Freitag, 19. Juli 2013

Pacific Rim


oder:
Global Monster Jaegerschnitzel

Kaiju bezeichnet in Filmkreisen ein ganz besonderes Genre. Immer wenn plötzlich Armeen von Riesenechsen, Dinos, Monster-Insekten die (gerne auch japanischen) Großstädte unsicher machen und zertrampeln und dabei seltsam arg nach Mensch in Kostüm ausschauen, haben wir es vermutlich mit einem Kaiju-Film zu tun – oder mit Roland Emmerichs kläglichem Versuch eben solche zu kopieren. Exemplarisch kann man sicherlich den König aller Monster nennen. Und dieser überrollt uns 2014 erneut im amerikanischen Reboot #2, Godzilla – laut Regisseur diesmal wohl auf jeden Fall fanfreundlicher!

Ein weiteres Genre – aus dem japanischen Anime kommend – ist das Mecha-Genre. Hier geht es, wie der Name vermuten lässt, um riesige Kampfroboter. Animes wie Patlabor, Candidate for Goddes oder auch der Genre-Hybrid Neon Geneses Evangelion waren nicht nur kommerziell ein riesen Erfolg. Im Live-Action-Segment...auweia, ich trau es mich nicht zu schreiben aber...Power Rangers – im weitesten Sinne gehören auch solche Merchandise-Perversionen dazu.

Guillermo del Toro schuf mit Pacific Rim seine eigene Version von Kaijus und Mechas. Jedwede Ähnlichkeit zu bekannten Animes winkt del Toro jedoch ab und gibt als Inspirationsquelle Francisco Goyas Bild The Colossus an. Während draußen die Erde zusammenschmolz Habe ich mich für Euch ins Cockpit meines Stammkinos begeben und 132 Minuten um die Menschheit gekämpft...oder zumindest dran gedacht.


Story

Mein lieber Herr Gesangsverein. Da denkst Du nichts schlimmes, wenn Du deinen Urlaub mit Seeblick buchst und zack, drängelt sich im pazifischen Ozean schon so ein nerviger Dimensionsriss ins Gewässer, aus dem auch noch haushohe Monstren drängen um vornehmlich Großstädten auf den Wecker zu gehen. Die Menschheit ihrerseits ist dezent genervt. Was ist da also die erste Option? Genau. Man baut futuristische, humanoide, riesige Kampfroboter (viele verschiedene, damit jeder irgendwas cool finden kann), gibt ihnen eine deutsche Bezeichnung (klar, deutsch klingt erstmal immer gefährlich), scheißt auf die Rechtschreibung und lässt diese JAEGER dann von zwei Piloten steuern, weil die neuronale Kopplung an das Gerät (!) einem alleine meist die Denkzwiebel verheizt.

Fünf Jahre nachdem Top-Pilot Raleigh Becket (Charlie Hunnam, Sons of Anarchy) bei einem Kampf seinen Bruder und Co-Piloten verlor, wird er aus dem Frühruhestand geholt. Die Welt steht vor dem Abgrund und er soll eine Mission begleiten um diese zu retten – in seinem alten Jaeger Gypsi Danger und mit einem neuen Co-Piloten. Das Dimensionsportal soll mit einem Nuklearsprengkopf aufgelöst werden...
(Ich wusste, dass die ollen Dinger mal zu irgendwas zu gebrauchen sein werden!)


Review

Originell ist seine Idee nicht – aber bisher der einzige Versuch, diese Idee, Mecha vs. Kaiju, mit einem Big Budget (ca. $ 190 Mill.) umzusetzen. Auf der technischen Seite zumindest, zeigt sich Pacific Rim schnörkellos. Die Monstren sind anständig animiert, ebenso die gigantischen Robots. Die Kamera neigt dazu, schlimmer zu wackeln als ein Lämmerschwanz, aber das soll vermutlich wieder einmal zur Action beitragen *gähn*. Der 3D-Effekt ist nicht völlig unnötig und wer die sechs Euro sowieso gerade über hat, kann sich diesen Spaß auch gönnen. Der Schnitt ist sauber und flüssig. Dass hier die Totale dominiert sei dem Umstand geschuldet, dass viele der Protagonisten ja sonst gar nicht ins Bild passend würden – ähnlich wie bei den Verkuppelshows auf Sat. 1. Freunde von solider Action und vor allem von gigantomanischen Sci-Fi-Kloppereien kommen hier zweifelsohne voll auf ihre Kosten. Nun kommen wir zur Story und über dieser blinkt eine riesige Leuchtreklame, welche einen anschreit KLISCHEE, KLISCHEE, KLISCHEE. Stereotypen finden wir natürlich heutzutage überall im Film. Diese machen es dem Zuschauer einfacher sich mit einer Figur zu identifizieren, aber hier wird ALLES bedient:
-> Pilot mit schwerer Vergangenheit (x2)
-> Pilotenlovestory
-> Arschloch-Rivale
-> Grummel-Vorgesetzter (mit weichem Nougatkern)
-> Entscheidungen a`la Armageddon & Ansprachen a`la Independence Day
-> durchgedrehte Nebendarsteller die zum Comic Relief mutieren (darunter del Toros Liebling Ron Pearlman, Hellboy 1+2, Blade II)
-> wortkarge, blondierte Russen mit einem Jaeger namens Cherno Alpha (!)

Ob einen das stört oder nicht hängt vermutlich davon ab, mit welcher Grundeinstellung man den Film betrachtet. Wer andere del Toro Filme zum Vergleich heranzieht und das Maß der Dinge an beispielsweise The Devil`s Backbone ausrichtet, dem wird wohl das Gehirn zu den Ohren rauslaufen. Wer nun aber einfach einen Film mit großen Robotern sieht, die gegen riesige Monster kämpfen – und schon bei alten Filmen wie Godzilla gegen Mecha-Godzilla nicht den Drang verspürte den Fernseher aus dem Fenster zu schmeißen, der stört sich auch nicht an den unzähligen kitschigen, pathetischen und nichtlustigen Dialogen.


Fazit

Pacific Rim zeigt recht deutlich, dass Klischees schwer zu umgehen sind. Große Maschinen mit coolen Namen gehen immer. Nuklearwaffen sind im Falle einer unterwässrigen, außerirdischen Invasion doch hilfreich (in diesem Fall ein Dankeschön an Nordkorea). Japanerinnen mit leichtem Akzent und blauen Strähnen sind irgendwie niedlich.

Fans der eingangs erwähnten Animes, ergötzen sich an den unglaublich zahlreich ZUFÄLLIGEN Parallelen zu ihren Lieblingen. Wer sich generell am Tod vieler Menschen und dem dystopischen Untergang der Menschheit erfreuen kann, riskiert ruhig auch mal einen Blick.


In diesem Sinne,
japanischeanimeskopierendes Cheerio und viel Spaß bei Eurem nächsten Film

Euer Robert


Trailer

Pacific Rim
132 Minuten
FSK 12
USA, 2013

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