Samstag, 21. Februar 2015

GENRENALE3 | Teil 1 - Glamour, Glanz und Gratis-Donuts

©Kopf & Kino
Jawohl. Zwei Artikel.

Kopf & Kino war wieder On Tour, diesmal in Berlin auf der Genrenale3. Das junge Festival für den deutschen Genrefilm fand am 11. & 12. Februar '15 im Babylon, Berlin Mitte, statt. Zwei Tage, voll mit kurzen und langen Erlebnissen, fernab des deutschen Problemfilms. Fernab von Kriegsdramen. Und vor allem weit weg von Happy Endern à la KeinbeinKamele oder AnotherSingleMovieWithMatthiasSchweighöfer. Das wollte ich mir nicht nehmen lassen und habe mich für Kopf & Kino in die Presseliste eingewanzt. Yes! Wie im Artikel Genrenale3 (Leider geil!?) angekündigt, bin ich mit massig Bildern, Eindrücken und einem feinen Interview zurück.

"Warum machst Du klickgeiles Opfer da zwei Artikel draus?" höre ich einige Leser schon wieder sich auskotzen und darf das mal kurz beantworten: Weil vielen nach fünf Minuten Lesen schon die Augen wehtun, sie durch das Katzenvideo auf YouTube abgelenkt werden oder der MILF-Porno im Privatmodus-Fenster irgendwie zeitgleich auf einen anderen Höhepunkt zusteuert. Vorallem aber sind die Beiträge thematisch getrennt. Im ersten Teil geht es um die Genrenale als Veranstaltung. Es gibt Promi-Bilder vom roten Teppich, Eindrücke von der Aftershow-Party, privates Gekröse und den ganzen anderen Mädchenkrams (#FeminismForMen Du Arsch!). Teil 2 beinhaltet das Interview mit den Genrenalemachern Paul Andexel und Krystof Zlatnik, Kurzfilmtipps aus den Blöcken (Genrenale Shots) und Anmerkungen zum aktuellen Stand des deutschen Genrefilms. Da sollte nun wirklich jeder was finden. Zur Einstimmung schauen wir uns gemeinsam erstmal den anheizenden Trailer zur Genrenale3 an...




Maskottchen & Autor | Photo by Janette Baumann
So. Wem brennt da jetzt nicht die Mütze? Erst so *krach* ... und dann die Kinder *pew pew pew* und dann das Mädel dem Kerl so *BÄÄM*... und die Musik so *itzitzitz*... Ihr versteht? Der Trailer ist aufregend und ich bin es auch - also nicht aufregend sondern aufgeregt. Das muss der Grund dafür sein, dass ich für zwei Tage Berlin meinen treuen Seesack so vollstopfe, dass es für eine Woche Ostsee reichen würde. Mit im Gepäck ist natürlich Teddy, treues Kopf & Kino Maskottchen der ersten Stunde; melancholisch, weil sich Blogleser und Blogautor noch immer nicht durchringen konnten, ihm einen fantasievolleren Namen zu geben. Die Idee ihn den ganzen Tag für coole Fotos durch die Genrenale zu zurren, wird schnell verworfen. Er bleibt im Hotel. Punkt.

Den Technikbumms, DLSR und Audiorecorder trägt meine Begleitung durch die Gegend. Urbane U-Bahnen sind ein klaustrophobischer Sammelplatz verschiedenster Kulturen, Charaktere und abwechslungsreicher Gerüche. Man freut sich auch einfach, aussteigen zu dürfen. Nicht wirklich in der Nähe der Veranstaltung liegt das HoStel. Und ja, das "S" macht den Unterschied. Es ist ein ganz gemütlicher Fleck, welcher von Einheimischen wie folgt verortet wird:
Da, wo das Haus fehlt. Da müssen sie rein.
Gesagt, getan. Da, wo das Haus fehlt, gehen wir rein. Creepy. Ein Ambiente irgendwo zwischen CIA Geheimbunker und Jugendherberge Bitterfeld. Mit W-LAN, Überwachungskamera und würzigem Fischsuppenduft (temporär), dafür aber auch mit freundlichem Personal. Es ist das einzige, mir bekannte Hostel mit "Arabischem Zimmer" - lilafarbener Traum aus 1001 Nacht bei IKEA. Ideal, um ein frisches Hemd anzuziehen und sich umgehend wieder auf den Weg zu machen. Endlich Genrenale. Endlich gute Filme.

