Montag, 16. Dezember 2013

Der Medicus

oder:
Das (extralange) Scrubs Winterspecial - im
Der Medicus |150 Minuten | FSK 6
Deutschland, Marokko, 2013 | © Universal Pictures
Mittelalter

Da ist sie also, die nächste große Literaturverfilmung aus deutschen Landen. Da freut man sich als deutscher Rezensent ja auch gerne mal einen Ast ab. Und nochmehr freut man sich als armer Blogger wenn plötzlich die Einladung zur Pressevorführung im digitalen Postfach liegt. Also fix die Kopf & Kino Shorts (raffiniertes Crossmarketing!) angezogen und ab mit dem Zug nach Leipzig. Unterwegs möglichst oft UNAUFFÄLLIG mit dem Handy auf den eigenen Blog gehen und wenn das Handy bimmelt, ruhig melden mit "Kopf & Kino – Der kritisch-satirische Filmblog. Gryczke am Apparat". Man ist ja schließlich wer! Wer genau weiß noch keiner, aber erstmal groß denken. Für euch habe ich mich, mit meinem Zelluloidkamel, durch die karge Wüstenlandschaft Leipzigs gequält und habe mir 150 Minuten Epos ohne Pinkelpause verordnet: Der Medicus.

Story
Das 11. Jahrhundert. Zehen werden ohne Narkose amputiert, Zahnhygiene ist etwas für Turnbeutelvergesser und der kleine Rob Cole verliert seine Mutter an Bauchschmerzen. Ein paar Jahre später ist der Stöpsel zu Tom Payne herangereift, Lehrling von Stellan Skarsgard und hungrig nach noch mehr Wissen. Deswegen wandert der Jungspund auch alsbald nach Persien, verliebt sich unsterblich in eine Dame und beginnt seine Ausbildung zum Medicus unter Ben Kingsley. Zwischendrin gibts Pesttote und andere Heiterkeiten.


Review
Endlich mal wurden die Fördergelder sinnvoll eingesetzt. Auch wenn die goldene Schrift am Anfang stark an den Sat. 1 – FilmFilm erinnern, ist diese Sorge spätestens mit Auftauchen Stellan Skarsgards verschwunden. Doch zunächst das Handwerk.

Das mehr Establisher benutzt wurden als in allen Neuseeland – Werbevideos ist auffällig, aber nicht weiter schlimm. Und jetzt kommts: Sonst gibt es (leider?) kaum etwas zu bemängeln an dieser Stelle.

Stolz sein kann man auf unsere beiden Exporte Elyas M`Barek und Fahri Yardim. Sie lassen sich vom internationalen Cast nicht an die Wand spielen und behaupten sich gut. Gerade Yardim als Bösewicht fühlt sich sichtlich wohl auf der dunklen Seite der Macht.

Die Tatsache, dass im Trailer die Liebesgeschichte aufgebauscht wurde, sorgte vorher für einen ängstlichen Kloß im Hals. Tatsächlich ist dieser Storyzweig dezent aber wirkungsvoll ins Szene gesetzt. Keine Diabetesgefahr. Die geht viel eher von Emma Rigby aus, welche, süßer als ein Löffel Honig, die Rebecca mimt. Ab und an etwas theatralisch guckend, aber das wäre schon Meckern auf Dauernörgelniveau.

Das Drehbuch von Wir sind die Nacht – Autor Jan Berger ist erstaunlich knackig. Keine Selbstverständlichkeit. Gerne feiern solche Produktionen sich einfach viel zu gerne ab und produzieren dann solche unschönen Langeweilesequenzen wie Die Päpstin. Sofern die Blase mitmacht, folgt man hier gerne 150 Minuten der Story.

Fazit
Viel zu meckern gibt es tatsächlich nicht. Der Medicus beweist, dass Deutschland durchaus noch das Zeug zum filmischen Global Player hat und dass Comedyschmonzetten nicht die Messlatte der Branche sein müssen. Getragen wird der Film zwar durch seinen hochkarätigen Cast, aber Regisseur Philipp Stölzel vereint das alles zu einem spannenden Film, der zwar nicht gerade Lust auf Medizin macht aber für seine Altersfreigabe erstaunlich viel zeigt. Ach und Leichenschänden ist ganz ganz dolles Pfuibaba... Bäh

In diesem Sinne,
munterherumamputierendes Cheerio und viel Spaß bei Eurem nächsten Film
Euer Robert

Verlosung
Wenn ihr den Roman zum Film - inklusive einer persönlichen Kopf & Kino Widmung - abgreifen wollt, geht ihr einfach auf die Kopf & Kino Facebookseite. Viel Glück. [Beendet]

Trailer

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