OT: Child 44 | 138 Min | FSK 16 R: Daniel Espinosa | USA 2014 VÖ: 04.06.15 (Kino) © Concorde |
Der dritte Dienstag im Monat ist reserviert fürs Kino. Denn im CinemaxX läuft just an jenem dritten Dienstag im Monat die Sneak Peak. Für fünf Euro siehst Du einen Film, dessen offizieller Start noch bevorsteht. Du weißt eben nur nicht welcher. Auch ich war wieder hibbelig, überhörte sogar die Knutschgeräusche um mich herum - oder jemand hat auf eine echt unangenehme Weise Popcorn gegessen - sowie das lautstarke Spekulieren darüber, welcher Film wohl jetzt kommen würde, "letztes Mal war es ja dieser Babadook". Tss, immer dieser Babadook...
Als der Titel unspektakulär eingeblendet wird - Kind 44 -, überlege ich mir, das Kino zu verlassen um die ersten 43 Teile anzuschauen. Ich verwerfe den Gedanken jedoch wieder und folge aufmerksam bis überstrapaziert, dem was nun folgt....
Morde werden als Unfälle klassifiziert, Homosexualität ist ein Verbrechen, Systemkritik kann Dich das Leben kosten: Russland 2015 unter Putin Anfang der 1950èr unter Stalin ist eher so mittel. Es gibt fließend Vodka, Frauen sehen aus wie Noomi Rapace und in der Staatssicherheit sitzen so sympathische Herren wie Vincent Cassel und Tom Hardy - letzterer unter dem Namen 'Leo Demidow'. In abgeschiedenen Arbeitslagern hingegen sehen die Kommandanten aus wie Gary Oldman. Und was verbindet nun dieses Konglumerat Hollywoods kantigster Gesichter? Einer will Kindermorde vertuschen, einer will sie aufklären, eine will dem anderen dabei helfen und der Vierte ist Gary Oldman.
Die Romanvorlage Kind 44* von Tom Rob Smith ist bestimmt ein Knaller. Ein waschechter Kriminalroman mit spannenden Wendungen und Mystery-Anleihen vor der Kulisse eines kalten, kommunistischen Russlands. Das vermittelt Regisseur Daniel Espinosa (Easy Money*) seinem Publikum glaubhaft, indem er nicht ganz so stereotype Figuren kompromisslose Actionsequenzen in echten Wäldern nachstellen lässt - hübsch wackelig gefilmt von Kameramann Philippe Rousselot. Ernsthaft: Besonders Außenaufnahmen sind gerne mal so zittrig, dass sich mir der Gedanke aufdrängt, Regisseur Espinosa hätte das Kamerapersonal mit der Kalaschnikov bedroht.
"Ein Kriminalfilm lebt nicht von Gewalt allein!" sagte einst ein berühmter Autor, nämlich ich, jetzt gerade. Lasst mich gefälligst träumen. In zehn Jahren ist das Zitat Gold wert. Echt jetzt. Ein rundes Erlebnis geht dem Film leider völlig ab. Die einzelnen Szenen sind hübsch anzusehen, wirken aber eher mühsam aneinandergestoppelt. So entsteht der befremdliche Effekt partiell begeistert zu sein, während man gleichzeitig die Stirn runzelt über so viel Filmfleisch, welches irgendwie noch sauberer filetiert hätte werden können und schöner angerichtet auf dem Leinwandteller. Man isst es auf, aber der Sinn und Zweck einiger Beilagen erschließt sich einfach nicht, so dass sie schließlich unbeachtet auf dem Teller zurück bleiben.
Fazit
Kind 44 ist ein traditionell geschneiderter Krimi, welcher uns einen sehenswerten Cast in noch sehenswerterer Kulisse bietet. Die reingeraspelten Mystery- und Politthriller-Stückchen sind nett, aber zu wenig, um wirklich zu fesseln oder ein besonderes Erlebnis zu liefern. Wer Lust auf einen teuren Russland-Tatort mit Tom Hardy und handfesten Actioneinlagen hat, setzt sich gerne in den Sessel... ODER greift tatsächlich zu dem Buch!?
In diesem Sinne,
Kind45Suchendes Cheerio und viel Spaß bei Eurem nächsten Moskautrip
Euer Rob
P.S.
Auf dem Papier hat ist die Geschichte um Leo Dimidov bereits zur Trilogie mutiert:
Trailer zu Kind 44
"Ein Kriminalfilm lebt nicht von Gewalt allein!" sagte einst ein berühmter Autor, nämlich ich, jetzt gerade. Lasst mich gefälligst träumen. In zehn Jahren ist das Zitat Gold wert. Echt jetzt. Ein rundes Erlebnis geht dem Film leider völlig ab. Die einzelnen Szenen sind hübsch anzusehen, wirken aber eher mühsam aneinandergestoppelt. So entsteht der befremdliche Effekt partiell begeistert zu sein, während man gleichzeitig die Stirn runzelt über so viel Filmfleisch, welches irgendwie noch sauberer filetiert hätte werden können und schöner angerichtet auf dem Leinwandteller. Man isst es auf, aber der Sinn und Zweck einiger Beilagen erschließt sich einfach nicht, so dass sie schließlich unbeachtet auf dem Teller zurück bleiben.
Fazit
Kind 44 ist ein traditionell geschneiderter Krimi, welcher uns einen sehenswerten Cast in noch sehenswerterer Kulisse bietet. Die reingeraspelten Mystery- und Politthriller-Stückchen sind nett, aber zu wenig, um wirklich zu fesseln oder ein besonderes Erlebnis zu liefern. Wer Lust auf einen teuren Russland-Tatort mit Tom Hardy und handfesten Actioneinlagen hat, setzt sich gerne in den Sessel... ODER greift tatsächlich zu dem Buch!?
In diesem Sinne,
Kind45Suchendes Cheerio und viel Spaß bei Eurem nächsten Moskautrip
Euer Rob
P.S.
Auf dem Papier hat ist die Geschichte um Leo Dimidov bereits zur Trilogie mutiert:
- Kind 44* - Leo Demidow sucht einen Kindermörder
- Kolyma* - Leo Demidow sucht seine Tochter... irgendwo in Sibirien
- Agent 6* - Leo Demidow sucht sich selbst
Trailer zu Kind 44
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Euch entstehen dadurch keinerlei Nachteile.
Einige der Szenen im Trailer muten ein wenig wie die letzten Harry Potter-Filme an. Ist das vielleicht am Ende der große, verkannte Twist? Dass alles in der Nähe von Hogwarts angesiedelt ist, der 9-dreiviertel-Express während der Schulzeit in Russland (mit einem roten Stern beklebt) Muggels transportiert und Sirius Black gar nicht tot ist, sodern lieber ungestört seinem Hobby als Lagerkommandant nachgeht?
AntwortenLöschenMysteriös...
Lustig, das war ja eigentlich die erste Drehbuchfassung.
LöschenAber Regisseur Espinosa fand das noch nicht rund und rief mich ja dann an:
"Well Hello Mr. Rob, could you please mal über dit Skript gucken. It just felt noch nisch rund, y'know?!"
Und icke dann: "Sheesh, Du musst aber ooch irgendwann mal alleene klarkommen meen Freund!"
Naja, ich hab es ja dann doch noch gemacht und Sirius Black'n'Decker rausgeworfen!