfield - naja Ihr wisst schon wer - schaut nochmal bedeutungsschwanger an der Kamera vorbei um ein paar "letzte" Worte zum Besten zu geben. DANN fällt mir nur wieder eines ein: DREIST!
Fazit
Marc Webb versteht sich durchaus auf eine schnelle, kurzweilige Inszenierung. Die Effekte sind State of the Art. Die Darsteller sind gut und spielen was auf den Tisch kommt. Leider hinkt das Drehbuch und stellt eine Version des Franchises dar, welche weder eben jenem gerecht wird, noch kreative neue Ideen hinzufügen kann und somit zu einem reinen Effektspektakel reduziert wird, welches derart krampfig versucht die selben Plot-Elemente wie sein Vorgänger einzubauen ohne diesen zu kopieren, dass er nach kurzer Zeit jedwede Spannung verliert. Superheld vs. Mad Scientist. Altbewärtes Prinzip in hyperaktiver Verpackung.
Leider geht man Webb (!) nicht ins Netz, sondern ärgert sich nur über derart viel 3D-Spinnerei... (Und jetzt gibt`s ordentlich Geld für`s Phrasenschwein!)
In diesem Sinne,
EmmaStoneVerführendes Cheerio und viel Spaß bei Eurem nächsten Kinofilm.
Euer Rob
Trailer zu The Amazing Spider-Man
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen