Freitag, 30. Januar 2015

Frau Müller muss weg!

OT: Frau Müller muss weg! | 88 Min | FSK 6
VÖ: 15.01.15 (Kino)
©Constantin Film
oder: Der Gott des Gemetzel in der Grundschule - Knatterwütige Ossis vs. Anke

Wir Deutschen sind Meister der Selbstverarsche. Angst vor Ausländern haben - dort, wo es kaum welche gibt. Leute in die Politik wählen, welche offenscheinlich keine Ahnung von selbiger haben. Filme als Komödie deklarieren, die offenkundig keine sind. Wir können das gut. Andererseits: Ich schreibe auch Filmkritiken - von daher...

Im Fall von Sönke Wortmann läuft das im Prinzip ähnlich. Denn obwohl eben dieser Wortmann durchaus schon Filme abgeliefert hat, welche mit Ach und Krach als "so la la" und "ach BITTE!!" durchgehen, halten wir den Namen in unserem Land höher als das Olympische Feuer. Versteht mich nicht falsch: Ich halte Der bewegte Mann für gelungen und hab Das Superweib schon zweimal geschaut. Die Päpstin ist mir nicht fremd und Das Wunder von Bern kenne ich sogar als Fußballabstinenzler. Und jetzt kommt eben Frau Müller muss weg! - "Eine Komödie über einen Elternabend" und "Eine bitterböse Komödie im Stil von Gott des Gemetzels" (CinemaxX). Wenn sich 'ne Handvoll Eltern trifft und sich ankackt, wird das wohl die nächsten 10 Jahre noch "im Stil von Der Gott des Gemetzels" sein. Für Euch habe ich mich in das erziehungsberechtigte Gruselkabinett eingeschleust...

Story
Eine Gruppe Elternvertreter unter Leitung von Jessica (Anke Engelke im Domina-Modus) trifft sich mit der Grundschullehrerin ihres Nachwuchses. Sie wollen der titelgebenden Frau Müller (Gabriela Schmeide) nahe legen, die Klasse abzugeben. Grund sei das zunehmend schlechte Klima in der Klasse. Auf die Idee, dass die laufenden Meter die personifizierte Inkompetenz sein könnten, kommt zunächst keiner der Elternteile. Frau Müller macht eine Ansage, haut ab, vergisst Ihre Tasche zwingt den Trupp so, eine gewisse Zeit zusammen zu verbringen - Zeter und Mordio inklusive. Luuustich!

Review
Bei der neuen Sönke Wortmann-Komödie wollen alle erstmal dabei sein. Hey, ich würde auch nicht "nein" sagen! Und so kommt es, dass die Besetzungsliste anständig ist *Namedrop-Alert*: 
  • Justus von Dohnányi als neurotischer Nörgel-Ossi Wolf
  • Anke Engelke als Businesswoman mit Eiern Jessica
  • Ken Duken ist Ken Duken alias Patrick
  • Mina Tander als Öko-Schnepfen-Marina mit Zicken-Attitüde, Beschlafungsobjekt von Patrick
  • Alwara Höfels als Vorzeige-Do-it-yourself-Ostbraut Katja, 
Da dürfen wir jetzt schonmal ein paar Ansprüche haben an Frau Müller muss weg!. Nach einigen Minuten wissen wir allerdings, in welche Richtung der Hase hoppelt: Die Wende wurde noch nicht verdaut. Und so zeichnet sich zusehends ab, dass die Gespräche über Ehekrisen, Umzüge, Leistung und das spießbürgerliche Verspeisen von Butterbroten, lediglich das Beiwerk sind für Dialoge, an deren Ende Ossis entweder als verklemmte Spießer dastehen oder als nüchterne Realisten der Arbeiterklasse. Dankeschön dafür.

Ebenso scheint jedes der Kinder mehr Probleme mit sich herumzutragen, als alle Talkshowgäste bei Britt zusammen. Vom verkappten Sozial-Authisten, über die Klassenbitch bis hin zum drolligen Klassenrüpel scheinen unsere Eltern alles daheim zu haben, was sich als medientauglich erweisen könnte. Unabhängig davon lebt der Film von seinen Dialogen. Wenn Anke Engelke unfreiwillig-freiwillig im Schulschwimmbecken baden geht, genügt das zum Schmunzeln, zeigt aber auch ziemlich fix die Grenzen der komödiantischen Möglichkeiten von Frau Müller muss weg!

Gelacht habe ich ausgiebig. Das lag daran, dass ich die meisten Seitenhiebe und Anspielungen auf das Verhältnis zwischen Ost und West verstehe - bzw. ich hab sie verstanden und TROTZDEM gelacht. Das ist beängstigend! Wenn dann aber plötzlich Leute anfangen zu heulen, sich ratlos anstarren oder sich anheulen, während sie sich ratlos anstarren, wissen wir, dass das Drehbuch versucht, einen Problemfilm mit Sozialkritik als Komödie unter das zahlende Volk zu schummeln. Es ist ok. Das Publikum sollte vielleicht einfach wissen, auf was es sich einlässt.

Fazit
Frau Müller muss weg! reiht sich ein in eine Linie seichter, deutscher Komödien wie Maria, Ihm schmeckts nicht, Keinohrhasen oder auch Fack Ju Göhte. Wortmann inszeniert den talentiert- und routinierten Cast sorgsam. Das Spiel von Justus von Dohnányi ist ein tragendes Element in dem sonst sehr wackligen Story-Konstrukt. Der Film muss sich nicht verstecken und guckt sich leicht weg ohne Spuren zu hinterlassen... egal, in welcher Art auch immer. Fans von Ost-West-Seitenhieben kommen auf ihre Kosten und wenn Ihr Lehrer in der Familie habt, gebt ihnen diesen Film doch ruhig als Ausflugstipp fürs Kollektiv mit. Freundschaft!

In diesem Sinne,
NotenSpiegelVerbrenndendes Cheerio und viel Spaß bei Eurem nächsten Elternabend

Euer Rob


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