Samstag, 18. Juli 2015

Unknown User

OT: Unfriended | 82 Min | FSK 12 |
R: Lewan Grabriadze | USA 2015
VÖ: 17.07.15 (Kino)
© Universal Pictures

oder: #ParanormalSkypetivity

Das schöne an Blumhouse-Produktionen ist ja, dass sie immer ganz nah dran sind an unserer Zeit und Ängste reflektieren die uns allen auf den Magen drücken. Egal ob nun die Angst davor, dass Dein Mann bei dem Versuch Euer gesamtes Leben auf Band festzuhalten, von Geistern entführt wird, oder die Angst vor perversen Kinderschreckgestalten mit Snuff-Ambitionen - Blumhouse ist am Puls der Zeit. Und am Puls der Low-Budget-Kultur - weil einfach einfach einfach ist....

Story

Mit Unknown User* triggern Regisseur Lewan Gabriadze und Produzent Timur Bekmambetov (Wanted*) die Ängste der Generation YouTube an: Eine unsympathisch stereotype Highschool-Matratze wird dabei gefilmt, wie sie sich erst auf einer Party ins Koma schießt und ein paar cybergemobbte Monate später auf dem Sportplatz ins Jenseits - mit einer Pistole. Ich meine, ich kann das nachvollziehen. Wenn meine besten Freunde sich besoffen wie Lindenberg durch die Hot Pants geschissen haben, ist meine natürliche Reaktion darauf auch der berherzte Griff zum Smartphone, um das peinliche Filmchen am Ende auf Streamingportalen einzustellen. Ein Jahr nach Lauras Tod skypen fünf ihrer sogenannten Freunde miteinander. Zum Gespräch schaltet sich der titelgebende unbekannte Nutzer dazu und sorgt für supergruselige, echt krasse Fehler im System. Plötzlich können bei Facebook Leute nicht mehr entfreundet werden und die Social-Media-Accounts der Selbstmörderin melden sich bei unserer ... Protagonistin - #supercreepy. Es ist jetzt auch keine Megaüberraschung, wer sich da aus dem digitalen Reich der Toten meldet und den Freundeskreis zu dezimieren versucht... #cybermobbing

Review

Die Idee, einen Horrorfilm als 80-minütiges Terror-Skype-Gespräch zu inszenieren, klingt so verkehrt ja erstmal nicht. Besonders das neunjährige Balg vor mir hatte einen Heidenspaß, ebenso der kichernde Trupp vierzehnjähriger Hühner in der Reihe hinter mir. Das mag an den drei Gewaltspitzen gelegen haben, welche Unknown User bietet, oder aber an der Tatsache, dass das Drehbuch fast peinlich genau darauf achtet, Jugendsprache zu simulieren und generell den Umgang der Jugend miteinander (#Fotze). Um das Zielklientel dabei nicht zu überfordern, setzt Unknown User auf stereotype Abziehbilder anstelle komplexer Figuren. Itchy Bitch, dicker Nerd, agressive Sportskanone - hier werden brav alle Schubladen geöffnet, welche andere Regisseure krampfhaft versuchen zu schließen.

Der Film wird gerne als "Blair Witch Project* seiner Zeit" bezeichnet. Ähm, nein! Dafür ist er zu inkonsequent. Das fängt leider schon bei der Sprache an. Der Versuch, unbedingt Authentizität zu vermitteln, scheitert in erster Instanz an der Sprache. Das wird in einem Moment deutlich, als die Skype-Einstellungen anzeigen "Ort: Vereinigte Staaten | Spache: Deutsch" Tatsächlich sind Menüs, Texte etc. komplett in deutscher Sprache, was der Massenkompatbilität zweifelsfrei zuträglich ist, aber den ganzen Streifen innerhalb von Sekunden entzaubert.

Ganz bezaubernd hingegen sind diverse Kraftausdrücke und die mehr oder weniger kreativen Todesarten. Die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft kam zu dem Schluss, dass diese "deutlich fiktionale Genreerzählung" kein Problem für 12-jährige ist (Quelle: FSK). Ist das so?

[Edit: Die Kinobetreiber empfahlen bereits selbst, den Film erst "ab 16" anzuschauen. Die Heimkinoveröffentlichungen sind nun ebenfalls mit dem blauen Siegel versehen. | 22.05.2017]

Zurück zur Inkonsequenz. Externe Geräuscheffekte stehen dem Film genauso wenig gut zu Gesicht wie das scheinbar automatisierte Switchen zwischen den einzelnen Skypetabs. Egal wie innovativ das Prinzip anfangs wirken mag, wird dem Zuschauer irgendwann gewahr, dass auch Unknown User festgelegten Schemata folgt, welche wir aus Paranormal Activity & Co. bereits kennen. Schade.

Fazit

82 Minuten spannende (#ironic) Skype-Gespräche zwischen gnadenlos holprigen Unsympathen bringen mich persönlich lediglich zum schmunzeln. Tatsächlich schaue ich mir Unknown User* nochmal auf dem heimischen Bildschirm an, weil ich glaube, dass es - so wie Blair Witch - einen anderen Sog entwickeln könnte, wenn man ihn eben nicht - umringt von minderjährigen Backpfeifen-Anwärtern - im Kino schaut, sondern im Dunkeln, allein zu Haus.

In diesem Sinne,
DämonischeAntiVirSoftwareinstallierendes Cheerio und viel Spaß bei Eurem nächsten Gruppenchat

#EuerRob

Trailer zu Unknown User


Quelle: YouTube / vipmagazin

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