oder: Aufstand im Schlaraffenland
Somewhere over the
rainbow trällerte Judy Garland
1939 im wohl bekanntesten Musicalfilm der Welt, Der
Zauberer von Oz. Vorlage bildete
die berühmte Kinderbuchreihe von Frank Baum. Viele Versuche wurden
unternommen, die Vorlage originell zu verarbeiten. Ob nun 1976 als
Road Movie (Oz – A Rock `n`Roll Road Movie), 1985
als Quasi-Sequel zum `39er Erfolg (Return to Oz)
oder auch als Sci-Fi-Fantasy-Irgendwas-Mix-Mini-Serie mit Zooey
Deschanel in der Hauptrolle (Tin Man).
Dieses Jahr bringt Sam Raimi nicht nur das Remake seines eigenen
Klassikers Evil Dead
in die Kinos sondern beschert uns auch Oz the Great and
Powerful – Die fantastische Welt von Oz,
seines Zeichens ein gedankliches Prequel zum Buch und zum Klassiker
mit Judy Garland. Für mein Lieblingspublikum habe ich mich in die
fantastische Welt einer nachmittäglichen Kinovorstellung begeben und
hab neben geflügelten Affen noch viel schrägere Sachen gesehen...
Story
Oscar
Diggs alias Oz the Great and Powerful (James Franco) ist Zauberer in
einem Wanderzirkus. Die meisten Frauen liegen ihm zu Füßen und
selbstverständlich fühlt sich Ozzi totaaal missverstanden. Auf der
Flucht vor dem angepissten Freund einer seiner Damen flüchtet Oscar
mit einem Ballon, gerät in einen seltsamen Sturm und wechselt
plötzlich das schwarzweiße 4:3 Bildformat in ein farbenfrohes 16:9
Spektakel, ballert volle Kanne in einen Fluss und erlebt ein
Abenteuer mit Hexen, Zwergen, geflügelten Affen und einer Menge
Selbsterkenntnis.
Review
Sam
Raimi macht einen Film mit einem FSK 6 Rating. Okay. Bin gespannt.
Doch zu erst – die Technik. Die fantastische Welt von Oz
ist bunt, eindeutig künstlich und kommt in 3D mit nicht
unauffälliger Bewegungsunschärfe daher. Die Musik ist pompös und
wurde von Sam Raimis Hofkomponisten Danny Elfman gebastelt. Zurück
zu dem eigentlichen Thema: Der Regisseur von Armee der
Finsternis, der
Spider-Man-Trilogie
und Drag Me to Hell
wagt sich an einen Oz-Film.
Ihm zur Seite steht dabei ein Cast der sich sehen lassen kann. Neben
James Franco – der ja munter-lustig in 127 Hours
umheramputierte - und Mila Kunis
(Black Swan) beehrt
uns auch Knuddelbacke Rachel Weisz (Constantin,
Die Mumie). Außerdem
hat es Everybody`s Darling Zach Braff (J.D. in
Scrubs – Die Anfänger)
endlich in eine Großproduktion geschafft und darf als geflügeltes
Äffchen den Part des Comic Relief übernehmen. Und das macht er auch
gut. Schade nur dass diesmal Standardsynchronstimme Kim Haspers
(interessanterweise auch Francos Standard) nicht an Board war. Das
James Franco mit seinem Spiel gerne mal fünf Prozent drüber liegt
und man Rachel Weisz im Prinzip kaum eine böse abkaufen kann (dafür
ist Sie einfach zu sympathisch) ist allenfalls meckern auf hohem
Niveau. Ja, der Film ist kitschig. Ja, der Film ist bunt. Ja, er ist
ein Sam Raimi. Die kurzen, schnellen Close-Up-Zooms, die buchstäblich
schräge Kameraperspektive, Bruce Campbell und Ted Raimi in
Nebenrollen, widerliche Hexen die in halbnah vor der Kamera
herumschweben...und diese Liste könnte ich endlos fortführen. Und
hier mal ein kleines Quiz:
Ein
Aufschneider und Possenreißer wird mittels Vortex in ein fremdes
Land befördert, wird dort als Held gefeiert, bekommt Muffen und will
abhauen, in letzter Sekunde – als seine neu gefundene Liebe vom
Bösen entführt wird beschließt er sich zu bleiben und wird am Ende
als die große Nummer gefeiert für die ihn alle andern schon von
Anfang an gehalten haben.
Welchen
Film habe ich eben beschrieben? Wenn euch spontan „Armee der
Finsternis“ in den Schädel kam, liegt ihr gar nicht so falsch. Die
gleiche Synopsis lässt sich aber auch auf Die fantastische
Welt von Oz legen, und sie würde
passen. Wer sich auf den Film einlässt braucht zwar nach 125 Minuten
zwei Einheiten Insulin, wird aber um eine schöne Filmerfahrung
reicher und eventuell ein, zwei Tränen ärmer sein.
Fazit
Alice
im Wunderland meets Army of Darkness. So bunt wie bei Tim Burton,
aber mit sympathischen Charakteren.
Ein
würdevolles Prequel mit Achtung vor dem Original, aber genug Mut um
eigene Pfade zu beschreiten.
In
diesem Sinne,
flügeläffchenärgerndes
Cheerio und viel Spaß bei Eurem nächsten Film
Euer
Robert
Trailer
zum Film
Die
fantastische Welt von Oz
125
Minuten
FSK
6
USA,
2013
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