Til Schweiger hat den deutschen Film auf ein internationales Niveau gehoben. Ob einem nun "KeinOhrHasen" oder "ZweiOhrKüken" zu platt waren, oder "Kokowääh" zu konstruiert gewirkt hat: Der nuschelnde Frauenschwarm trat mit seinen Filmen eine neue Trendwelle an deutschen Romantikkomödien nach amerikanischem Vorbild los. Sepia-Farbfilter, aktuelle Popsongs und kaum noch Erkennungsmerkmale, dass sich die Story in heimischen Landen abspielt. Alles war plötzlich Hollywood. Regisseur Marc Rothemund steuerte mit "Man(n) tut was Man(n) kann" seinen eigenen Beitrag zu dem neuen RomCom (Romantic Comedy) Trend bei - und das ganz ohne Schweiger, produziert allerdings von dessen Lieblingsfinancier Warner Bros. Germany. Für meine eifrigen Leser habe ich mir für knappe 100 Minuten ein Zimmer gemietet, in der Männer WG um Wotan Wilke Möhring und Jan Joseph Liefers. Prost!
Story
Single werden ist nicht schwer, Single sein dagegen...wohl auch nicht. Dieser Ansicht ist zumindest unser Protagonist Paul (Möhring) und beginnt den Film - stellvertretend für seine Grundhaltung - damit sich klammheimlich aus der Bude seines aktuellen Betthupferls zu schleichen. Ein kurzer, witziger Spruch und weg ist er. Seine Einstellung zum Thema Beziehung ändert sich aber (natürlich!) als er mit seinem Teilzeit-Adoptiv-Hund zu dessen Veterinärmedizinerin dackelt - Wuffi hat Depressionen oder Ähnliches - und sich Hals über Kopf in Dr. vet. Iris Jasper (Jasmin Gerat) verliebt. Diese ist jedoch bereits verlobt. Zeitgleich werden seine Freunde Guido (J.J. Liefers), Günther (Oliver Korittke) und später auch der erfolglose Künstler Bronko (Fahri Ögün Yardim) durch zwischenmenschliche Probleme dazu gezwungen bei Paul einzuziehen. Gemeinsam baggern die vier Jungs nun an all ihren Beziehungsbaustellen...
Review
Emotionen hervorzurufen ist eine hohe Kunst im Film und DIE Triebfeder, welche jeden Regisseur veranlasst, diese oder jene Szene so oder so zu drehen. Regisseur Marc Rothemund hat diesbezüglich seine Hausaufgaben gemacht. Zu gut gemacht. Von der Farbgebung her vermeint man bei ZweiOhrKüken im Saal zu sitzen, aber damit kann man leben. Beim Schnitt wird alles nach Lehrbuch gemacht. Bei Dialogen kann man schön mitzählen und wird überrascht schmunzeln wenn schablonenartig alle drei Sekunden der Cut kommt. Generell hätte man sich bei Kamera und Schnitt etwas mehr Mut gewünscht. Zu oft schießt einem der Gedanke durch den Kopf: "HMM - das sieht gerade genauso aus wie bei...". Wenn Paul von seinem Hund durchs Bild gezerrt wird, schmunzelt man ebenfalls kurz und besinnt sich dann darauf dieselbe Szene schon in dutzenden amerikanischen Filmen desselben Genres gesehen zu haben. Mit Originalität punktet "Man(n) tut..." schon einmal nicht. Man kommt irgendwie nie über`s Schmunzeln hinaus. Es werden natürlich alle Stereotypen bedient: Playboy, liebenswerter Unglücksrabe, sympathisch smarter Hauptdarsteller und schrullige Nebenfiguren. Damit bedient sich der Film einer Konstellation die bei Simon Verhoevens "Männerherzen" funktionierte, "Man(n) tut was Man(n) kann" genau deshalb aber plagiative Züge verleiht. Wotan Wilke Möhring wirkt in seinem Spiel teilweise etwas überengagiert, etwa wenn er das dritte Mal im Close Up seinen Freunden hinterherschaut, sein Sunnyboylächeln aus dem Reportoire zaubert und dabei Gesichtszüge aufweist, als würde er das Chilli Con Carne vom gestrigen Abend verdauen. Vielleicht verlangen die Genrekonventionen auch von ihm im Fahrwasser von Schweiger und Co. zu schwimmen. Jan Josef Liefers - den ich ja persönlich als den deutschen Robert Downey Jr. bezeichne - spielt den schamlosen Playboy Guido perfekt. Die Phrase "...XY spielte seine Kollegen an die Wand" ist heuzutage natürlich schon arg strapaziert, würde hier dennoch passen. So cool wie er goldenen Rochèr-Kugeln entblättert, läuft er auch in Badetuchtoga durch die Wohnung, nachdem er über seine Film-Sekretärin im Gästebett geruckelt ist! Schauspielkollegin - und zurzeit sexiest Kurzhaarträgerin auf deutschen Leinwänden - Jasmin Gerat spielt routiniert. Es scheint so als dass ihr auch immer dieselben Rollen angeboten werden: "Toughe, erfolgreiche Frau im Herzenschaos beglückt am Ende den Protagonisten". Theoretisch könnte man ihre Rollennamen austauschen. Im Gegenzug kann man ihr natürlich auch keine Vorwürfe machen, wenn Sie eben diese Rollen am besten verkörpert. Würde ich jeden Tag Makkeroni all`Arrabiata machen, niemand könnte mir vorwerfen, dass ich diese am besten mache. Die restlichen Nasen Yardim und Korittke sind liebenswert vertrottelt. Oftmals zwar mehr als unnatürlich, aber im Gefüge dieses Filmuniversums jedoch authentisch genug, um es ihnen abzunehmen. Viel gefährlicher ist da der Einsatz der Musik. Mousse T. hatte hier die Finger an den Reglern. Gewohnt poppig geht es also zur Sache. Leider feiert man den Produzenten hier zu oft ab und schreitet oft auf einem schmalen Grat, hin zur Musikvideoästhetik. Aber seit "KeinOhrHasen" und "what a man" scheint das ja langsam zur Gewohnheit zu werden. Fuck! Das spricht die U 14 Generation vielleicht an - Kinofreunde werden dann und wann jedoch die Stirn runzeln und überdeutlich seufzen. Auch wenn das jetzt zu hochtrabend daherkommt: Den einzigen Fehler den der Film macht ist, dass er eben keinen macht - er traut sich im Endeffekt zu wenig um wirklich aus der Masse hervorzustechen.
Fazit
Innovativ ist anders. Ganz klar. Eine charmante kleine Komödie, bei der es auch nicht stört zwischendurch auf Toilette zu verschwinden. Man schmunzelt, geht wieder und hat zumindest nicht das Gefühl sein Geld verschwendet zu haben. Das Ensemble dürfte jedem "Ladykracher"-Zuschauer und Beobachter des Privatfernsehens bekannt sein. Empfehlenswert für alle Frauen die kurz vor der Hochzeit stehen (um dann zu hoffen dass auch bei Ihnen Herr Möhring mal klingelt) und alle Männer die sich in ihrem Singleleben wenigstens einmal bestätigt fühlen wollen. Fans von "Männerherzen" und "what a man" müssen vielleicht sogar mal lachen...
In diesem Sinne,
Schmunzelndes Cheerio und viel Spaß bei Eurem nächsten Kinofilm.
Euer Robert
Trailer zu Mann tut was Mann kann
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen