oder: Eine jüdische Komödie ohne Ben Stiller – und ohne Komödie
Im Rahmen der Tage der jüdischen Kultur und Geschichte Magdeburg 2013 [06. bis 24.10.13] war ich neulich in einer schnuckeligen Filmvorführung. Gezeigt wurde der preisgekrönte Dokumentarfilm Jalda und Anna – Erste Generation danach. Nachdem sich Kritikerkollegin Barbara Degen auf aviva.de (Online Magazin für Frauen) mit Komplimenten und Lobhuddleien offenscheinlich nicht zurückhalten wollte, ist es mir eine besondere Freude die Dinge etwas nüchterner, bzw. kürzer zu betrachten.
Story
Zwei jüdische Künstlerinnen, in lesbischer Partnerschaft lebend, renovieren in Berlin / Prenzlauer Berg gemeinsam eine Wohnung. Dabei sinnieren Jalda und Anna, mal getrennt, mal zusammen, darüber was es heißt Jüdin zu sein.
Was in der Rahmenhandlung durchaus Auftakt zu einer neuen Komödie von Detlev Buck sein könnte, ist nun aber tatsächlich ein kurzweiliger Dokumentarfilm von Regisseurin und Kamerafrau Katinka Zeuner.
Review
Zeuner portraitiert zwei jüdische Frauen. Nicht das Judentum, die Trauer oder gar die Töchter von Ausschwitzüberlebenden stehen hier im Mittelpunkt. Das ist wichtig. Jalda und Anna – Erste Generation danach steht und fällt mit der Erwartungshaltung. Bei dem Wort "Judentum" wird von vielen N-TV Dauerschleifenzombies der nächste verheulte Zeitzeugenbericht oder die nächste BBC Doku Hitlers Opfer Folge 1945 erwartet. Nein! Keine reißerische Abrechnung mit der Vergangenheit. Keine tränengeschwängerte Atmosphäre. Einfach zwei Frauen die basteln, singen, reden, wandern, lachen und dabei ganz offensichtlich kein Problem mit medialer Präsenz haben. Die selbstgewählte Kernaussage des Films wird recht schnell deutlich:
"Es darf Spaß machen, jüdisch zu sein"
Dabei sind Anna Adam und Jalda Rebling oft so beherrscht, dass man sich kurz doch mal fragt ob sie eigentlich trotz oder gerade wegen der anwesenden Kamera so angenehm über ihre Konfession plaudern.
Ein Lob an der Stelle an den Schnitt. Hier wurde eine wundervolle Balance zwischen kurzen und langen Sequenzen gefunden. Dort wo einige Dok.Filme sich selbst zu wichtig nehmen und gerne vier Minuten 'Löcher in die Luft starren' schafft es Jalda und Anna ein kurzweiliges Seherlebnis zu bieten – immer unter der Prämisse, dass man sich für andere Menschen interessiert und einen Film auch genießen kann, wenn er mal ganz ruhig und unspektakulär daher kommt.
Fazit
"Ein Spaß für groß und klein" ist vielleicht übertrieben, aber so ganz salopp würde ich mal eben den Begriff Feel Good Doc etablieren. Ein Film der die Themen nicht mit erhobenem Zeigefinger und Moralkeule zerredet und dadurch sogar Leuten ein Seherlebnis bescheren kann, die weder geschichtsvernarrt, noch queerneugierig sind.
synagogenbeschallendes Cheerio und viel Spaß bei Eurem nächsten Film
Euer Rob
Trailer zu Jalda und Anna - Erste Generation danach
Jalda und Anna – Erste Generation danach
75 Minuten
Deutschland, 2012
Infos
Auf der Website zum Film ist die DVD erhältlich.
Des weiteren Infos zum Film selbst, zu den Darstellern, Cast & Crew und weitere Pressestimmen.
Die Magdeburger Tage der jüdischen Kultur und Geschichte laufen noch bis einschließlich 24. Oktober. diesen Jahres. Das Programm und weitere Informationen findet ihr auf der
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