Saving Mr. Banks | © Walt Disney Motion Pictures Germany |
Kopf & Kino meldet sich zum Start ins neue Filmjahr mit einem Review zu einem Biopic-Drama-Komödie-Wannabe-Hybriden zurück: Saving Mr. Banks. Hochkarätig besetzt, mit Everybody`s Darling Tom Hanks als Judenha... ähm Walt Disney und Premium-Aktrice Emma Thompson als zugeknöpfte Autorin P. L. Travers. Ich wurde ziemlich unvermittelt in die Vorstellung geschmissen. Ein Glücksfall? Vermutlich.
Story
Kinder lieben ihn. Frauen lieben ihn. Männer trinken derweil einen starken Whiskey. Der Disney-Film Mary Poppins ist wahrlich ein Klassiker - dass es ein Kraftakt war, die Zustimmung der Autorin zu bekommen ein offenes Geheimnis in der Branche. Saving Mr. Banks beschreibt die 14 Tage die es brauchte.
Wir begegnen einer abgebrannten Autorin. Ihr größter Erfolg, das Kinderbuch um die verzauberte Haushälterin und Super-Nanny Mary Poppins, liegt Jahre zurück. Bereits seit 20 Jahren will Walt Disney es verfilmen. Jetzt zwingt sie die Geldnot dazu, über das Angebot nachzudenken. Sie begibt sich in die Höhle von Ente, Maus und Hund – in die Hände von Walt Disney & Co.
Parallel dazu blicken wir in einem zweiten Zeitstrang in die Kindheit der Autorin. Ihr Vater ist ein Trunkenbold und sieht aus wie Colin Farrell. Ihre Mutter wird der Situation nicht mehr Herr. Und bald wissen wir auch warum Birnen das traurigste Obst der Welt sind...
...oh und Paul Giamatti spielt einen Chauffeur. Der ist toll. Der Chauffeur, treudoofer Chauffeur, lieber Chauffeur!
Review
Mit Biopics ist es immer komisch. Weiß man gar nicht wer die dargestellte Nase auf der Leinwand ist, interessiert einen das Schicksal womöglich gar nicht. Wer ist P. L. Travers? Als Junge kennt man doch poppende Marys, aber was wusste ich den von Mary Poppins? Dass der Film mit einem verträumten Mädchen beginnt, welches im Gras liegt und dann märchenhaft von Colin Farrell bevatert wird kann zunächst ein Kopfschütteln bewirken und eine gewisse Resignation hervor – oder auch Diabetes – hervorrufen. Spätestens aber wenn Emma Thompson die Bühne betritt ist klar: Emma Thompson betritt die Bühne.
Die Kameraarbeit ist fantastisch. Die Halbnahe dominiert, gerne auch mal das Close-Up. Auf allzu aufwändige Musikmontagen wurde verzichtet. Wir haben hier ganz klassisches amerikanisches Kino. Klassischer Score, Schauspiel das (gewollt? - hoffentlich) immer ein wenig zu sehr ausschlägt. Traurige Erinnerungen werden noch trauriger wenn Paul Giamatti sie erzählt und die Dialoge sind dermaßen pointiert und gut getimed, dass sich immer wieder der Verdacht aufdrängt es wurde ein wenig arg aufgehübscht.
Wer den Fehler macht, das Wort Authentizität in seinen Kopf zu lassen, hat schon verloren. Die Dialoge sind dermaßen pointiert und gut getimed, dass der Vergangenheit hier ganz offensichtlich Mickey Maus-Ohren aufgesetzt wurden. Saving Mr. Banks ist ein Film der entweder auf der emotionalen Ebene funktioniert, oder überhaupt nicht. Denn viele andere Gründe gibt es leider auch nicht diese zweistündige Disney-Promotion zu betrachten.
Wer nach dem Film bei dem Wort Birnen nicht wenigstens eine Träne im Auge hat, wird an dem Film nicht viel finden. Alle Beteiligten spielen gut – das steht außer Frage – aber das was sie erzählen ist im Prinzip ein teures Making Of zum Kinderfilmklassiker Mary Poppins.
Fazit
Keine falschen Versprechungen, aber es besteht die akkute Gefahr für männliche Männer, sich während des Films in eine Hausfrau mittleren Alters zu verwandeln. Vorschlag: Eine Zwiebel mit in den Saal nehmen. Wenn das Licht wieder angeht und die Begleitung einen verdutzt anschaut – weil man verheulte Augen, eine Laufende Nase und ein puterrotes Gesicht hat – dann einfach die Zwiebel zeigen und sagen: "Was? Das sind mexikanischen!"
In diesem Sinne,
super-nannydiestilletreppehochschubsendes Cheerio und viel Spaß bei Eurem nächsten Film
Euer Robert
Trailer
Euer Robert
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