oder:
Superbeschissene
Kindheit – Die Story von Karl L.
2006
flog ein blau-rotes Pomadenzäpfchen über die Leinwand. Mit Superman
Returns, inszenierte
X-Men-Regie-Fetischist
Bryan Singer eine geistige Fortsetzung zum 1980 erschienen Superman
II – Allein gegen alle (mit
Kräuselschnute Christopher Reeve). Finanziell und bei vielen
Kritikern floppte der Film. Dies kann viele Gründe haben, hatte aber
tatsächlich wahrscheinlich nur einen: Er war pottenlangweilig.
Superman vs. Lex Luthor. Kryptonit ist scheiße – jetzt wussten wir
es auch. Danke! Das Zauberwort für das angeknackste Franchise hieß
– wie heutzutage üblich – Reboot. Das tapfere Zac Snyderlein
nahm auf dem Klappstuhl platz während The Dark Knight –
Regisseur Christopher Nolan als Pizza Funghi...pardon, als Produzent
fungierte. Ob bei diesem Gespann überhaupt was schief gehen kann? Um
das zu klären habe ich meine blauen Superman-Gedenkboxershorts
angezogen und bin in die kryptonischen Sessel geflogen.
Story
Ein
stinknormaler Tag auf Krypton. Russel Crowe (alias Jor-El) steht vor
dem Ältestenrat und sozialkritisiert gerade, dass dank der
Ausbeutung des Planeten, dessen Kern kurz vorm Zerbröseln steht.
Beim Schlussplädoyer randaliert General Zod (Michael Shannon)
plötzlich herum, gibt Jor-El aber wenigstens so viel Screentime um
seinem frischgeborenen Spross Kal-El die Gendatenbank des gesamten
Planeten einzupflanzen und unter lautem wuuusch und kaschremml
Richtung Erde zu schießen. Zod und seine Schergen werden unterdessen
festgenagelt und in die 'Phantomzone' verfrachtet. Pünktlich zum
Filmstart kommen sie zum Glück wieder frei und wollen auch direkt
auf der Erde herumterraformen...doch da hat Kal-El alias Clark Kent
alias Superman alias Henry Cavill noch ein Wörtchen mitzureden.
Review
Normalerweise
würde der Reviewteil anfangen mit einer Phrase wie "Es sind
große Fußstapfen in die die Macher da steigen" – doch um
ehrlich zu sein, stimmt das gar nicht. Man of Steel
versucht erst gar nicht an
andere Supermanfilme anzuknüpfen, irgendwem zu huldigen oder
dergleichen. Drehbuchautor David S. Goyer, der auch schon an The
Dark Knight Rises
mitgeschrieben, aber auch Ghost Rider: Spirit of Vengeance
verbrochen hat entwarf ein Original-Szenario für den Stählernen und
macht ihn, ähnlich wie bei dem Dunklen Ritter, greifbarer als jemals
zuvor - auch wenn uns hier defakto ein Story-Hybrid aus Star
Trek, Spider-Man
und Independence Day kredenzt
wird. 'Mit großer Macht...', ihr kennt den Rest. Doch zunächst ein
kurzer Schwenk zurück zur Technik.
Pompös
und gigantomanisch wartet der Film mit allerlei digitalem Killefitz
auf – und das in einem Maße, dass einem der eine oder andere
Gesichtszug entgleisen wird. Schön das Zac Snyder nun auch Lensflare
für sich entdeckt hat und Wackelkameras mit Spontan-Zooms die
Authentizität zu steigern versuchen (DANKE, STAR TREK!). In der
Montage war man da ebenso riegeroß und hatte offensichtlich die
Auswahl zwischen einer Supertotalen und einem Close-Up. Dazwischen kommt nicht
viel. Die Kameraarbeit bewerte ich ungerne bei diesem Grad an
Postproduction, in welchem auch – wie erwähnt – Schwenks und
Zooms digital erzeugt wurden.
Appropos
erzeugen (genialer Übergang!). Mit Hilfe der sprunghaften
Erzählstrategie erzeugt der Film einen deutlich melancholischeren
Grundtenor als seine Vorgänger. Vorbei scheinen die Zeiten des
Saubermanns. Hier wird uns ein von Selbstzweifeln geplagter und
durchaus angreifbarer Kryptonier präsentiert, welcher ganz
offensichtlich ob Hitzblick und Möglichkeit zum Superquickie die
Mütze gestrichen voll hat von seinem Leben. Cavill selbst steckt
sattelfest in der Rolle. Manchmal zu pathetisch im Cape – das liegt
vielleicht aber in der Natur der Rolle selbst. Auch die hübscheste
Stubsnase der Leinwand, Amy Adams alias Lois Lane, passt sich
wunderbar ein ins Gesamtgefüge und ist dabei tough aber weniger
rührseelig als Heulboje Kate Boshworth 2006 und 1000 Mal
sympathischer als das zickige Flintenweib Margot Kidder in der 1970er
Variante. Dass die TV – Lois Lanese...Lanzen...Lanisten...also
Erica Durance (Smallville)
und Teri Hatcher (Die Abenteuer von Lois und Clark)
ihrerzeit ständig dem eigentlichen Helden die Show stahlen fand ich
persönlich schon immer aufdringlich. Zurück zu Man of Steel wissen hier hingegen auch die Nebenrollen zu überzeugen. Laurence Fishburne als Perry White (!) spielt
so als würde er gleich wieder irgendwem die rote oder blaue Pille
empfehlen und auch Christopher Melonis (Law & Order:
SVU) Stirnrunzeln gibt dem
kernigen Colonel Hardy den gewissen Schliff. Auf der gegnerischen
Seite begegnet uns Michael Shannon als Kinnbartträger mit
Lokalpatriotismus General Zod und Antje Traue (das Böse ist wieder
deutsch) als dessen rechte Hand mit Dominaattitüde Faora.
Ach und da waren noch Kevin Costner und Diane Lane als Adoptiveltern.
SOLIDE!
Ich
für meinen Teil weiß nun zumindest, wie man aus einem Phantomwandler einen
Hyperantrieb bastelt und das Hitzestrahlen aus den Augen arschweh tun
müssen.
Fazit
Neben
zahlreichen Eastereggs, welche die Zukunft des Franchises ankündigen
(LexCorp, Wayne
Enterprises) gibt es einen
physisch greifbaren Superman (der so übrigens genau einmal im Film
genannt wird). Für alle Denkfaulen wird jede Kleinigkeit nochmal
filmisch beschildert (Warum, wieso, weshalb). Die Story wirkt, obwohl
sie originär ist, abgekupfert. Daran werden sich wohl aber nur
Puristen stören. Wer sich sechs Euro sparen möchte, dem sei
durchaus die 2D-Version angeraten.
Wem
jetzt noch nicht das Höschen tröpft, der darf sich immerhin darauf
freuen Russel Crowe zu sehen, der als Hologramm kryptonische Soldaten
verarscht.
In
diesem Sinne,
weltenwandelndes
Cheerio und viel Spaß bei Eurem nächsten Film
Euer
Robert
Trailer
zum Film
Man
of Steel
143
Minuten
FSK
12
USA,
2013
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