Dienstag, 25. Dezember 2012

Apparition - Dunkle Erscheinung

(The Apparition)

oder:  
Dämonenschimmel: Schwache Erscheinung

Das Charles Experiment fand 1973 statt. Man versuchte dass man parapsychologische Erscheinungen durch pure Gedankenkraft entstehen lassen kann - jeder Drehbuchautor, mir inklusive, kann bestätigen dass dies möglich ist. Was manchmal so abgeht wenn ich meine Gedanken schweifen lasse ist auch gruselig. Dieses Experiment war Anlass für Todd Lincoln einen Storyfaden um dieses Ereignis herum zu spinnen. In diesen Tagen finden wir auffallend viele Filme der Marke "huch, gruselig wa?" - zum Beispiel Sinister (Review) im Kino. Tote Kinder, Boogeymans und diverser anderer Schabernack wird den Protagonisten liebendgerne auf den Hals gehetzt. "Apparition - Dunkle Erscheinung" gehört mit 17 Mio US $ nicht eben zu den Big Budget Movies. Umso größer war bei mir die Hoffnung dass hier vielleicht aus der Not ein Tugend gemacht wurde und das fehlende Budget mit Originalität und Einfallsreichtum wett gemacht wurde. Ich persönlich hatte vorher auch noch nie abartig wuchernden Dämonenschimmel gesehen - meine Azubibude mal ausgeklammert - und war schon deshalb gespannt wie ein Flitzebogen. Ob man für diesen Auswuchs einen Exorzisten, Dämonologen oder vielleicht doch nur eine Stoßlüftung brauch, habe ich für herausgefunden und mich dafür direkt ins Zentrum des Schreckens begeben.



Die Story

1973 gipfeln die paranormalen Versuche von sechs Studenten im "Charles Experiment". Sie versuchen durch Gedankenkraft - genauer durch zielgerichtete Gehirnströme - den Geist eines Verstorbenen in unsere Welt zu holen. Ein paar Jahre später versuchen vier weitere Studenten, unsere Protagonisten, das selbe  noch einmal und potenzieren ihr Gehirnschmalz um das 400fache. Schön blöd - denn nun wird spontan ein Mitglied der Gruppe von der Wand vertilgt (!) und das Geschrei ist groß. Die ganze Sache wird totgeschwiegen. Ein weiteres Mitglied der Gruppe, Ben, lebt nun mit seiner Freundin Kelly in einem Vorort und stellt bald einen ziemlich hartnäckigen Schimmelbefall seines Hauses fest. Dieser Schimmel jedoch scheint unnatürlichen Ursprungs zu sein und jedwedes Leben in den heimischen vier Wänden zu  Grunde zu richten.


Review

Schimmel ist ja oftmals unangenehm, ungesund, fies, schäbig, dreckig und so weiter. Auf die Idee das Böse also mal in dieser Form dazustellen, hätte ruhig schon früher jemand kommen können. Aber werfen wir wie immer zunächst einen Blick auf die Technik. Das Bild ist ansprechend. Es gibt Schnitt nach Lehrbuch und die Ausstattung ist zweckmäßig. Auf dieser Seite erwartet uns also eine angenehme Routine ohne viel Experimente. Wenige Close-Ups, gerne mal einen Establisher (Super-Totale) und sonst weite Einstellungen. In sofern unterscheidet sich "Apparition - Dunkle Erscheinung" sogar angenehm vom üblichen Horrorfilmeinerlei , welcher ja in letzter Zeit gerne die Worte Close Up und inflationär in einen neuen Zusammenhang bringt. Zusammenhang ist ein gutes Stichwort. Bilder und Szenen machen wirklich mehr Spaß wenn Sie in selbigem stehen. Emotional aufladener Score, die Kamera fährt langsam vom ausgeschalteten Fernseher zurück. Klar: Den Gegenstand, oder zumindest den Raum sollte man sich merken. Hier passiert noch was! Leider nicht. Mit dieser Stilmittelpalette wird mehrfach versucht den Zuschauer - wie bei großen Horrorfilmen - in die Irre zu führen. Leider sitzt man bei diesem Film am Ende mit Stirnrunzeln da und wundert sich immernoch weshalb mit dem bedeutungsschwangeren TV-Gerät nichts passiert ist. Den Darstellern selbst kann man glücklicherweise keinen Vorwurf machen. Sie spielen ihre Rollen. Ihre Rolle sind einfach nur nicht authenthisch. Wenn jemand sieht wie seine Kaktus in Zeitraffer (!!) eingeht ist es unwahrscheinlich dass  er / sie zum Partner sagt : "[...]mein Kaktus...hmm...[...]" und dann in aller Seelenruhe weiter die Kartons auspackt. Trotz dessen er nur wenig Screentime hat schafft es Tom Felton (Draco Malfoy "Harry Potter") authenthischer zu agieren als seine Kollegen. Das Draco-Image legt er hierbei erfolgreich ab und überzeugt als tragisch-chaotischer Wissenschaftsnerd. Man will den Film liebhaben. Schon die Story hat Potential und der geneigte Zuschauer wird über einige holprige Dialoge hinweg sehen. Man merkt Regisseur und Produzent an dass hier sehr viel Ambition vorlag. Dass der Regisseur auch für das Script verantwortlich zeichnet, lässt auf viel Engagement schließen. Hier wäre man aber besser bedient gewesen hätte Todd Lincoln nicht versucht auf beiden Hochzeiten zu tanzen. So verkommt die dunkle, zu einer recht schwachen Erscheinung ,welche an dem Jack  of all trades Syndrom kränkelt , also versucht in viel zu viel Ideen aufzugehen. Anleihen finden sich quer durch das Gruselbeet, angefangen von "The Grudge", über alles mit "Paranormal [...]" im Titel bis hin zu Plot Twists a`la "The Mist - Der Nebel". Was schlussendlich bleibt ist ein Duplo-Riegel mit Zartbitter-Schokolade. Man denkt jetzt kommt etwas total Ungewohntes, aber spätestens nach der Hälfte hat man die schnöde Erkenntnis dass lediglich die Verpackung dunkler war - der Rest aber totaler Durchschnitt. Horrorschimmel im Haus ist eklig, ist gruselig, aber letztendlich doch nur Schimmel - und der reicht leider nicht für einen ganzen Film, nichtmal wenn er nur 82 min kurz ist.


Fazit:

 
Solide Darstellerperformance & Routinefilmerei VS. unausgegorenes Drehbuch. Motivierter Bildermischmasch mit netten Ansätzen, Gruselmomenten aber leider zu vielen Ideen, welche den Film träger werden lassen, als den Dämonenschimmel im Hause.

In diesem Sinne,
wändereinigendes Cheerio und viel Spaß bei Eurem nächsten Kinofilm.

Euer Robert


Trailer

  Apparition - Dunkle Erscheinung
  82Minuten
FSK 16
USA, 2012

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