OT: Frisch gepresst | 95 Min | FSK 6 VÖ: bereits erhältlich (DVD / VOD) ©Buena Vista Home Entertainment / Ziegler Film |
Diana Amft & Susanne Fröhlich. Zwei Namen die bei bloßer Erwähnung den Östrogenspiegel jeder Frau hochschnellen lassen. Die eine schreibt Bücher mit Titeln wie Moppel-Ich, Runzel-Ich und Der Tag an dem Vater das Baby fallen ließ (!?). Die andere spielt schokosüchtige Assistenzärztinnen in Doctor`s Diary oder augenklimpert sich durch Sat.1 - Fernsehgurken wie Plötzlich fett! - man merkt also schon: Hier waren zwei Damen am Werk die sich gesucht und gefunden haben. Diana Amft darf Diana Amft spielen, in einem Film frei nach einem Buch von Susanne Fröhlich über Susanne Fröhlich. Nachdem eine gute Freundin von mir sagte, dass Sie Frisch gepresst definitiv schauen würde, überlegte ich mir spontan das gleiche zu tun. Zum einen weil ich mal sehen wollte wie eine Romantikkomödie OHNE Til Schweiger aussieht, zum anderen damit ich mir nicht nachsagen lassen muss ständig nur über, sogenannte, Männerfilme zu berichten. Als Rezensent macht es sich im Portfolio nämlich immer gut, nicht irgendwann als Chauvi dazustehen. Ich hatte mich im Vorfeld bewusst nicht über den Film informiert. So hatte ich keinerlei Erwartungen. Im Multiplex meines Vertrauens drängelte ich mich also an Frauen jeden Alters vorbei und darf nun von vorderster Front berichten.
Story
UNGEWOLLTE SCHWANGERSCHAFT! Und damit haben wir den Mainplot auch kurz und bündig eingefangen! Andrea ist Single, besitzt einen runtergewirtschafteten Dessous-Laden und bemerkt nach zwei One-Night-Stands dass Sie schwanger ist. Mist. Denn leider hält sich die Gute für so geeignet für die Mutterrolle, wie Charlie Sheen sich beziehungstauglich. Selbstverständlich beginnt nun ein Techtelmechtel zwischen unserer passionierten Miederträgerin und erstens, dem arroganten aber reichen Schnösel Gregor und zweitens, dem Sozialromantiker und Teilzeitanwalt Chris. Zwischendurch darf Andrea SELBSTVERSTÄNDLICH noch das gestörte Verhältnis zu Ihrer Mutter (doofe Kuh!) und ihrer besten Freundin (Klischee-Heulboje) aufarbeiten. Ein ziemliches Durcheinander beginnt.
Review
Ein Kompliment. Man hat für Frisch gepresst weder Kosten noch Mühen gescheut um wirklich die Crème de la Créme -auch für die Nebenrollen- der deutschen Laienschauspielerei ins Boot zu zerren. Oliver Pocher als Scheibenwisch-Penner-Punk (1min screentime), Yasmina Filali als irgendeine arrogante Zicke called Xenia (3min screentime) und Last but not Least: April Hailer als überkandidelte schwäbische Mutter die mit 100.000 € - Schecks um sich schmeißt (Schwäbin -> verschenkt Geld!; 5min screentime). Ein innerer Freudenschrei (ohne jede Ironie) ging durch meinen Kopf als ich plötzlich Sylvester Groth (Inglourious Basterds) als schrulligen Dessousverkäufer erblickte, der in seiner Rolle durchaus ein Highlight setzt und beweist warum er gerne auch mal für Deutsch-Amerikanische Koproduktionen gebucht wird. Diana Amft spielt die leicht verbitterte Mutti in spe routiniert. Sie spielt eben das was man von Ihr erwartet. Nicht mehr, aber eben auch nicht weniger. Und so stolpert, ruckelt, schluchzt und emanzipiert sich Amft alias Andrea von Szene zu Szene und präsentiert einen auswendig gelernten Gag nach dem Anderen. Die beiden