Mittwoch, 23. November 2016

Deleted Scenes #5

Kopf & Kino Deleted Scenes #5
© Warner / Disney / Studiocanal / Capelight / Sony
Willkommens-SMS für Bridget Hartmanns Baby: "Don't Breathe Before I Wake"

[ Prolog | Während ich die fünfte Ausgabe der Kopf & Kino Deleted Scenes aufs digitale Papier niese, läuft im Hintergrund der Score zu Stranger Things*. Ich sitze eingemummelt in meinem Bett, während die Lichter anderer Wohnungen in meinem Fenster reflektieren und flackern, fast wie kleine UFOs. Was wohl - just in diesem Moment - über diese Bildschirme da drüben flackert? Pornos bei der experimentierfreudigen Singlemutter? Kochduell bei dem absolut zufriedenen Bodybuilding-Crack? Oder schlüpfrige Tentakel-Hentais beim selbsternannten Cineasten? Who cares - vorm Bilschirm sind wir alle gleich.]

Wow, die fünften Deleted Scenes. Ich will nicht sagen "phänomenal", aber für einen Slowblogger wie mich, sind dieserart Kurzkritikkollektionen regelrecht befreiend. Nicht zuletzt deshalb, weil sie galante Mittelwege sind. Zudem befriedigen sie dieses "Das wollte ich noch sagen"-Gefühl. Aber nun, liebe Filmfeinschmecker, geschätzte Cinèconnaisseure und enthusiastische Zelluloidzarathustren: Es gibt wieder Frischfleisch von der Resterampe - mundzumundpropagandagerecht portioniert und verzehrfertig. Bon Appetit.

Bridget Jones' Baby
oder: Angebumst und unentschlossen: ProtoMackenmädchen III

Bridget Jones ist wieder da - yeah! Was haben wir die personifizierte Beziehungspanne (Renée Zellweger) vermisst. Im letzten Teil noch mit Mark Darcy (Colin Firth) zusammengerauft, steht das kokette Beschlafungsobjekt zehn Jahre später wieder alleine da. Dafür hat sie ihr Wohlfühlgewicht erreicht und ist Regisseurin einer semi-erfolgreichen Nachrichtensendung. Geilo. Doch erstens kommt es anders und zweitens... ins Gesicht. Plötzlich ist Miss Jones schwanger und der Vater ist entweder Anwalt und Dauersparflamme Mark Darcy sein, oder der Singlebörsen-Internetmilliardär Jack Qwant (Patrick Dempsey). In letzteren stolperte Bridget auf einem Musikfestival - bevor er dann in sie hinein stolperte.

Ungeachtet der Tatsache, dass die Story nun zum dritten Mal abgenudelt wird, weißte was: Bridget Jones 3 ist gut. Echt. Wer generell nicht auf RomComs steht, wird auch diesmal wieder die Augen verdrehen, wenn Küsse im Regen ausgetauscht werden oder Fotos mit soften Erinnerungsflashbacks verbunden sind. Doch das ist dann schlicht und ergreifend eine Geschmacksfrage. Meinen Geschmack hat er getroffen. Wer also demnächst mal wieder mit 'ner Packung Ben & Jerry's auf dem Sofa hocken möchte, dem sei Bridget Jones' Baby* ans Herz gelegt.

PS: Teil 1+2* gibts übrigens schon für einen schmalen Taler im Doppelpack für daheim.

OT: Bridget Jones's Baby | 123 Min | FSK 0 | R: Sharon Maguire | VÖ: 05.09.16 (Kino) | © STUDIOCANAL

Before I Wake
oder: Paradoped Child 666 - Träume werden wahr... fuck!

Bemerken, dass "Blau" nicht nur ein Zustand ist: Jessy & Mark
© Capelight (Central)
Du kennst dieses Problem: Paranormal begabte Waisenkinder! Da willst du so einen laufenden Meter aus dem Heim holen, um des eigenen Sprosses Tod zu überwinden und plötzlich hast du Gruselfasching im Reihenhaus. Die Prämisse: Was der kleine Cody träumt wird real - bis er aufwacht. Seine neuen Adoptiveltern (Kate Bosworth + Thomas Jane) nehmen den Umstand zunächst (ungewöhnlich) gelassen hin. Das ändert sich jedoch, als das erste Mal der Kreuz-Mann auftaucht, eine Schreckgestalt, die hauptberuflich schon andere Adoptiveltern verschlissen hat. Dünn, grau, Knopfaugen - ein bisschen wie du und ich nach der Feierei. Before I Wake* ist für Horror-Routiniers oft zu vorhersehbar und die eingebauten Jumpscares teils unnötig. Stellenweise entgleitet der Film dem Horrorgenre und kuschelt mehr mit einer Dark Fantasy. Vielleicht hätte Ouija 2*-Regisseur Mike Flanagan gut daran getan, von Anfang an auf diesem Weg zu bleiben.

