Sir Christopher Lee als James Bond-Schurke Francesco Scaramanga in Der Mann mit dem goldenen Colt (1974, MGM) |
Ich möchte keinen Nachruf schreiben. Nachrufe liegen mir nicht. Eine ehemalige Kollegin kann das gut. Die Karrierehöhe- und Tiefpunkte, markante popkulturelle Einschläge und privaten Geschichten informativ und pietätvoll zusammentragen. Und ich bin mir fast sicher, dass sie auch in diesem Moment wieder dran sitzt. Ich aber, nein ich kann es gerade nicht. Den Abstand dazu finde ich nicht.
Der FOCUS titelt in einer Onlinemeldung "Mit 93 Jahren: 'Dracula'-Schauspieler in London gestorben" und macht damit das, wovor es den Schauspieler, Sänger und Sprecher oft und lange gegraut hat: Die Reduktion seines schauspielerischen Schaffens auf sieben Filme. Es wird ihm nicht gerecht. Seinem Lebenswerk. Seinem Herzblut
Ja, er war auch Dracula - natürlich. Öfter sogar als jeder andere Darsteller. Und er hat der Figur des Grafen einen Stempel aufgedrückt, der bis heute diverse Interpretationen dieser klassischen Schauermär beeinflusst. Vor allem aber hat der Grand Seigneur mich beeinflusst. Hat mich dazu gebracht, den Schurken Scaramanga anzufeuern und nicht James Bond, in Der Mann mit dem goldenen Colt. Sein kurzer Auftritt in Die purpurnen Flüsse: Engel der Apokalypse hat mich gebannt und eine wohlige Erinnerung beschert an seine frühen Filme. Gute Filme und schlechte Filme. Filme die ich mir angeschaut habe, nur um noch ein Stückchen mehr seiner Präsenz zu inhalieren. Stadt der Toten von 1960 reißt niemanden vom Hocker. Ich würde ihn nichtmal als guten Film bezeichnen. Aber dann betritt der Mann mit den hohen Wangenknochen das Bild. Sein Blick ist stechend. So stechend, dass ich mir jedesmal einbilden will, das Destillat des Drehbuchs nur in seinen Pupillen zu sehen. Es gibt zwei Dinge, an denen ich im Herr der Ringe-Franchise nie zweifeln werde: An Christopher und an Lee. Und schon seit ich die Film-Trilogie aufoktroyiert bekommen habe, bin ich mir sicher, dass ich lieber Lee hätte sagen hören: "You shall not pass". Andererseits möchte ich ihn gerne alles sagen hören. Sein Rezitieren von Poes Der Rabe versetzt mich immernoch in eine makabre Grundstimmung, aus der heraus ich gerne an eigenen Skripten schreibe. Auf einer CD singt er eine Ballade. Kurz nur ist das Stück und ebenfalls inspiriert von Edgar Allan Poe. Sicherlich wird dieses Stück seinem Stimmumfang nicht gerecht, aber viel mehr aus seinem übrigen musikalischen Schaffen habe ich schlicht und einfach nicht konsumiert.
Ich möchte gar nicht damit anfangen ganze Filmreihen zu zitieren oder meine Lieblingsszenen nachzuerzählen, welche mir immer wieder im Kopf herumspuken, während ich diese paar Worte hier hinunterschreibe. Und noch weniger möchte ich vorheucheln, alles zu kennen oder auch alles kennen zu wollen. Ein Stück Schauspiel ist gestorben. Ein Stück Genrefilm. Vielleicht läuft demnächst auf ARTE ein passender Themenabend, mit längst vergessenen Klassikern aus Lees Vor-Hammer-Ära. Und während Star Wars-Fanboys anfangen zu entdecken, dass Count Dooku auch dieser eine Schiffskapitän in Des Königs Admiral war, lege ich nochmal die CD ein und vergieße eine Träne, wenn Sir Christopher Lees melancholisch-grollender Stimme endet mit "nevermore".
Ja, er war auch Dracula - natürlich. Öfter sogar als jeder andere Darsteller. Und er hat der Figur des Grafen einen Stempel aufgedrückt, der bis heute diverse Interpretationen dieser klassischen Schauermär beeinflusst. Vor allem aber hat der Grand Seigneur mich beeinflusst. Hat mich dazu gebracht, den Schurken Scaramanga anzufeuern und nicht James Bond, in Der Mann mit dem goldenen Colt. Sein kurzer Auftritt in Die purpurnen Flüsse: Engel der Apokalypse hat mich gebannt und eine wohlige Erinnerung beschert an seine frühen Filme. Gute Filme und schlechte Filme. Filme die ich mir angeschaut habe, nur um noch ein Stückchen mehr seiner Präsenz zu inhalieren. Stadt der Toten von 1960 reißt niemanden vom Hocker. Ich würde ihn nichtmal als guten Film bezeichnen. Aber dann betritt der Mann mit den hohen Wangenknochen das Bild. Sein Blick ist stechend. So stechend, dass ich mir jedesmal einbilden will, das Destillat des Drehbuchs nur in seinen Pupillen zu sehen. Es gibt zwei Dinge, an denen ich im Herr der Ringe-Franchise nie zweifeln werde: An Christopher und an Lee. Und schon seit ich die Film-Trilogie aufoktroyiert bekommen habe, bin ich mir sicher, dass ich lieber Lee hätte sagen hören: "You shall not pass". Andererseits möchte ich ihn gerne alles sagen hören. Sein Rezitieren von Poes Der Rabe versetzt mich immernoch in eine makabre Grundstimmung, aus der heraus ich gerne an eigenen Skripten schreibe. Auf einer CD singt er eine Ballade. Kurz nur ist das Stück und ebenfalls inspiriert von Edgar Allan Poe. Sicherlich wird dieses Stück seinem Stimmumfang nicht gerecht, aber viel mehr aus seinem übrigen musikalischen Schaffen habe ich schlicht und einfach nicht konsumiert.
Ich möchte gar nicht damit anfangen ganze Filmreihen zu zitieren oder meine Lieblingsszenen nachzuerzählen, welche mir immer wieder im Kopf herumspuken, während ich diese paar Worte hier hinunterschreibe. Und noch weniger möchte ich vorheucheln, alles zu kennen oder auch alles kennen zu wollen. Ein Stück Schauspiel ist gestorben. Ein Stück Genrefilm. Vielleicht läuft demnächst auf ARTE ein passender Themenabend, mit längst vergessenen Klassikern aus Lees Vor-Hammer-Ära. Und während Star Wars-Fanboys anfangen zu entdecken, dass Count Dooku auch dieser eine Schiffskapitän in Des Königs Admiral war, lege ich nochmal die CD ein und vergieße eine Träne, wenn Sir Christopher Lees melancholisch-grollender Stimme endet mit "nevermore".
There are many vampires in the world today - you only have to think of the film business.
(Sir Christopher Lee)
...nevermore....
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