Godzilla | 123 Minuten | FSK 12 | USA, Japan, 2014 | © Warner Bros. Pictures Germany |
Der
Tag an dem Aaron Taylor-Johnson stillstand
Ja,
das Medieninteresse ist groß. Eines der langlebigsten Franchises der
Filmwelt wird reanimiert. Godzilla ist zurück. Nach 60 Jahren
erfährt der König aller (Riesen)Monster eine Inkarnation – aus
amerikanischer Hand, internationalen Gewässern und mit japanischem
Spirit, zumindest dem Regisseur Gareth Edwards nach. Wer meine
Themenreihe King Kaiju auf
moviepilot verfolgt hat weiß, dass ich Godzilla am liebsten
adoptieren würde, nein im Ernst, adoptieren! Nachdem der Roland
Emmerich Film 1998 einige Wunden in die Gemüter der Fans gerissen
hat, steht der neue nun unter besonderer Beobachtung...nämlich unter
der von Kopf & Kino. Für euch habe ich mich durch geschmolzene
Uranstäbe gewühlt, Brian Cranston das Händchen gehalten und
Godzilla am Schweif gezupft um das Szenario zu verfolgen – in 3D
und mit O-Ton...
Story
Japan,
1999. Das fernöstliche Volk hat sich vom Roland Emmerich-Film
Godzilla erholt und
läutet mit Godzilla 2000: Millennium die
vorerst letzte Ära japanischer Godzilla-Filme ein. Zur selben Zeit
arbeitet Joe Brody (Bryan 'Heisenberg' Cranston) zusammen mit Ehefrau
und Kollegin Sandy (Kurzhaarfrisur-Avantgardistin Juliette Binoche)
im japanischen AKW Janjira. Plötzlich: seismische Aktivitäten
bewegen sich auf das Kraftwerk zu. Es ist nicht Ottfried Fischer und
auch nicht Reiner Calmund, es ist...
15
Jahre später lebt HeisenBrody als kauziger VerschwörungsEremit
allein in Japan. Sein Sohn Opel...ach, ähm Ford Brody lebt derzeit
als stolzer Soldat, Familienvater und Ehemann mit Krankenschwester
Elle (Elisabeth Olsen... ja, die jüngere Schwester der Olsen-Twins)
in den Staaten und will seinen Vater aus Japan endlich „nach Hause“
holen. Bei gemeinsamen Nachforschungen im abgesperrten Janjira-Gebiet
werden sie vom amerikanischen Militär aufgegriffen. In einem
abgeschirmten Militärkomplex treffen sie nun auf Dr. (alle Fans des
Originals müssen jetzt schnell ihre Lusttropfen zurückhalten)
Serizawa. Dieser klärt uns über Riesenkreaturen, insbesondere das
riesige Ungetüm namens Godjira auf, Atombomben und über die
Kreatur welche den Janjira-Reaktorunfall verursacht hat und nun im
Larvenstadium aus dem Boden ragt. Just in diesem Moment schlüpft der
Massive Unidentified Terrestrial Organism, kurz M.U.T.O.,
zerlegt die Basis und macht sich auf den Weg rund um den Globus...
und wird dabei von dem Monster schlechthin verfolgt: G to the
O to the D to the... na von Godzilla eben.
Review
Godzilla
ist einer dieser Filme, welche ein furchtbar schweres Erbe antreten.
Jeder kommende Star Wars-Film hat es nicht leichter. Einen
Film für die Fans wollte er machen. Regisseur Gareth Edwards
versprach das Erbe Tohos würdig wiederaufleben zu lassen. Doch
gelang ihm das?
Zunächst
sollen unsere Technik-Afficionados bedient werden. Das Thema 3D ist
ein leidiges. Wenn wir bedenken, dass mittlerweile jeder bessere
Porno durch 3D mehr Tiefe bekommt, könnte sich das Thema eigentlich
schon totgelaufen haben. Solange mich allerdings immer wieder Filme
wie Clash of the Titans vor Wut fast in die Sitze sch***en
lässt, werde ich auch nicht müde es zu erwähnen wenn die 3D-Brille
doch einmal ihre Berechtigung auf der Nase hat. Das 3D ist lupenrein
und verleiht räumliche Tiefe. Regisseur Gareth Edwards und sein Team
hat hier alles richtig gemacht und verzichtet auf hektische
Kameraschwenks, ruckartige Zooms und sorgt dafür, dass auch
nächtliche Aktivitäten das nötige Licht abbekommen.
Stichwort
„Licht“. So oft wie es dem jungen Soldaten Aaron Taylor-Johnson
schwarz vor Augen wird, empfiehlt Kopf & Kino dringend eine
neurobiologische Untersuchung. Die Rechnung schickt Monsieur
Taylor-Johnson bitte an den Kollegen Max Borenstein, welcher
für das Drehbuch verantwortlich zeichnet. Ob nun Borenstein oder
sein Kollege Dave Callaham den Vorschlag einbrachten mit dem
Auftauchen des Titel(Anti)Helden unerträglich lange zu warten ist
nicht zweifelsfrei geklärt. Bryan Cranston drückte es vermutlich
schon richtig aus, als er sagte, dass sich Godzilla eines ähnlichen
dramaturgischen Aufbaus bediene wie Der weiße Hai. Aber Herr
Gott im Monsterhimmel, in einem Godzillafilm will niemand 30 Minuten
warten bis das Vieh auftaucht – das war so unter Ishiro Honda, das
gilt auch für Gareth Edwards – ja, mensch das wäre sogar so, wenn
Roman Polanski persönlich Godzilla und Mothra in einem dramatischen
schwarzweißen Kammerspiel über den Sinn und Unsinn von Atomkraft
philosophieren lassen würden.
