Dienstag, 31. Juli 2012

The Dark Knight Rises

OT: The Dark Knight Rises | 164 Min | FSK 12
VÖ: bereits erhältlich (DVD / BD / VOD)
©Warner Bros. Germany
oder: The Epic Confusion

Christopher Nolan. Regisseur. Visionär. Macher von Mindfuckern wie "Memento" und "Inception", aber seit 2005 eben auch (Wieder)Entdecker eines düsteren Batmans. Er brachte Fans einen harten, einen echten Batman zurück auf die Leinwand. Ein Batman an den, nach dem Joel Schumacher-Debakel "Batman & Robin" (1997), niemand mehr glauben wollte. Zu sehr hatten sich Bat-Silikonlippen und ein Batsuit mit ausgeformten Nippeln (!) traumatisch in das Gedächtnis eingeätzt. Nolan schaffte es mit seiner Vision von Batman den Caped Crusader aus rauen Comics wie Frank Miller`s The Dark Knight Returns oder Batman: Year One auf die Leinwand zu bringen. Eine schlüssige Story, tolle Schauspieler und dieser gewisse Hauch Film Noir brachten nicht nur Fan-Herzen zum flattern. Der Regisseur schaffte es 2008 mit The Dark Knight noch einen drauf zu setzen und den Clownprince of Crime Joker so psychopathisch, mit Heath Ledger, zu inszenieren dass dieser Film neue Maßstäbe gesetzt hat. Endlich hat Batman wieder Gänsehaut gemacht. Man wurde in den Sessel gedrückt, wenn Bruce Wayne auf dem Batpod durch die Straßen Gothams jagte und man hatte nach dem Abspann immernoch genug Adrenalin verspürt um sich wie die coolste Sau zu fühlen wenn man auch nur ein schwarzes T-Shirt trug. Dieses Jahr vollendete Nolan, nach eigenen Angaben, seine Dark Knight Trilogie. Epische Trailer und Teaser huschten durch das World Wide Web. Männerchöre sangen wie in Trance während Gotham schon während des Trailers zu The Dark Knight Rises im Chaos versank. The epic conclusion - Die epische Vollendung, durften wir da lesen und ich persönlich brauchte schon jedesmal fast eine neue Unterhose wenn es wieder ein neues Bild in einem Trailer gab. Für Euch habe ich mir also eine frische Unterhose angezogen und mir angeschaut wie epic diese Conclusion nun wirklich war.



Story
Acht Jahre sind vergangen seit der Joker in die Tiefe und Batman in Ungnade gefallen ist. Ganz Gotham glaubt nun an Harvey Dent. Die wahren Umstände seines Todes sind nie ans Tageslicht gekommen. Stattdessen hat man Two-Face` Ableben zum Vorwand genommen und das Dent-Gesetz gegen organisierte Kriminalität erlassen. Gotham braucht den schwarzen Rächer nicht mehr. Es hat Ihn verstoßen. Milliardär und seit neustem Hinkefuß Bruce Wayne war in den acht Jahren nicht sonderlich produktiv. Eigenbrödlerisch, vom Selbstmitleid zerfressen, lässt er sich in einem abgelegenen Teil des Hauses von Alfred noch immer den Ar*** nachtragen. Doch die Ruhe in Gotham ist trügerisch denn "ein Sturm zieht auf Mr. Wayne." Dieser zieht in The Dark Knight Rises tatsächlich auf und zwar in Form von Bane (Tom Hardy), der mit allerlei ausgefuchstem Technikgedöns, fiesem Darth Vader-Tribut-Atemgeräusch und Plot Twists aufwartet. Ach und das Wichtigste: Bruce Wayne ist pleite!!!

Review
Es beginnt. Die Leinwand geht auf und der Anfang vom Ende beginnt. Comissioner Gordon (Gary Oldman) hält eine betroffene Rede zum Harvey Dent Feiertag und ich freue mich diesen Schauspieler so motiviert zu sehen. Für mich trägt Oldman seit Anfang zum Erfolg der Reihe bei. Niemand ist wirklich Batman - aber alle fühlen sich ein bisschen mehr verbunden mit Com. Gordon. CUT. Wir sehen plötzlich eine Gefangenenübergabe der CIA. Irgendein Professor/Doktor/Dingsda wird zusammen mit anderen Häftlingen in ein Flugzeug geschafft. Was dann folgt ist ein Exempel dafür wie der Film auch im weiteren mit seiner Story und seinen Figuren verfährt. Bane kommt zum Vorschein, bringt Leute um, bringt das Flugzeug zum Absturz, kidnapped den [Mad?]Scientist - das alles passiert mit einem Getöse das einem zwar die Ohren abfallen, mich persönlich aber in diesem Moment rätseln lässt. Wofür diese Szene? Warum klingt Bane als wäre er der Sesamstraße entsprungen (hat eine Betonung in der Stimme die an eine kleine zickige Schwester erinnert!)? Weshalb setzt Bane eine Bluttransfusion mitten beim Abstürzen? Man sagt das man 10 Minuten hat den Zuschauer zu bekommen. Die ersten 10 Filmminuten entscheiden über *schnarch* oder *yeeah*. Ich missachte meinen inneren Schweinehund und versuche diese erste Szene mit Bane zu vergessen.