Möchtegernväter Chris und Gregor zeigen NATÜRLICH ein reges Interesse an der Dame und dem Kind. Und obwohl beide nur die besten Absichten haben, wirkt weder der eine noch der andere sympathisch auf den Zuschauer. Gregor geht einem nach 10 Minuten bereits dermaßen auf den Sack mit seinem Gehabe dass man schreien möchte "BLEIB SINGLE!". Chris hingegen ist so kinderfreundlich und familiengeil dass man ziemlich schnell einen diabetischen Anfall bekommen möchte. Der Rest des Casts kalauert oder wimmert so vor sich hin. Die Tochter der besten Freundin soll wohl frech-witzig rüberkommen, löst aber nach drei gesprochenen Sätzen bereits den Drang nach Zwangsadoption aus. Man wartet ständig auf einen witzigen Plottwist. An Vorlagen mangelt es nicht. Da wird mal auf ein Muttermal hinterm Ohr von Gregor gezoomt - vielleicht ist er ja doch der Vater? Handlungsstränge werden angefangen, fächern aber dermaßen weit auseinander dass Regisseurin Christine Hartmann nur noch mit Mühe und notgedrungen eine überstürzte Auflösung zusammenflicken kann. Eigentlich kann man den Schauspielern kaum einen Vorwurf machen. Sie spielen sicherlich genau das was im Drehbuch stand. Nur wird eine Situation nicht witzig oder traurig weil die Figuren achso witzig und traurig agieren. Eine Szene wird heiter, emotional, melancholisch oder zum Brüllen komisch weil autentische Figuren in einen entsprechenden Konflikt geraten. Slapstick ist eine hohe Kunst und will gelernt sein. Es reicht leider nicht wenn Diana Amft niedlich mit den Augen rollt während Sie volle Kanone auf den Gehweg brettert oder in Bademantel durch Köln hetzt weil Sie den kleinen Lausbub sucht. Sowas ist alles sehr amerikanisch und funktioniert in amerikanischen Filmen sehr gut, nur eben nicht hier. Auch wenn sich Frisch gepresst darin gefällt Vorbilder aus Übersee nachzuahmen. Musik. Schnitt. Location. Die Hauptdarstellerin MUSS in einem Riesen-Loft wohnen und im Close-Up aufgeregt gucken, während im Hintergrund die neueste Chartmusik läuft. Wer übrigens auf die Idee gekommen ist, ohne jeden Grund, an jeder unpassenden Stelle eine Schiebeblende MIT SCHWARZBALKEN reinzubasteln sollte sich ernsthaft fragen ob einen Comic verfilmen wollte. Es mag ein nobler Vorsatz von Drehbuchautor Tommy Krappweiss (u.a. Creator: Bernd, das Brot) gewesen sein, dem Publikum den Film so kurzweilig wie möglich zu präsentieren und sicherlich merkt man Krappweiss auch das Gespür für Timing an, aber zumindest ein wenig Handlung zwischen den Gags, dem Geheule und den Onelinern hätte dem ganz bestimmt 11 Seiten dicken Drehbuch ganz gut getan.
Fazit
Ganz klar - Jein! Fans von Diana Amft werden diesen Film als Antwort auf Produktionen wie Kokowääh und KeinohrHasen akzeptieren und sich an dem gewohnt putzigen Spiel der Blondine erfreuen - Happy End inklusive. New Kids-Fans freuen sich über Pocher. In jedem anderen Fall ist Frisch gepresst nur dann geeignet wenn man Lust auf (ganz) leichte Filmkost hat. Dann allerdings findet man schonmal die eine oder andere Szene zum Schmunzeln.
Leicht verdaulicher Film-Shake, dessen Nährwert gegen Null strebt.
Ausgelutscht statt frisch gepresst.
In diesem Sinne,
MiederhöschenUndStrapseAnlegendes Cheerio und viel Spaß bei Eurem nächsten Kinofilm.
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