Briefe an niemanden / Hans Geske
BoD Books on Demand
104 Seiten
Deutschland, 2013
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oder: Einmal Philosophie to go bitte!
Zwei Premieren zum Preise von einer. Nicht nur dass ich mich das erste Mal an eine Buchrezension für Kopf & Kino wage, nein ich habe mir dafür auch noch das Erstlingswerk eines deutschen Nachwuchsautoren ausgesucht. Hans Geske ist sein Name und seit Januar diesen Jahres ist sein Roman Briefe an niemanden im Handel erhältlich. Und – oh Überraschung – auch in diesem Review möchte ich nicht von der gewohnten Form abweichen und habe einen Trailer bereitgestellt. Da zu den wenigsten Büchern aber ein Trailer existiert, habe ich – treu dem Motto „do it yourself“ - kurzerhand selbst einen gebastelt. Für Euch habe ich mich also als letzter lebender Rezensent auf den Mond begeben und schreibe diese Zeilen nieder, in der Hoffnung dass sie irgend jemanden interessieren...
Story
In einer, zeitlich undefinierten, dystopisch anmutenden Zukunft sitzt ein unbekannter Mann, als einziger Überlebender des Planeten Erde, auf dem Mond fest. Alleine, und in der Gewissheit nur begrenzte Vorräte und damit Lebenszeit zu haben, beginnt er schriftlich über das Leben, Religion, Träume und die Menschheit als solches zu philosophieren. Dabei wechseln sich verrückte Träume, Gedankengänge und die ständige Angst vom Wahnsinn überfallen zu werden, miteinander ab.
Review
Mit 102 Seiten wäre Briefe an niemanden im Filmbereich wohl so etwas wie ein langer Kurzfilm. Die äußerst düstere Rahmenhandlung wird bereits durch die, zum Prolog umfunktionierte Ballade Visionen, eingeleitet. Schon nach den ersten zehn Seiten wird dem Leser eines klar: Mit dem Protagonisten der Geschichte möchte man nicht tauschen – eine arme Sau ist das. Durch den streckenweise minutiös beschriebenen „Tages“ablauf auf dem Mond, bekommt man einen erschreckenden Einblick. Dabei stellt sich schnell die Frage ob der permanente Stilwechsel zwischen Alltagssprache und Philosophie auf gehobenem Niveau, gewollt war, oder ob Geske seine Figur nicht doch öfter bevormundet hat, anstatt sie selbst reden zu lassen. Spätestens in den Geschichten innerhalb der Geschichte, welche vom Protagonisten als Ultima Ratio gegen den Wahnsinn verstanden werden, wird schnell bewusst, dass der Autor zum Thema Religion und Sozialphilosophie wahnsinnig viel im Kopf hatte - und alles wollte aufs Papier. Interessante Gedanken und spannende Ansätze. Nicht immer kann man dem Buch abkaufen, dass unser tragischer Held diese Worte ersonnen haben soll und man liest förmlich heraus wie Hans Geske die einzelnen Storys in die Rahmenhandlung eingepasst hat. Ich vergleiche das jetzt mal salopp mit Thunfisch aus der Dose: Auf den ersten Blick in Form gepresste Versatzstücke, aber wenn man den Fakt mal ausblendet schmeckt er trotzdem. Ähnlich bei den Short-Stories. Ob der Tatsache, dass einige mitunter etwas fehl am Platze wirken, sind sie doch für sich genommen sehr angenehm, manchmal witzig und manchmal wahre Mindfucker. In manchen Momenten fühlt man sich sogar an Filme wie 2010: Das Jahr in dem wir Kontakt aufnahmen oder auch den etwas jüngeren Moon erinnert – da funktioniert dann auch die Sci-Fi-Rahmenhandlung wunderprächtig und man scheut direkt die nächste Unterbrechung eben dieser. Wie Geske dann auf den Twist an Ende gekommen ist, wie viel Bier da eine Rolle gespielt hat, darüber kann man nur munkeln. Man würde vielleicht noch tiefer abtauchen in die Welt dieser Zukunft wenn die einzelnen Briefe datiert wären, so ganz oldschool eben – aber das sind im Endeffekt die, vielleicht ganz bewusst gewählten, Entscheidungen des Autors.
Fazit
Solides Erstlingswerk, welches Hans Geske da abliefert. Mit 102 Leseseiten haben auch Lesemuffel nun keine Ausrede mehr. Wenn auch der Spagat zwischen Sci-Fi-Drama und Philosophieexkurs ab und an etwas holprig ist, wird es nicht langweilig und man denkt am Ende: „Hut ab! Könnte ich auch gerne.“
Briefe an niemanden – Der philosophische Sci-Fi-Snack für Zwischendurch
In diesem Sinne,
mondkratererkundendes Cheerio und viel Spaß bei Eurem nächsten Buch
Euer Rob
Trailer zu Briefe an niemanden
Gute Rezension, wenngleich ein näher beschriebenes "Versatzstück" dem Ganzen auch nicht schlecht zu Gesicht gestanden hätte.
AntwortenLöschenDer Trailer ist lieb gemeint und auch recht atmosphärisch, aber die Mühe ein paar Animationen einzubauen (überblendete Bilder vom Mond/der Mondoberfläche, eine kurze Einblendung totaler Dunkelheit mit einem winzigen, einsamen Lichpunkt etc.), hätte den Trailer noch einmal nett abgerundet. Die dosige Sprachaufnahme passt gut zur Atmo.
Vielen Dank für das offene und konstruktive Feedback. Ich freue mich natürlich immer über aufmerksame Leser.
LöschenSachen wie uberblendende Bilder habe ich ehrlich gesagt nie in Betracht gezogen. Das hat dann doch diesen Amateurtouch. Die Idee mehr PASSENDE Animationen einzubauen werde ich beim nächsten Trailer gerne mal durch meinen Kopf gehen lassen.
Ich hoffe Du hast dich trotzdem unterhalten gefühlt.
Cheerio