oder:
The Mob, The Cop, The Fleischer
Zombieland war für viele
Zuschauer die legitime, amerikanische Antwort auf Shaun of the
Dead. Der Titel blieb dem Publikum im Kopf, der Name des
Regisseurs nicht zwangsläufig. Ruben Fleischer. Seine Filmografie
unterscheidet sich von denen der Zelluloidriesen. Er produzierte
nicht einen Blockbuster nach dem anderen, sondern machte ein bisschen
in Werbung (McDonald`s,
Burger King, etc),
produzierte Musikvideos, zwischendurch zwei Kurzfilme und lieferte
dann 2009 mit Zombieland
sein gefeiertes Debüt ab. Nach der Boxoffice-Gurke 30
Minuten oder weniger haben ihn
die Produzenten an eine Film Noir Thematik mit hochkarätigem Cast
gelassen. Mit Josh Brolin,
Ryan Gosling und Emma
Stone haben wir
Mainstreamsternchen, Sean Penn darf
als Zugpferd herhalten und Nick Nolte plus
Robert Patrick beweisen,
dass man auch mit Doppelkinn und Bierbauch seinen Zenit nicht
zwangsläufig überschritten haben muss. Basierend auf dem Buch Tales
from the Gangster Squad inszenierte
Fleischer den Versuch eines Film Noir mit Action Ästhetik. Für
meine Lieblingsleser habe ich mich in Ultra-Slow-Motion in einen
Kinosessel geworfen. PENG!
Story
Mickey
Cohen (Penn), aufstrebendes Berufsekel in der Unterwelt des Los
Angeles der 40er-Jahre, ist nahezu unantastbar und ein geduldeter
Dorn im Auge der korrupten Polizei. Einzig und alleine der
Dinosaurier Chief Parker (Nolte) will nicht tatenlos sein und
beauftragt Sergeant John O`Mara (Brolin) mit der Zusammenstellung
einer verdeckten Spezialeinheit um dem Gangsterboss an den Kragen zu
gehen – ohne Fragen, ohne Abzeichen.
Review
Schwer! Ein ganz famoses
Vorhaben hatte Fleischer da. Film Noir mit Pulp-Anstrich. Spätestens
seit Sin City ist diese
Mischung salonfähig. Nach den ersten 15 Minuten hat man keine
Zweifel mehr: JA – dieser Film wird großartig. Brutal, rau,
dreckig und unzählige andere Adjektive lassen sich finden. Hier und
da mal eine Ultra-Zeitlupe mit Close Up. Jawoll. Das ist es.
Rezension fertig? Weit gefehlt – leider. Nach dem Erfolg der ersten
gelungenen Sequenzen wird der Streifen etwas zu übereifrig. Man
könnte meinen Ruben Fleischer hat sich so sehr über die ersten
gelungenen Bilder gefreut, dass er gesagt hat „Mehr Zeitlupe, mehr
Sprüche, MEHR, MEHR, MEHR!“ Schnell noch Ryan Gosling und Emma
Stone eine Affaire ins Buch geschrieben – hat ja schließlich schon
bei Crazy Stupid Love
funktioniert – und schon ist es eine runde Sache. Denkste. Gangster
Squad will retro sein, aber auf
Hochglanz poliert – düster, aber mit Pointen – hardboiled, aber
verschmust. Man erwartet einen Fleischer,
bekommt aber einen Zuckerbäcker. Die Optik wird ein Punkt sein bei
dem sich die Geister scheiden. Freunde des artifiziellen Looks werden
sich freuen über die CGI gestützte Inszenierung und Kulissen,
welche etwas zu modern anmuten als dass sie tatsächlich aus den 40er
Jahren stammen könnten. Die Kostüme sind nett anzusehen und fügen
sich stimmig in das Setting. Wer allerdings die MakeUpEffects für
Sean Penn inne hatte, gehört abgemahnt und zwar gehörig. Filme wie
Gangster Squad ziehen
ihren Reiz zumeist daraus dass man sich mit mindestens einem der
Charaktere identifizieren kann. Ob Mission: Impossible,
A-Team, S.W.A.T.,
The Expendables oder
auch jüngst The Avengers –
das Muster ist schablonenartig und lässt sich fast mühelos auf die
meisten dieser Fillme legen. Protagonist A vs. Antagonist B. A
bekommt es alleine nicht hin und stellt daraufhin ein Team zusammen.
Jedes Mitglied hat besondere Eigenheiten, Fähigkeiten, Macken, etc.,
so dass auf jeden Fall für jeden Zuschauer etwas dabei ist. Auch der
hier vorliegende Gangster Squad arbeitet
nach diesem Muster, ohne neue Ideen einzubringen. Die Motivation der
Figuren bleibt oberflächlich, oder noch schlimmer: fadenscheinig.
Goslings Charakter Jerry Wooters bekommt
eine Sinnkrise weil der Lieblingsschuhwichsjunge hopps geht,
Abhörexperte Conwell Keeler (Giovanni
Ribisi, u.a. Ted) ist
einfach patriotisch und begibt sich deshalb in die Höhle des Löwen
und Robert Patricks Revolverheld Max Kennard hat
nichts mehr zu verlieren. GÄHN. Leider kommt der Film über die
Summe seiner Bestandteile nie hinaus und verliert sich in
Selbstgefälligkeiten – zelebriert sich also selbst so sehr, dass
die berühmte Magie des Kinos so weit entfernt scheint wie
Griechenland von der Schuldenfreiheit. Schade. Hätte doch die
verruchte Welt des Gangsterbosses viel Stoff hergegeben.
Fazit
Trial
& Error am bewegten Bild. Einiges funktioniert, vieles nicht. Wer
völlig ohne Erwartungen in Gangster Squad
geht erlebt einen durchschnittlichen Film. Man wird am Ende nicht
seinem Geld hinterher weinen, aber unter Umständen weiß man fünf
Minuten nach dem Abspann nicht mehr was man eben eigentlich geschaut
hat.
Meine
Empfehlung: Männerabend mit Popcorn und Bier...viel Bier.
In
diesem Sinne,
mittelmäß...ach
Ihr wisst schon, Cheerio und viel Spaß bei Eurem nächsten Film
Euer
Robert
Trailer
zum Film
Gangster
Squad
113
Minuten
FSK
16
USA,
2013
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