Eine halbe Stunde später versuche ich wieder etwas zu vergessen. Dann wieder...wieder...und wieder. Ich möchte mich im Saal selbst dafür ohrfeigen dass ich mich auf den Hype zum Film eingelassen haben. Meine Erwartungen waren einfach zu hoch. Rein technisch kann man dem Film keinerlei Vorwürfe machen. Die Kamera ist brilliant. Kamerafahrten lassen Emotionen aufkommen. Der Schnitt ist tadellos. Und der Score von Hans Zimmer bläst einem mal wieder die ersten Freudentränen ins Gesicht und Freudentropfen in die Hose. Generell ist die Soundkulisse überwältigend. Wie gesagt: Die Ausführung war mitnichten Nolans Achillesverse. Der Übeltäter und wirkliche Oberschurke war wohl das Drehbuch. Soviele Ansätze werden angedeutet und aufgemacht nur um danach in der Epik der Bilder wieder unterzugehen. Die Darstellung Banes schwankt dementsprechend auch ständig zwischen psychopathischem Nuklear-Terroristen mit Joker-Allüren und Gewalt-Macho mit Egozentrik-Attitüde. Selina Keyle alias Catwoman (allias Anne Hathaway) darf kurz andeuten was ihre Beweggründe sind, die Tiefgründigkeit des Comics erreicht sie leider nie. Viel zu sehr muss sie auf Biegen und Brechen die Femme Fatal raushängen lassen - darf aber zeitgleich so große Scheuklappen vor den Augen haben um nie rauszufinden dass hinter dem Dauerkotzen - welches sich dann als Batmans Synchronstimme herausstellt - eigentlich Bruce Wayne steht. Da kommen wir dann zum nächsten Charakter.

Christian Bale liefert eine routinierte Performance ab. In dem Maße in welchem  ihm das Script das erlaubt hat. Plötzlich wird festgestellt dass er ja kaum noch Knorpel in den Gelenken hat und deshalb eigentlich gar nicht mehr laufen können dürfte. Dann verdirbt er sich es noch mit Alfred, ohne den sich Bruce Wayne ja prinzipiell nicht mal einen Bat-Proteinshake zubereiten könnte, nur um schlussendlich mit zwei Frauen anzubändeln, sich den Rücken brechen (!) zu lassen, die Stadt zu retten und einen jungen Polizisten - John Blake (Joseph Gordon-Lewitt) - unter seine Fittiche zu nehmen der sich im Laufe des Films als echtes Boywonder herausstellt. Ich könnte mich jetzt in solchen Anspielungen verlieren und nahezu ewig so weiter machen - Fakt ist aber eines: Ich würde Nolan auf Dauer Unrecht tun. Objektiv betrachtet (und das fällt schwer bei so einem Film) hatte Nolan viele gute Ideen. Er hatte wahnsinnig gute Ansätze. Und alle, wirklich ALLE wollte er in dieser, seiner Version vom großen Finale unterbringen. Der Film ist nicht per sé schlecht. Aber der Zuschauer wird mit einem unbefriedigtem Gefühl zurückbleiben. Nicht episch. Nicht vollendet. Dafür mit mehreren Cliffhangern nach denen sich Nolan nicht wundern darf wenn das Studio die Reihe fortführt - auch ohne Ihn.

Fazit 
The Dark Knight Rises hätte auf dem Treppchen Bronze verdient. Nolan konnte die Erwartungen nach dem Hype nicht erfüllen. Muss er aber auch nicht, wenn man sich mit mainstreamiger Unterhaltung zufrieden gibt. Wer allerdings nach einer Steigerung zum Vorgänger "The Dark Knight" (der zweifelsohne Gold bekommen hätte) sucht wird allenfalls mehr Figuren, mehr Technik, mehr Pomp finden. Die Film Noir Elemente sind zu Gunsten der Effektschlachten fallengelassen worden. Die Screentime der Fledermaus beträgt weniger als die Hälfte. Dafür dürfen sich diverse andere Darsteller sich ordentlich in Szene setzen oder bekommen wenigstens nochmal einen Cameoauftritt geschenkt. Auch eine Erklärung um den Verbleib des Jokers sucht man vergebens. Nolan bricht scheinbar mit seinen eigenen Regeln. Ein Abschluss ohne Abschluss. Oder eben:
The Epic Confusion.

In diesem Sinne,
KatzenohrenAufsetzendes Cheerio und viel Spaß bei Eurem nächsten Knightfall.

Euer Rob

P.s.
Ihr bekommt nicht genug von guten Kritiken? Dann schaut Euch mal die andere Seite der Medaille an. The Dark Knight Rises ausführlich und detailiert zerlegt und zusammenmontiert in dem Review von Gerry42. Lesen!

Trailer zu The Dark Knight Rises

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