OT: American Sniper | 132 Min | FSK 16 Vö: 26.02.15 (Kino) | ©Warner |
Wunschreviews sind für mich deshalb so wichtig und interessant, weil sie mich dazu antreiben, Filme aller Art zu rezensieren. Ich schaue sowieso alles an, was nicht bei drei auf den Bäumen ist, aber die SHORTS nach Maß lassen mich wissen, was Ihr lesen möchtet und was Euch interessiert - und wenn es eben halbgare Fistingfantasien wie Fifty Shades of Grey (Review) sind. Stammleser Ralf hat den Oscarnominee American Sniper geschaut und sich dazu den Review gewünscht. Kein Problem. Nur schnell nachladen und ... und ... und ... PENG, DA IST ER!
American Sniper. Ein Film von Clint Eastwood. Ein Film über den gestörtesten erfolgreichsten Scharfschützen des US-Militärs. Schon der Trailer lässt uns nicht daran zweifeln, dass wir uns vor Spannung die Unterlippe zerbeißen werden und vor Aufregung in die Stiefel kacken. Das kann er, der Clint, der gute alte Eastwood. Wäre "Spannung" ein Fach an der Filmhochschule, ja, Clint Eastwood wäre sicherlich einer dieser Profs, welche Ihre eigenen Publikationen als Exempel anführen. Das kann der Clint genauso gut wie Sachverhalte einseitig darstellen. Borderline-Filmerei nenne ich das - von einem Extrem ins andere poltern. Weiß oder schwarz. Gut oder böse. Ami oder Terrorist.
American Sniper fackelt nicht lange und erklärt uns in knackigen Rückblenden schnell und eindringlich, weshalb Chris Kyle (Bradley Cooper) so 'motiviert' mit dem Schießgewehr unterwegs ist. Als Kind mit auf der Jagd gewesen, erklärt der Vater dem Nachwuchs, dass es Wölfe, Schafe und Hirtenhunde im Leben gibt. Wölfe sind die Bösen, Schafe die Doofen und Hirtenhunde geiler als'n Sechser im Lotto. Kyle sieht sich dann folgerichtig als Hirtenhund - vermutlich ein Labradackelweiler oder so. Da ist das Militär genau das Richtige. Kyle wird Scha[r]fschütze bei den Navy Seals, flirtet mit seiner zukünftigen Frau Taya (Sienna Miller) und muss als Folge von 9/11 mit seinem langen Rohr in den Irak, "Amerika beschützen." Gott > Vaterland > Familie und nicht anders. Dass die Frau daheim nervös wird wie die Motte in der Lichtfabrik, ist egal.
Regisseur Eastwood ist bestimmt auch ein Hirtenhund. Zumindest passt er auf, dass wir auch ja nicht zu viel Kopfschmerzen bekommen vom vielen Nachdenken über Gut und Böse. Was keine amerikanische Flagge trägt oder das Punisher-Logo (ja genau, der stilisierte Totenkopf aus den Marvel-Comics) auf der Klamotte, ist DAS BÖSE! Bradley Coopers Chris Kyle wirkt oft wie ein verwirrtes Schaf, dass sich wie ein Wolf aufführt, während es eigentlich Hirtenhund sein will. Laut seiner Biografie Sniper: 160 tödliche Treffer - Der beste Scharfschütze des US-Militärs packt aus empfand Kyle eine gewisse Befriedigung beim Töten der feindlichen Kämpfer. Würde das in Deutschland Soldat_in XY zugeben, entzöge ihm/ihr die Flinten-Uschi sofort den Kindergartenplatz und nähme den Flachbildschirm wieder weg. In den USA nennt sich das Patriotismus.
Fazit
American Sniper würde als Spielfilm mit fiktivem Hintergrund einen "so lala"-Werbespot für das US-Militär abgeben. Waffen sind ja irgendwie doch nützlich und solange Pappa nicht ganz bekloppt in der ollen Murmel wird, kann er Terroristen jagen gehen ... bis er schwarz wird. Clint Eastwood macht sich nicht die Mühe, seine Heldenverehrung in einer subtilen Inszenierung zu verstecken. Ganz bewusst und offensichtlich lässt er nicht nur Details weg, sondern unterschlägt komplette Faktenbündel, um Chris Kyle als Märtyrer zu zeichnen. So schwarz/weiß wie die Story ist, hätte der Stoff auch prima zur Graphic Novel gereicht.
Soviel kreative Energie, schauspielerische Leistung und technische Finesse - vergeudet für eine hohle Patrone...
In diesem Sinne,
StrohWitwenTröstendes Cheerio und viel Spaß bei Eurem nächsten Cluburlaub
Euer Rob
Trailer zu American Sniper
Fazit
American Sniper würde als Spielfilm mit fiktivem Hintergrund einen "so lala"-Werbespot für das US-Militär abgeben. Waffen sind ja irgendwie doch nützlich und solange Pappa nicht ganz bekloppt in der ollen Murmel wird, kann er Terroristen jagen gehen ... bis er schwarz wird. Clint Eastwood macht sich nicht die Mühe, seine Heldenverehrung in einer subtilen Inszenierung zu verstecken. Ganz bewusst und offensichtlich lässt er nicht nur Details weg, sondern unterschlägt komplette Faktenbündel, um Chris Kyle als Märtyrer zu zeichnen. So schwarz/weiß wie die Story ist, hätte der Stoff auch prima zur Graphic Novel gereicht.
Soviel kreative Energie, schauspielerische Leistung und technische Finesse - vergeudet für eine hohle Patrone...
In diesem Sinne,
StrohWitwenTröstendes Cheerio und viel Spaß bei Eurem nächsten Cluburlaub
Euer Rob
Trailer zu American Sniper
Mal wieder eine super verfasste Kritik. Ich wollte American Sniper schon zuvor nicht sehen und möchte es auch jetzt nicht. Ist einfach nicht unbedingt mein Genre und er hat mich bei den Oscars einfach schon nicht angesprochen. Dafür haben es aber ein paar andere Oscar Kandidaten auf meine Watchliste geschafft, denen ich vorher kaum Beachtung geschenkt hatte. Für American Sniper war da kein Platz mehr :D.
AntwortenLöschenVielen Dank. Das kam vielleicht am Ende etwas kurz, aber rein inszenatorisch ist American Sniper wie aus dem Lehrbuch. Sauber. Drastisch in der Darstellung. Aber man kann den Film einfach schwer ohne direkten Bezug zur Vorlage schauen :)
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