Donnerstag, 23. Juli 2015

Kartoffelsalat - Nicht fragen!

OT: Kartoffelsalat - Nicht fragen! | 81 Min | FSK 12 |
R: Michael David Pate | DEU 2015
VÖ: 23.07.15 (Kino)
© Take25 Pictures (Central)
[hat keinen lustigen Text von Rob verdient]

Vor ein paar Stunden habe ich mir Kartoffelsalat angeschaut. Noch immer brennen meine Augen und schreien danach mit angezündeten Billigwebcams aus den Höhlen gebrannt zu werden. Sicherlich werde ich morgen früh zum Arzt gehen, mir Antidepressiva holen und versuchen, die suizidalen Gedanken, welche sich mehr und mehr in mir anstauen, in den Griff zu bekommen. Ohne zu übertreiben ploppen aktuell in unregelmäßigen Abständen Bilder in meinem Kopf auf, in denen ich mich vor den Projektor stelle, in welchem gerade Kartoffelsalat läuft, und meine Pulsadern der Länge nach am rotierenden Zelluloid dieses Wahnwitzes aufschneide. Hysterisch kichernd würde ich an der Wand zusammenrutschen, mein Smartphone zücken und noch schnell ein Selfie machen, welches ich dann auf meinem Instagram-Channel mit dem Hashtag #BloodyKartoffelsalat teile.

Ich bin dem Film von YouTuber FreshTorge dankbar. Dankbar dafür, dass ich endlich mal wieder einen Film - fernab jeder Grauzone - so richtig scheiße finde. Vorbei die Zeiten, in denen ich bis in die Zeiten von Super Mario Bros.* retronieren musste auf die Frage, welcher Film wohl so richtig güllige Drecksware aus dem filmischen Abfalleimer der Unkunst wäre. Kein ständiges Begründen mit MichaelBay'isms mehr und das verschüchterte Relativieren, nein nein, endlich gibt es wieder so richtig vergurktes Entertainment zum Aufregen, Zerreißen und Haare-raufen ob der scheißighaften beschissenen Scheißigkeit des dilletantischen Endprodukts. Um Gottes Willen, nein, das ist wohl beileibe kein Review, bei dem ich ausgewogen versuche, meine Meinung mit fachlichen Argumenten zu untermauern. Es ist ein befreites Aufatmen. In Zeiten, in denen Terminator: Genisys sich dem Zuschauer auf widerlichste Art anbiedert und quasi jeder Rating-Institution den Schwanz lutscht, damit es als Familienunterhaltung eingestuft wird und in Begleitung der Eltern auch ab sechs Jahren geschaut werden darf, kotzt der Film von und mit YouTubern eben Kartoffelsalat in eine Schüssel, schert sich einen Dreck um Dramaturgie, gute - oder irgendeine Art - Unterhaltung und freut sich einfach, der inzestuöse Bastard zu sein, aus dem Versuch der Kopie eines Imitats vom Mimikri des Humors der klassischen Zucker-Abrahams-Zucker-Produktionen (wie Die nackte Kanone*), vergeigter Spoofs wie Superhero Movie und dem Klamauk der alten Otto-Filme.

"Haters gonna hate" heißt es im Internetslang der prä- und postpubertären Totalausfälle und -ausfällinnen (#gleichberechtigung) und damit rühmt sich der 81-minütige Filmdurchfall vielleicht völlig zurecht auf seiner Website ... also zumindest indirekt in einem der zahlreichen selbstbeweihräuchernden Trailer, die einem allesamt vorgaukeln es gäbe mehr zusammenhängendes Material als eben das für die Trailer und dabei raffiniert verschweigen, dass ab der ersten Minute Stars wie angestochene Paviane durchs Bild knallchargieren, Otto imitieren und dabei maximal die drei 12-jährigen Vollspacken, welche leidlicherweise im Saal vor mir saßen, dazu animieren können, wie Schimpansen alles nachzuahmen, was sie lustig fanden. Wie soll man da nicht zum Abtreibungsbefürworter werden? 

Ja, ich bin ein Hater. Ich hasse es, dass sich der ehemalige Klamauk-König Otto Waalkes als Ko-Produzent für diesen Indie-Schrott hergegeben hat. Ich hasse es, dass gute Schauspieler wie Charles Rettinghaus oder Ronald Nietschke auf der Website unter "in weiteren Rollen" geführt werden. Herrje, diese Herren sind überhaupt erst der Grund dafür, dass ich nicht schrei-heul-kotz-kackend aus dem Saal geflüchtet bin und auf dem Weg nach unten mit der blanken Faust in den Projektor geschlagen habe. Talentamputierte YouTube-Schmink-Leguane geben pointenfreie Szenenstaffelstäbe an uninspirierte Webcam-Echsen weiter. Ich bin fest davon überzeugt, dass Mr. Trashpack und Y-Tittys Phil irgendwo in ihrem Körper einen Funken Schauspiel besitzen, aber sie können froh sein, wenn sich nach diesem Filmdreh nicht alle Gehirnzellen unwiderruflich verabschiedet haben. Die Schuld für ein nichtvorhandenes Gag-Timing kann man nun entweder auf das klopapierdünne Drehbuch von Hauptdarsteller Freshtorge schieben oder aber auf die Regie von Michael David Pate, welcher schon vor Kinostart in den Defense-Mode ging und sagte, dass Kartoffelsalat kein Film für Kritiker sei. Fein. Dann bin ich eben jetzt gerade mal kein Kritiker, sondern wieder der Junge, der über Leslie Nielsen lacht, wenn dieser mit angeschaltetem Mikrofon in einem Gerichtssaal pinkeln geht. Oder der Junge, der über den "Rächer mit dem Becher" kichert. Dieser Junge guckt Euch YouTubern gerade ins Gesicht, furzt mit der Zunge und sagt Euch, dass Kartoffelsalat weder was für Kritiker ist, noch für jedes andere Lebewesen mit arretierbaren Daumen, oder überhaupt für mehrzellige Organismen.

Fazit

Echt jetzt? Fazit? Am Arsch mit Fazit. Ich will meine Lebenszeit wieder zurück. Das ist das Fazit. Wannabe-Zombiefilme mit, von und über zugekokste YouTuber braucht die Welt, wie ich'n Loch im Knie. Was hätte man doch alles erzählen können und mit dieser Fanbase alles erreichen? Eine gute Geschichte, deren einzige Existenzberechtigung der Hype der Darsteller ist. Freche Comedy aus Deutschland mit Slapstick und eine Brücke zwischen den Generationen. Stattdessen bekommen haben wir einen ... ... keine Ahnung, einen überlangen YouTube-Track deren Zuschauer Mama und Papa anbetteln müssen, weil man mit 11 noch nicht arbeiten darf, außer in Thailand.

In diesem Sinne,

Weißte, ich hab nicht mal Lust, mir über ein Cheerio zu diesem Film Gedanken zu machen.

Euer ...ach, lass sein...

Trailer zu Kartoffelsalat


Quelle: YouTube / vipmagazin
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