Achso und sag mal: Wer hatte eigentlich die grenzperverse Idee, Thomas Jane lange Haare aufzusetzen? DAS ist Horror. Nachwuchsdarsteller Jacob Tremblay hingegen ist ein Garant für Kulleraugen und Seufzer im Publikum. Bin mir ziemlich sicher, dass der Dame hinter mir direkt die Milch eingeschossen ist. Kurz: Before I Wake ist Lite-Horror für zwischendurch, aber leider nicht mehr.

OT: Before I Wake | 97 Min | FSK 16 | R: Mike Flanagan | VÖ: 10.11.16 (Kino) | © Capelight (Central)

Willkommen bei den Hartmanns
oder: Gutbürger und Wutmenschen

Wenn das Wort "Flüchtlingskrise" aus der Tagespresse verschwunden ist, ist wieder alles gut? Mitnichten. Gerade nach der Masse an journalistischen Berichten ist es wichtig, dass sich auch die Kunst mit dem Thema auseinandersetzt und ggf. Humor beweist. Männerherzen*-Regisseur Simon Verhoeven ist mindestens der Versuch hoch anzurechnen. Dass dafür Figurenschablonen bemüht werden eher nicht. Vom ausgebrannten Yuppie-Sohn über die weltverbessernde Dauerstudentin bis zum Familieoberhaupt mit Angst vorm Altern ist alles dabei. Mittelpunkt des Ensembles, bestehend aus Heiner Lauterbach, Senta Berger, Florian David Fitz und Palina Rojinski, ist der Neuzugang Diallo (Eric Kabongo). Der Nigerianer ist frisch aus seiner Heimat geflüchtet und sieht sich mit überbordendem Engagement konfrontiert, aber auch mit den üblichen Vorurteilen. Er ist der Katalysator und Knotenpunkt der Story. Nur im Zusammenspiel mit Diallo funktionieren viele Figuren überhaupt. Das wird vor allem in den Szenen ohne Diallo deutlich. Dann sehen wir zum x-ten Mal einen völlig fertigen Florian David Fitz, einen smarten Elyas M'Barek im Flirtmode und eine zuckersüße Palina Rojinski. Das ist nicht schlimm, aber eben auch nicht neu. Zwei Figurenstränge und 15 Minuten weniger Laufzeit hätten es knackiger gemacht. In der Summe ist Willkommen bei den Hartmanns* ein Film der hier und da mal unbequem wird, aber leider nicht so unbequem, wie ich es mir gewünscht hätte.

OT: Willkommen bei den Hartmanns | 116 Min | FSK 12 | R: Simon Verhoeven | VÖ: 03.11.16 (Kino) | © Warner Bros. Germany

SMS für Dich
oder: Tote hören besser zu

Karolin Herfurth führt Regie! Ich dachte, ich erwähne das jetzt einfach mal. Und vorne weg: Ich finde den Film nicht perfekt, aber schon ziemlich dolle gut. Meine ehemalige Deutschlehrerin würde mich dafür jetzt verprügeln, aber... also SMS für Dich* ist schon ein wundertollighafter Film. Das klingt, als wären mir zwölf verzauberte Einhörner in den Arsch galoppiert, aber genauso fühlt es sich eben auch an, wenn du dir diese tragische Romantikkomödie anschaut.

Knallt durch: Clara (Karolin Herfurth + Knallt jeden: Katja (Nora Tschirner)
© Warner Bros. Germany
Kinderbuchautorin Clara (Karolin Herfurth) knabbert nicht nur privat an dem Tod ihres Ex-Verlobten, der auf tragische Weise eine Verbindung mit Autometall und Asphalt eingegangen ist. Auch beruflich bremst sie die Tragödie aus. Zur Selbsttherapie beginnt Clara damit, Kurznachrichten an ihren Ex-Verlobten zu schicken. Die landen aber instant bei Mark (Friedrich Mücke); Nummer neu vergeben und so. Der Sportjournalist ist sofort fasziniert, allerdings auch vergeben. ABER: Marks aktuelle Freundin ist so symapthisch wie ein Bund Spargel ohne Köpfe. Drama, Liebe, Kichern - alles dabei. #LikeIt

Mit Karoline Herfurth, Frederick Lau, Nora Tschirner, Friederike Kempter und Katja Riemann ist wieder das deutsche "Warner Pack" (bitte englisch denklesen!) auf der Leinwand. Und die Damen und Herren machen einen verdammt guten Job. Message received: "Das Leben geht weiter" ...und Karolin Herfurths Regie-Karriere hoffentlich auch.