Das Kino Babylon verfügt genau über einen Saal. Deshalb ist das Lächeln der Dame am Pressecounter gerechtfertigt, als ich die Tickets abhole und sie frage, in welchem Saal denn der aktuelle Kurzfilmblock läuft. Reinschleichen, hinsetzen, Anticupido (Leder-Armor bringt Pärchen die Liebe zurück) haut mich vom Sitz. Jawohl. Hier bin ich richtig. Die Zeit hängt trotzdem im Nacken. Ein paar Kurzfilme später lichten sich die Reihen spontan. Wie auf Kommando verlassen Journalisten, Blogger, aber auch andere Raucher den Saal und vergreifen sich an den Free Donuts. Vergiss irgendwelche artsy fartsy Canapés, wenn Du süße, klebrige Donuts haben kannst. Gefüllte, süße, klebrige Donuts. Mampf mampf mampf... Schnell raus und Presseplatz sicher: Der Einmarsch der Promis steht bevor.


Wenn man nicht ständig um die Welt düst, sorgt auch ein kurzer roter Teppich für ein Kribbeln im Bauch. Im Endeffekt ist ja nicht die Länge entscheidend... Und ich muss nicht mal selbst fotografieren. Die Gästeliste kündigt Oliver Kalkofe, Bastian Pastewka und Oliver Korritke an. Die Gästeliste kündigt auch andere Leute an. Vermutlich aus einer bekannte RTL-Soap, denn neben den Journalisten stehen plötzlich zappelnde, spätpubertierende Girls. Die potentiellen Teeniemütter bereichern den roten Teppich für knapp eine Stunde um den Charme von Mitten im Leben  und Verdachtsfälle ... ist ja auch irgendwie alles Horror und Mysterie. Auch Markus Kavka taucht plötzlich auf, inklusive MDR Unicato-Team. Sympathisch wie eh und je moderiert er seine Sendung an. "Frech kommt weiter" denk ich mir und frage, ob er für ein Foto kurz bereit steht. Steht er. Meine Fotografin zittert - vor Kälte! - die Kamera zum Glück nicht. Kurz danach beginnt das Schaulaufen der Branche. Zwischendurch erblicke ich sogar ein bekanntes Gesicht. Sarah Alles, unser Punkermädchen bei Merry Xmess weiß noch, dass ich der Drehbuchautor des Kurzfilms bin - auch wenn ich jetzt erstmal "Jonas" heiße. Zwischendrin schlendern, flanieren und schweben Darsteller über den Teppich. Eko Fresh samt seiner Drei Türken und ein Baby-Entourage posiert sichtlich ungerne für die Kameras. Routiniert dagegen sind GZSZ-Darsteller wie Maike von Bremen, Ulrike Frank und Vincent Krüger. Plötzlich vernehmen meine Ohren ein Gespräch zwischen Tommy Lee Jones und Robert Downey Jr. Kann das sein? Hier auf der ... AAAH ... tricky: Ronald Nitschke und Charles Rettinghaus - Hauptdarsteller in Radio Silence - machen sich bereit für ein Gruppenfoto mit dem Cast des Films, der an diesem Abend auch seine Deutschlandpremiere feiert, Aftershowparty inklusive.  Filmreview folgt. Diese Helden meiner Jugend überstrahlen die anderen "Größen" des deutschen Privat- und öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Blitzlichtgewitter-erprobte Damen wie Top-Modell Fiona Erdmann und Schauspielerin Anouschka Renzi haben das Posieren und in die Kamera-Grinsen perfektioniert. Darstellern wie Simon Böer (Polizeiruf), Tim Wilde (Honig im Kopf (Review), Der Schuh des Manitu), Tobias Schenk (Knallharte Jungs) oder Steffen Groth (Alarm für Cobra11, Doctor's Diary) schmunzeln da schon etwas liebloser. Hier ein paar Red Carpet Impressionen...

