Donnerstag, 27. Oktober 2016

Der Nachtmahr

OT: Der Nachtmahr | 92 Min | FSK 12 |
R: Achim Bornhak | DE 2015
VÖ: 26.05.16 (Kino) / 27.10.16 (BD/DVD/VOD)
Extras (Mediabook): Trailer, Bildergalerie,
Dokumentation, Diverse Kurzfime
© Koch Media
oder: Immer Ärger mit diesen Homunculi
Erwachsenwerden is 'ne Bitch / Zugedröhnt und abgestöhnt II: Strobobums in Gütersloh / Troll IV: The Nachtgestalt / Gestatten, ich bin die Pubertät / Iih, mach das wech

Nur weil ich den deutschen Genrefilm unterstütze, heißt das nicht, dass ich mir jeden Scheiß ankieken muss. Mache ich aber oft trotzdem - weil ich neugierig bin. Regisseur AKIZ (eigentlich Achim Bornhak) steht auf Kreaturen und menschliche Tragödien. Nun gut, er könnte dafür auch einfach mal ins Aldi um die Ecke gehen, aber Filme drehen erscheint als adäquater Ersatz. Der Nachtmahr* hab ich das erste Mal auf dem Moritzhof geschaut, ein hiesiges Programmkino. In der Hand einen Wein und etwas müde vom Tag. Schwer. Das zweite Mal hab ich den Film daheim gesehen, als ich mir den Pressescreener hab schicken lassen. Besser. Wenn ich jetzt bräsig auf der Couch sitze, um mir die Murmel mit Junkfood zu verstopfen, während ich nichts tue, raune ich mir selbstbefriedigend zu "Nachtmahr" und dann ist es wieder gut.

Story

Dicht wie die Fichte: Tina (Carolyn Genzkow)
© Koch Media
Lebt sie im Präkariat, geht die Jugend saufen. Geht es ihr zu gut, wohl auch. Tina (Carolyn Genzkow) ist 16 und lebt in einer Berliner Vorstadtidylle. Reicht trotzdem nur für 'ne öffentliche Schule, auf die auch Wilson Gonzales Ochsenknecht und andere Unsympathen und Unsympathinnen (= kackdoofe Schlampen) gehen. Mit ihrer Clique auf einer Privatparty unterwegs, knallen ihr plötzlich die Synapsen durch. Pubertät, Alkohol, Drogen, Drehbuch - wer weiß das schon? Bald danach sieht sich Tina mit einem Wesen konfrontiert, welches so anmutet, als hätte das Android-Logo mit einem Klumpen Matsch kopuliert. Nach anfänglichem Angstgeplärre entwickelt sich eine Gremlins-eske Beziehung zwischen der adoleszenten Tina und dem titelgebenden Unwesen. Kein Wunder: Die beiden haben so viel gemeinsam - das findest Du nicht mal bei Schwiegergolem gesucht. Die Situation eskaliert schließlich, als sich das Wesen nicht mehr verstecken lässt...

Review

Der Nachtmahr* ist sicherlich kein Film, für einen Partyabend mit Freunden - außer Du machst 'ne Drogenparty. Die Inszenierung oszilliert zwischen Feierrausch-Synapsen-Fuck und manchmal etwas zu breitgetretener Melancholie. Reiß dich zusammen, Mädchen! Zwischendrin möchte man dem Kameramann Clemens Baumeister auch mal das Händchen (ruhig) halten. Aber da unterstelle ich dem Team einfach mal Absicht. Warum sich diverse Kollegen nun an den Weitwinkel-Bildern aufgeilen (positiv und negativ) kann ich weniger nachvollziehen - muss ich aber auch nicht.

Mitten im Leben... auf dem Schulhof
© Koch Media
Wichtiger ist, dass die Inszenierung überhaupt eine Wirkung hat. Sie verstört, berauscht und schrammt an der Grenze zum Unerträglichen - letzteres nur, wenn der Geräuschpegel plötzlich anzieht und technoide Musikgewalt die Boxen zerfickt. Könnte die Story an dieser Stelle nun mit der Inszenierung mithalten, wäre der Film ein Instant-Cult-Movie. Aber weniger subtil, als Achim es vermutlich wollte, entlarvt sich die kleine Kreatur als fleischliche Pubertäts-Metapher. Vor allem in Szenen, in denen das Chipstüten räubernde, mümmelnde kleine Monster zusammen mit dem Nachtmahr im Jugendzimmer vor sich hin assimiliert, lässt sich ein augenrollendes Schmunzeln nicht verkneifen. Das ist nun vielleicht Jammern an der falschen Stelle, denn faktisch reißt solch subjektives Augengerolle den Nachtmahr nicht in filmische Abgründe. 

