Dienstag, 5. November 2013

Inside Wikileaks - Die fünfte Gewalt

(The Fifth Estate)
oder:
Maybe he leaks: Die fünfte Nacht

Cyber-Anarchie kann ja ein spannendes Thema sein. Bereits 1995 erfreute uns eine kurzhaarige, junge Angelina Jolie in Hackers mit ihrer Anwesenheit. 1999 feierte Matrix den Cyberpunk ab und semi-intelligente Streifen wie Password: Swordfish und Stirb Langsam 4.0 basteln gerne mal eine 'ultralockere' Story um die wilde Tastenfickerei herum. Schaut man sich nun im Vorfeld einmal die Rezensionen zu Inside Wikileaks an, ist recht offensichtlich, dass die Institutionen welche schlecht dabei wegkommen etwas gegen ihn haben, die Begünstigten ihn gut finden und die dargestellte Hauptperson den Darsteller welche eben diese spielt ankackt. Für Euch habe ich mich mit Charme in die Kasse meines Stammkinos gehackt und alle nötigen Knöpfe gedrückt um euch nun freaky secret Eindrücke leaken zu können.


Story

Faktisch betrachtet ist Inside Wikileaks überwiegend die Verfilmung, des autobiographisch angepusteten, gleichnamigen Buches. Gezeigt werden die wichtigsten Etappen der Wikileaks-Historie. Vom ersten Treffen des IT-Rabauken Daniel Berg (Daniel Brühl) mit Cyberegozentriker Julian Assange (Benedict Cumberbatch), über die ersten Erfolge, Streitereien, bis hin zum großen Zerwürfnis wird alles mal kurz angerissen und mit fiktionalen Ereignissen aufgehübscht.


Review

Per sè kann man von Julian Assange und Wikileaks halten was man will, doch eines geht schon mal gar nicht: Eine dermaßen einseitige Beleuchtung. Der Film bildet ganz bewusst reale Personen, Orte und Institutionen ab. Die meisten (oder alle?) leben noch. Da kann sich also noch nicht einmal jemand im Grabe herum drehen! Hinweistexte dazu fehlen zur Gänze.

Wackelkamera ist IN. Wackelkamera mit Zooms sind IN Wackelkamera mit Zooms ins Close-Up sind IN. Klebstoff schnüffeln war auch mal IN, obwohl jeder wusste, dass es scheiße war! Farblich hält sich der Film bedeckt - und führt damit nur konsequent das Konzept des spannungsfreien Drehbuchs fort.

Damit auch jeder weiß, wie ernst die Lage für Silberpudel Julian Asshole und seinen motivierten Cyber-Azubi Daniel gerade ist, darf das Ensemble per Zehnfingersystem die Tastaturen ihrer Notebooks zerhämmern und anschließend in der Nahaufnahme den Deckel zuklappen...MIT SCHMACKES! Wenn das plötzlich nicht mehr reicht, gibt es ja glücklicherweise noch schnell geschnittene Montagen mit ernsten Blicken, rasanter Musik und mehr Kamerafahrten als in einer Sportautowerbung.

Damit der Zuschauer in Ruhe sein Popcorn genießen kann, sind die Figuren so klar gezeichnet, dass spießiges Nachdenken zum unnötigen Kavaliersdelikt verkommt. Julian ist ein exzentrischer Kackbolzen zum gerne hassen, sympathisch wie die Syphilis, eine Bumsbremse erster Güte und die personifizierte Kreuzung aus Charles Manson und Karl Lagerfeld. Daniel glänzt mit perfekt getrimmtem Bart – egal wie lang die Nacht, kurz der Sex oder zickig die Cumberbitch war. Eine Rolle, irgendwo zwischen digitalem Chuck Norris und mentalem MyLittlePony-Fan.

Fazit

Gezielte Augenwischerei. Wer mit solch einem Thema spielt, sollte sich seiner Aufgabe bewusst sein. Aktuelle Geschehnisse, mit brenzligem Inhalt, werden hier dermaßen reißerisch und einseitig in Szene gesetzt, dass man sich sprachlich-konservativ nur mit "frech" äußern möchte.

Inside Wikileaks macht aus einer Digi-Mücke einen Cyber-Elefanten. Brühl, Bleibtreu und Cumberbatch sind solide, schaffen es aber nicht den Film aus dem Sumpf der selbstzweckhaften Inszenierung zu zerren, in dessen direkter Vergleich eine Folge der bunten Kinderserie Digimon dezenter in Szene gesetzt wurde.


In diesem Sinne,
aufinternetpornoleakendes Cheerio und viel Spaß bei Eurem nächsten Film

Euer Robert


Trailer
 
Inside Wikileaks – Die fünfte Gewalt
124 Minuten
FSK 6
USA, Belgien, 2013

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