(Photos Janette Baumann)

Wie gerne würde ich an dieser Stelle berichten, dass ich mich köstlich mit Genosse Kalkofe über den TV-Wahnsinn ausgetauscht habe oder mit Pastewka über Hörspiele geplänkelt habe. Leider Gottes waren beide WiXXer nicht anwesend. Ein Fakt, über den ich mich noch ärgere, als wir nach der Aftershowparty und einer Irrfahrt mit dem Stadtverkehr gegen 5 Uhr in der Früh das Hostel betreten. Drei Stunden Schlaf, eine Dusche und ein Frühstück später sind wir erneut im Babylon. Einige Gesichter des Genrenale-Teams kommen mir bekannt vor. Aftershowparty. Auch wenig Schlaf. Aber grinsen tun sie alle. Zwischen den Kurzfilmblöcken wird sich eifrig unterhalten, Gratis Donuts gemümmelt und sich über Filme ausgetauscht. Unvermittelt ergibt sich die Möglichkeit für ein Interview mit den Genrenalemachern. Aufregend. Das Ergebnis könnt Ihr Euch bei YouTube anhören, steht aber auch im zweiten Teil im Mittelpunkt.

Markus Knüfken | Photo Janette Baumann
Nach dem Interview brauche ich frische Luft. Markus Knüfken, Schauspieler und Traum aller Schwie... nein - "Traum aller" - braucht wohl auch frische Luft. Vor dem Kino mit und um Knüfken 20 andere Frischluftafficionados. Und in diesem Menschenwust plötzlich eine blinde Frau, - ich vermute, auch auf der Suche nach frischer Luft aber keine Besucherin der Genrenale - die die Straße zu überqueren versucht. Anstelle eines einfachen Straßenseitenwechsels steht sie nach zwei Minuten Irrlauf inmitten der Kreuzung vor dem Kino. Alle stehen da wie Preisschilder im Supermarkt, nur Markus Knüfken vergisst das Frischluftholen, löst sich vom Small Talk und eilt zur Rettung. Ich bin mir ziemlich sicher, aus dem Nichts einen Hans Zimmer Score zu hören, als 'Doc Rock' Knüfken die Dame sicher über die Straße schiebt. Nach diesem Erlebnis hibbele ich der Podiumsdiskussion entgegen. DER UNSICHTBARE DOPPELGÄNGER - Storytelling und Identität des deutschen Genrefilms. Auch zu dieser gibt es im zweiten Artikel There's no Budget like Low-Budget! etwas mehr zu lesen. Die erstmalige Preisverleihung in so klangvollen Kategorien wie What the Fuck und Killer-Performance ist tatschlich etwas besonderes. Die Genrenale-eigenen Preise werden nicht von einer Fachjury verliehen, sondern von Filmfans, die absolut nichts mit dem Biz zu tun haben. Entsprechend putzig artikulieren sich die bühnenunerfahrenen Damen und Herren. Sympathisch independent eben!

"Tschüss!" heißt es zwischendrin für uns. Die Mitfahrgelegenheit wartet bereits und wir verlassen deshalb die Verleihung etwas früher. Geschafft, aber (und das ist nicht nur eine Phrase) glücklich treten wir den Heimweg an. Die Genrenale bekommt auf jeden Fall im nächste Jahr wieder Besuch von Kopf & Kino und VIELLEICHT findet das Maskottchen dann auch seinen Weg aufs Festival.

Im nächsten Teil geht es um den Stand des deutschen Genrefilms, die Zusammenfassung der Podiumsdiskussion und natürlich den einen oder anderen Filmtipp aus den Kurzfilmblöcken. Die volle Ladung Kurzfilmaction gibt es im nächsten Teil: There's no Budget like Low-Budget!

In diesem Sinne,
FestivalPassAbknutschendes Cheerio und bis zum zweiten Teil

Euer Rob

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