Fazit

Der Nachtmahr* ist eine Perle des deutschen Genre-Kinos. Eine laute, groteske, traurige Perle. Pubertät ist oft nicht schön. Du siehst aus wie ein Pfund Gehacktes, entwickelst komische Gelüste und verstehst die Menschen nicht. All diese Gefühle hat Regisseur/Autor Akiz erfolgreich, wenngleich nicht makellos, in bewegte Bilder graviert, gemalt, gekotzt. Als Horrorfilm zu zahm, für einen Mystery-Film zu offensichtlich mag der Film sich genauso wenig in Schubladen stecken lassen, wie du dich mit 16.

Und Abseits all dessen, muss das Creature-Design Erwähnung finden. Eine nahezu perfekte Mischung aus Animatronik und CGI, lassen den Nachtmahr auf seine eigene Art und Weise so nah und echt wirken, so zerbrechlich und grotesk Gizmo-esk, dass ich schon jetzt am liebsten ein Exemplar auf dem Arm halten möchte.

In diesem Sinne,
MitLehmklumpenKuschelndes Cheerio und viel Spaß bei Eurer nächsten Pubertät

Euer Rob

Trailer zu Der Nachtmahr


Quelle: YouTube / Moviepilot Trailer

Disclaimer: Die DVD wurde mir vom Verleiher Koch Media zur Verfügung gestellt.
Der Text ist nicht gesponsert und gibt ausschließlich meine ehrliche Einschätzung wieder.

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2 Kommentare:

  1. Hi Robert,

    vielen Dank für das wirklich interessante Gespräch am Freitag.

    Da du deinen Blog erwähnt hast, hab ich mich auf die Suche danach gemacht und hier gleich mal eine Review gefunden, die wunderbar an unsere Unterhaltung anknüpft, wie ich finde :-)

    Wir hatten ja den deutschen Horror- und Independent-Film thematisiert. Mit "Der Nachtmahr" haben wir doch eigentlich in meinen Augen genau so ein Stück deutsches Kino abseits der abgetretenen Pfade vor uns, wie wir uns das gewünscht haben, findest du nicht?

    Alleine schon den Mut, den man dem Film überall anmerkt, fand ich direkt erfrischend.

    Aus deiner Review lese ich heraus, dass du ihn gerne noch mehr gemocht hättest, ihn aber trotz allem handwerklich nicht gut genug dafür fandest. Korrekt?

    Ich verstehe deinen Standpunkt, ich fand auch nicht alles rund an dem Film, aber gerade dass er so edgy war fand ich auch wieder gelungen. Er wirkte (abseits von Herrn Ochsenknecht) so gar nicht wie deutsches Standardkino.

    Regisseur und Autor Akiz hat auch größte Opfer auf sich genommen, um den Film privat finanzieren zu können, weil ihn niemand machen wollte. Deshalb fällt das für mich in den Bereich Low/No Budget und hatte definitiv Eier.

    Alles in allem finde ich: Ja, du hast Recht, nicht alles in diesem Film funktioniert. Aber dennoch wünsche ich mir viel mehr solches Kino aus Deutschland. Für mich definitiv einer spannendsten deutschen Filme der letzten Jahre (neben „Viktoria“).

    Liebe Grüße,
    Frank

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    1. Hi Frank,

      wow, da fühle ich mich ja schon mal geehrt. Allem voran stimme ich Dir zu: DER NACHTMAHR verlässt die ausgetretenen Pfade. Manchmal sogar wie ein trotziger Wanderer. Die asphaltierte Filmstraße lag wohl manchmal vor Akiz und er so: "Nöö, wir brauchen mehr Wackelkamera." Aber ungeachtet dessen gehört er definitiv auf die Liste von Filmen, die man zum Thema "Neuer Deutscher Genrefilme" auf jeden Fall mal gesehen haben sollte.

      Da fällt mir ein. Sollte ich so eine Liste auch mal machen? o.O

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