Das
erste Auftauchen des M.U.T.O. ließ mir sofort die verwackelten
Bilder aus Cloverfield wieder in den Kopf schießen. Die
langen (Über)Insektenglieder und das sympathische Lächeln lassen
eine Verwandschaft erahnen. Aber eine Eingliederung des
Found-Kaiju-Footage in das neue Godzillaversum wird es vermutlich
nicht geben. Schade. Irgendwann ist es der Riesenechse im Wasser
tatsächlich zu dröge geworden und Godzilla entsteigt dem Wasser,
überschwemmt dabei eine Inselstadt und plötzlich kullern dem Autor
dieser Rezension zwei Tränen über die Wange, während ihm inmitten
von Kollegen ein „woohoo“ entfährt. Dieses runzlige Ungetüm,
mit der kurzen Schnauze, kleinen Knopfaugen und tierisch langem
Schwanz IST Godzilla. Ja, es ist MEIN GODZILLA. Es ist das Monster
das gegen Gidorah gekämpft hat, gegen Destoroyah und gegen
verregnete Nachmittage unter der Kuscheldecke.
Obwohl
Anspielungen wie Ken Watanabes Figur Dr. Serizawa, das riesige
Skelett (aus dem Trailer bekannt) und das Jahr 1954 als bodentiefe
Verbeugung (, auf rotem Teppich, mit Feuerwerk) vor dem Original zu
verstehen sind, erkennen wir in dem Design und der Rolle des
grolligen/drolligen Antihelden den Godzilla der Heisei-Staffel
wieder. Schon dieser zeigte sich in Filmen wie Godzilla vs.
SpaceGodzilla als Beschützer der Menschen, dem lediglich die
Städte zu eng für sein breites Hinterteil waren – in den USA ein
weitverbreitetes Problem. An dieser Stelle sei eine Antwort gegeben,
dessen Frage ihr aus spoilergründen selbst finden dürft: JA, er tut
es und es ist geil!
Der
Battle Royal der Riesenkreaturen ist schlicht das was dem G.I.N.O.
(Godzilla In Name Only) 1998 gefehlt hat – neben einem
Continuity-Posten – und mit aktueller CGI-Technik zur absoluten
Güte gereift ist. Wenn Godjira der ollen M.U.T.O.-Pissflitsche
seinen Schweif um die Ohren knallt und danach herzhaft in den Gegner
beißt, als ob es ein Bic Mac ist, dürfen wir am Ende des Tages
sagen: „Danke Gareth Edwards, dafür, dass Du uns Godzilla auf die
Leinwand zurückgezaubert hast.“ und „Verdammt nochmal Aaron
Taylor-Johnson, warum bist Du in diesem Film mit Elisabeth Olsen
verheiratet und in Avengers: Age of Ultron ihr Bruder?“ Ein Sequel ist erwünscht, Mr. Edwards und wenn ich mir den Namen auf dem Glas mit dem Schmetterling so anschaue, habe ich persönlich auch schon eine grandiose Idee was wir mit unseren Ratiopharmzwillingen so anstellen könnten...
Fazit
Gareth
Edwards löst sein Versprechen ein und bringt uns einen spirituellen
Nachfolger des Toho-Godzillas auf die Leinwand. Andy Serkis
hat sich erneut weiße Kugeln an den Strampler geklebt und beweist, dass er der Master of Motion Capture ist. Einen waschechten
Kaiju Eiga erleben wir hier nicht. Vielmehr lässt sich der Zuschauer
auf einen Katastrophenfilm ein, in dessen Focus menschliche
Schicksale stehen, Häuser zusammenfallen und Aaron Taylor-Johnson
Kinder rettet – all dies während zwei Straßen weiter Godzilla
gegen Riesenparasiten kämpft.
Nach
diesem Film machen Kinder in der Grundschule nicht mehr das
Seepferdchen, sie machen ihr grün-schwarzes Godzilla-Abzeichen!
In
diesem Sinne,
ModellstadtZertrampelndes
Cheerio und viel Spaß bei eurem nächsten Film
Euer
Rob
Trailer
Was erwartet ihr vom neuen Godzilla? Welche Monster wollt ihr in einem Sequel sehen?
Da strickt Warner ausnahmsweise mal clevere Trailer, in denen zu keinem Zeitpunkt zu erahnen ist, dass Godzilla nicht das einzige Riesenwesen ist, und gleich in der ersten Rezension, die mir über den Weg läuft, verrät der Kritiker das Erscheinen des MUTO. Nichts für ungut, aber das ist mehr als unschön.
AntwortenLöschenHallo Volker,
AntwortenLöschenwie bereits in anderen sozialen Netzwerken erwähnt, preisen die internationalen Trailer, die Kampagne und das Pressematerial das M.U.T.O. genannte Monster als Widersacher Godzillas an. Regisseur Gareth Edwards äußerte sich dahingehend mehr als einmal in Interviews. Vielmehr möchte ich mich aber dafür bedanken, dass Kopf & Kino deine erste Rezension zu diesem Film war.
Beste Grüße,
Der Autor