OT: SMS für Dich | 107 Min | FSK 0 | R: Karolin Herfurth | VÖ: 15.09.16 (Kino) | © Warner Bros. Germany

Findet Dorie
oder: Kriechende Kraken konterkarieren krude Kontinuitätskonstrukte

Findet Nemo* verbinden einige der jüngeren Leser sicherlich mit ihrer Kindheit oder ihren Kindern. Eine bewegende Familiengeschichte, verpackt als Unterwasser-Roadmovie mit abgeschwommenen Charakteren. Aber wenn du jemanden fragst, an was aus dem Film er sich erinnert, wird er / sie / es dir zu 99 Prozent quieksend antworten: "hhAAaallOoo IhR WaAale!" Das ist besonders schön, wenn du gerade im Supermarkt an der Kasse stehst. Da lag es auf der Hand aus der Nebenrolle nun eine Thunfischroll... äh...aus der Beilage eine Hauptspeise....ach Mist, ich darf nicht mehr hungrig texten. Dreht sich jetzt alles um Dorie - so!

Findet Dorie* legt beim Knuddelfaktor noch mal ordentlich zu. Wenn die kulleräugige Mini-Dorie urplötzlich nicht mehr weiß, wo ihre Eltern sind, können zartbesaitete Gemüter schon bei der Exposition das erste Mal feuchte Augen bekommen.
Hier wurde von allem eine Schuppe mehr drauf gelegt. Mehr Drama, mehr Fische, Meersalz. Charaktere wie der mürrische Septopus Hank oder die kurzsichtige Walhai-Dame Destiny, tragen zu kurzweiliger Unterhaltung bei. Sie täuschen aber nicht darüber hinweg, dass viele Szenen den Sprung, zur liebevollen Hommage an den ersten Teil, nicht geschafft haben. Stattdessen serviert Findet Dorie dem Zuschauer den gleichen Meeresfrüchte-Teller mit anderer Beilage. Deswegen schmeckt er aber immer noch verdammt gut.

OT: Finding Dory | 103 Min | FSK 0 | R: Andrew Stanton / Angus MacLane | VÖ: 29.09.16 (Kino) | © Disney / Pixar

Don't Breathe
oder: Old Man Daredevil

Es sind die Sorgen der Jugend aus dem Prekariat: Deine Mutter wurde offensichtlich von versoffenen RTL2-Redakteuren erdacht und überhaupt fühlt sich dein Leben an, wie das Jenke-Experiment. Die einzige Chance dem ganzen Wahnsinn zu entfliehen, besteht im Ausrauben von Einfamilienhäusern. So geht es jedenfalls auch Rocky (Jane Levy). Zusammen mit ihrem besten Freund Alex (wurde gefriendzoned: Dylan Minette) und ihrem Arschlochfreund Money (doof aber glücklich: Danie Zovatto) will sie erst einen blinden Kriegsveteranen abziehen, um anschließend mit ihrer kleinen Schwester abzuziehen. Der alte Mann ist überraschenderweise aber so etwas wie Daredevil ohne Latexfummel. Frei nach dem Motto: "Nachtijal, ick hör dir trapsen - und denn schieß ick dir tot!"

Mit Don't Breathe* erweitert Nachwuchs-Regisseur Alvarez sein Portfolio, um einen hervorragenden Genrebeitrag. Hatte er mit Evil Dead [Review] bereits den Horror-Splatter erfolgreich re-animiert, beweist er mit dem aktuellen Streifen, dass auch ein waschechter Suspense-Thriller, in seinen Händen zu einem Highlight wird. 88 Minuten ohne Langeweile machen Lust auf einen zweiten Teil, einen neuen Film und dann auch gerne das nächste Genre. Lasst Alvarez doch mal einen Kung-Fu-Rape-and-Revenge-Zombie-Porno drehen. Ich würde ihn mir anschauen!

OT: Don't Breath | 88 Min | FSK 16 | R: Fede Alvarez | VÖ: 08.09.16 (Kino) | © Sony Pictures



Applaus, Applaus, der Spaß ist aus, der Held ist tot, nun geh nach Haus. 
Vorher jedoch, mein kühner Recke, gehe dort in diese Ecke. 
Dort angekommen, dreh dich um, achte nicht auf "krach" und "bumm", 
achte stattdessen nur auf mich und dazu auf den Püsterich. 

Um dich vor dem "Peng" zu retten, kannst du gerne auch drauf wetten, 
dass ich ein friedlich Menschlein bin, doch glaub mir: das hat keinen Sinn. 
Drum krame ein paar Worte schnell, aus deinem schicken Mantelfell 
und leg sie in die Kommentare - hab recht viel Dank für diese Ware.

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